Auf dem Weg nach Camagüey machten wir nach einer Stunde Stopp in Sancti Spíritus. Die erste Besichtigung des Tages widmeten wir einem Café, wir bestellten einen Espresso sowie ein Wasser mit Kohlensäure und ließen den Besuch der Stadt gemächlich angehen. In einigen gepflasterten und mit bunten Häuschen gesäumten Altstadtgassen erinnerte die Stadt an Trinidad – jedoch ohne Restaurants, Bars und Touristen fehlte den Gassen die Atmosphäre. Vielleicht lag es auch daran, dass in den Straßen die Durchfahrt für Pferdefuhrwerke verboten war.
Die Einkaufsstraße Boulevard war im Gegensatz zu den gepflasterten Straßen deutlich belebter.
Das Wahrzeichen der Stadt ist die Puente Yayabo, eine Brücke über den gleichnamigen Fluss. Fließen konnte das Wasser noch, aber der Geruch zeugte davon, dass die eigentliche Bestimmung des Yayabo darin liegt, die Abwässer der Bevölkerung aus der Stadt hinauszubefördern.
Die Landschaft auf dem Weg nach Camagüey war nahezu komplett eben, Zuckerrohranbau und Rinderzucht bestimmten hier das Landschaftsbild. Während der dreistündigen Fahrt legten wir immer dann einen Stopp ein, wenn die Rinderherden am Straßenrand ein lohnendes Motiv abgaben. Die erste Herde, die das Kriterium für eine Fotopause erfüllte, wanderte gerade entlang des Zauns zu einem anderen Weidegrund. So ganz geheuer war ihnen der Fotograf nicht. Sie hätten sich gar nicht fürchten müssen, für Jochen gab es abends Spaghetti mit Gemüse und der Belag von Alex’ Pizza bestand lediglich aus rohem Schweineschinken.
Kurz darauf stand eine Herde Büffel auf der Weide, definitiv ebenfalls ein Grund, kurz für ein Foto anzuhalten. Eines der Tiere hatte eine sehr ungewöhnliche Deformation seiner Hörner: anstatt nach oben wuchsen die Hörner gerade nach unten.
Kurz vor Ankunft in Camagüey machten wir eine für uns völlig neue Erfahrung in Kuba: es begann zu regen, und als wir an der Unterkunft ankamen, schüttete es wie aus Eimern. Nach kurzer Zeit hatte Petrus jedoch ein Einsehen, drehte den Wasserhahn zu und wir konnten uns zum Einchecken in unserer Casa aufmachen.
Der anschließende kurze Gang durch die Altstadt von Camagüey zum Abendessen führte uns in das Restaurant La Isabella. Das mit Filmplakaten dekorierte Lokal erinnert an die aus Camagüey stammende Schauspielerin Isabel Santos, die Stühle tragen alle Namen berühmter Regisseure und die Speisekarte ist als Filmklappe aufgemacht. Das Restaurant überzeugte aber nicht nur durch sein Interieur, sondern auch durch sein gutes Essen.
Auf dem Nachhauseweg erregte laute Musik unsere Aufmerksamkeit: im Inneren eines Hauses übten junge Kubaner/-innen Tanzschritte. Damit ist klar, warum die Tanzbewegungen bei den Einheimischen elegant und den Touristen oftmals ein wenig hölzern wirken: wem von Kindesbeinen an die Schritte beigebracht werden, ist natürlich klar im Vorteil.
Da jeder das tun soll, was er am Besten kann, machten wir uns auf zur Bar El Cambio und genehmigten uns einen ausgesprochen guten Cocktail. Die Bar erinnerte mit ihren zugetexteten Wänden und Sprüchen an die Bar La Bodeguita in Havanna – bis auf die Tatsache, dass Ernest Hemingway es nicht bis nach Camagüey geschafft hatte.