Heute durften wir uns selbst ein Bild davon machen, warum die Great Ocean Road als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt gilt. Unsere bisherigen Reisen führten uns bereits im Westen der USA auf dem Highway No 1 von Los Angeles nach San Francisco und in Südafrika entlang der Garden Route von Kapstadt nach Port Elizabeth.
Das Wetter wollte zu Beginn nicht so richtig mitspielen und wir befürchteten, die spektakuläre Küste nur mit bedecktem Himmel sehen zu können – und das ist nur halb so schön wie im strahlenden Sonnenschein. In Apollo Bay dominierten zunächst noch grasbedeckte Hügel die Szenerie und zum ersten Mal konnte man auch Schafe (die uns in Neuseeland voraussichtlich noch viel öfter begegnen werden) in größerer Anzahl sehen.

Der erste Teil der Strecke führte von Apollo Bay entlang der “Shipwreck Coast” (zu deutsch: Schiffswrack-Küste) bis zum “Moonlight Head”, der höchsten Klippe auf australischem Festland. Die Küste trägt nicht umsonst diesen Namen, vor der felsigen Küste liegen auf einer Strecke von 130 Kilometern etwa 80 Schiffswracks. Am Shipwreck Beach wie auch am Aussichtspunkt “The Gables” bekamen wir bei noch bedecktem Himmel einen Eindruck von dem, was uns noch erwarten sollte. Jochen musste natürlich die steilen Stufen bis zum Strand runter und wieder hoch und war danach einigermaßen platt. Zudem hatte er sich in der Brandung nasse Füße eingefangen – was macht man nicht alles für ein gutes Foto.


Der sicherlich bekannteste Küstenabschnitt an der Great Ocean Road sind die sogenannten “Zwölf Apostel”, vor der Küste stehende, bis zu 60 m hohe Kalksteinfelsen. In Kapstadt hatten wir bereits Bekanntschaft mit einer Felsformation gemacht, die ebenfalls diesen Namen trägt, nur waren es dort 18 Bergkuppen. An der Great Ocean Road nahm man es mit dem Zählen auch nicht ganz so eng. Zum Zeitpunkt der Namensgebung 1950 existierten nur neun Felssäulen. Durch den Einsturz weiterer Felsen im Jahr 2005 und 2009 ragen aktuell eigentlich nur sieben Felsen aus dem Meer. Der Name “Die Glorreichen Sieben” wäre also eigentlich angebrachter – wenn es irgendwann nur noch sechs sind, würde sich “Super Sechs” anbieten und bei nur noch fünf Kalksteinfelsen vielleicht “Fünf ist Trümpf”. An den Aussichtsplattformen der Zwölf Apostel war dann auch der meiste Trubel und Busladungen von Touristen machten sich daran, die Felsen abzulichten. Pünktlich um 14 Uhr zu unserer Ankunftszeit war der Wettergott gnädig und ließ die Sonne hervorkommen, die uns dann den ganzen Nachmittag begleitete.


Aber auch unter den Touristen gab es Motive, die es zu bestaunen gab. Vor allem die asiatischen Urlauber, die deutlich in der Überzahl waren, gaben gute Fotomotive ab. Man musste also gar nicht unbedingt aufs Meer hinausschauen, um Interessantes zu entdecken.


Die weiteren Stopps, mit zum Glück deutlich weniger Andrang, aber ebenso sehenswert, folgten dann in relativ kurzem Abstand.
Am “Loch Ard Gorge” strandete im Jahr 1878 der Klipper namens Loch Ard, von den 54 Passagieren überlebten nur zwei den Untergang. Heute tummeln sich hier am Strand bei strahlendem Sonnenschein die Touristen.

Besonders farbenfroh war das Meer an dem Felsbogen “The Arch”. Die weiße Gischt zeigt, mit welcher Wucht das Meer gegen die Felsen schlägt. Man kann also gespannt sein, wie lange der Felsen diesen Naturgewalten widerstehen kann, bis ihm das gleiche Schicksal wie z.B. der “London Bridge” droht, die wir kurze Zeit später ansteuerten.

Die Felsformation “London Bridge” bestand aus einem Doppelbogen und einer Verbindung zum Festland, bis am 15. Januar 1990 unerwartet der erste Bogen einstürzte. Zwei Touristen, die sich zum Zeitpunkt des Einsturzes auf dem Felsen befanden, mussten mit dem Helikopter gerettet werden.

Der letzte Stopp für heute war kurz darauf bei “The Grotto”. Hier ließen es sich zwei unerschrockene Italiener nicht nehmen, ihren Astralkörper trotz eisiger Wassertemperaturen in den Felsenpool zu stürzen. Fotos von den gut gebauten, nur mit Badehose bekleideten Südländern können bei Alex angefragt werden :-). Hier nur das viel langweiligere Postkartenmotiv.

Ab Warrnambool dominierten bereits abgeerntete Kornfelder und riesige Rinderherden, die im Gegensatz zur Ostküste rund um Rockhampton wenigstens auf saftigen Weiden grasen durften, die Landschaft.
