Gestern Abend hatten wir lange überlegt, was wir uns heute an Silvester noch anschauen wollen. Verlockend war eine Schlagzeile vom Tiergarten Schönbrunn, wo in der gestrigen Nacht zwei kleine Pandabären zum ersten Mal die Baumhöhle verlassen und ihr Gehege erkundet hatten. Wir entschieden uns letztendlich gegen einen Zoobesuch und fuhren am Vormittag erst einmal zum Wiener Zentralfriedhof, auf dem Musiker wie Beethoven, Brahms und Strauss, aber auch Falco und Udo Jürgens beerdigt sind. Die einzelnen Gräber sind online mit Lageplan versehen und daher ohne großes Suchen zu finden.
Die im Jugendstil gestaltete Friedhofskirche lohnte auch einen Besuch von innen.
Zurück in der Innenstadt erwarteten uns äußerst lebendige Menschenmassen, die sich bereits am frühen Nachmittag durch die Stadt drängten. Im Vergleich zu den letzten Tagen war dies nochmal eine Steigerung, die wir so eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hatten. Und so gestaltete sich auch die Suche nach dem obligatorischen Kaffeehaus für unseren Nachmittagskaffee recht schwierig. Nachdem die Onyx-Bar am Stephansplatz an Silvester geschlossen hatte und die Loosbar aus den Nähten platzte, versuchten wir es im Delikatessengeschäft Julius Meinl am Graben, doch dort waren freie Plätze weder im Restaurant im ersten Stock noch an der Kaffeebar unten zu kriegen, wir mussten uns mit dem Kauf von Espressobohnen als Andenken begnügen.
Beim Demel sah es auch nicht besser aus, die Schlange zum Café reichte im Verkaufsraum bis zur Tür. Schließlich entdeckten wir, dass beim Café Griensteidl nur eine Handvoll Menschen vor der Tür auf Einlass warteten. Nach etwa 10 Minuten in der Schlange waren auch wir an der Reihe, das Café zu betreten und anschließend in guter alter Tradition ein Stück Mohntorte und einen Kaiserschmarrn zu bestellen.
Alex war ein wenig enttäuscht, dass wir keinen Platz im sicherlich ansprechenderen Ambiente des Café Central im Palais Ferstel ergattern konnten, aber die Schlange, die wir später vor dem Café sahen, war mindestens dreimal so lang.
Auf dem Rückweg zum Stephansplatz kamen wir am Globenmuseum vorbei, und da unser Reiseführer eine gute Bewertung vergeben hatte, statteten wir dem Museum kurzerhand noch einen Besuch ab. Neben Erdgloben, die bis ins Jahr 1536 zurückdatiert werden können, sind auch Darstellungen des Himmelszeltes zu sehen und bestaunen.
Am Stephansplatz angekommen, drängten wir uns noch in den Dom, mussten aber feststellen, dass eine Besteigung des Südturms heute nicht mehr möglich war. Unseren Schmerz darüber spülten wir mit einem (nicht ganz standesgemäßen) Glas Champagner an einem der vielen Stände des Silvesterpfads hinunter – sicherlich nicht das letzte Gläschen heute.
Um halb acht verließen wir unser Hotel, um fußläufig das (zum Glück frühzeitig von zuhause aus reservierte) Restaurant Wiener für unser Silvestermenü aufzusuchen. Das sehr gute siebengängige Menü wurde uns in knapp zwei Stunden serviert, sodass wir anschließend sehr froh über den Verdauungsspaziergang zurück zum Hotel waren:
Glas Moet Chandon
Amuse-Gueule (Jakobsmuschel)
Dreierlei Tatar vom Rind, vom Lachs und von der Roten Rübe
Kokos-Zitronengras-Suppe mit Geflügelsaté
Gebratene Barbarieente auf Safran-Risotto und Granatapfelsauce
Yellowfin Tuna in Pfeffer-Sesam-Kruste mit Erdäpfel-Wasabi-Espuma und violettem Karfiol
Nougat-Mandelpraline mit Erdbeer-Limetten-Kompott, Vanilleschaum und Erdbeer-Caipirinha-Shooter