Trinidad (Kuba) 17.03. – Ab ins Hinterland

Etwa 20km nördlich von Trinidad liegt auf 800m Höhe inmitten der Sierra de Escambray der Kurort Topes de Collantes – unser Ziel für heute, auch wenn wir trotz mittlerweile fast sechsmonatiger Reise noch keine Kur nötig haben. Bereits unter Diktator Batista wurde die Höhenlage für den Bau eines Tuberkulosezentrums genutzt: für die Gäste wurde ein monströser Hotelkomplex, das Kurhotel Escambray, inmitten der Berge geschaffen.

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Kurhotel Escambray

Von Trinidad aus hatten wir bereits die bewaldeten Berghügel im Hinterland gesehen, die Straße dorthin war entsprechend steil und kurvenreich. Unterwegs gab es einen Aussichtspunkt mit Blick Richtung Trinidad und die nicht weit davon entfernte Küste.

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Mirador
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Blick vom Mirador zur Küste

Die Sierra de Escambray ist aufgrund der Höhe eines der wichtigsten Kaffeanbaugebiete der Insel, und so steuerten wir als Erstes die Casa del Café an, wo es für uns einen Espresso als kleinen Muntermachter gab. Gleich nebenan führte ein kurzer Rundweg durch eine Anlage unterschiedlicher Kaffeesträucher in den Varianten Arabica und Robusta. Die Pflanzen blühten gerade und in den Bäumen hörten wir Vogelgezwitscher – die Entdeckung der Vögel war aber wie immer schwierig.

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Arabica-Kaffee
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Noch ein weiter Weg bis zum Espresso

In der Umgebung boten sich einige Möglichkeiten, sportlich aktiv zu werden. Wir fuhren zum Park La Represa und machten eine kleine Wanderung durch den Wald, wobei wir eine wacklige Brücke über den Río Vegas Grande überwinden mussten. In Kuba sind wir uns nie wirklich sicher, wann die Wege, Treppen und Brücken das letzte Mal gewartet worden sind. Auch auf dem Rundweg hörten wir immer wieder die gleichen Vogelstimmen und konnten endlich auch den Verursacher lokalisieren: wir hatten doch tatsächlich den Nationalvogel Kubas, den Tocororo, vor die Linse bekommen. Der Vogel aus der Familie der Quétzal, den wir bereits in Costa Rica gesehen hatten, symbolisiert mit seinem blau-weiß-roten Gefieder die Nationalfarben Kubas.

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Rundgang im La Represa

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Nationalvogel Kubas: der Tocororo

Auf dem Rückweg stoppten wir noch kurz im Museo de Arte Cubano Contemporáneo, in dem kubanische Künstler ihre Werke – im Wesentlichen Gemälde – ausstellten. Auch das Gebäude, eine Senatorenvilla aus den 1940er Jahren, war sehenswert. Etwas weiter stand der Rohbau eines Hauses, das sicherlich einen Designpreis gewonnen hat: warum an jeder Ecke eine Wendeltreppe nach oben führt, erschloss sich uns nicht, aber der Architekt wird sich mit Sicherheit etwas dabei gedacht haben.

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El Museo de Arte Cubano Contemporáneo
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Treppen ins Nichts

Da uns in den letzten beiden Tagen die Siesta nachmittags zur heißesten Zeit gut getan hatte, gab es anschließend wieder eine späte, dafür aber längere Mittagspause. Vor dem Abendessen fuhren wir zum Plaza Carillo, um die Beiträge der letzten Tage hochzuladen.

Am Abend spielten wie am Vortag verschiedene Musikgruppen auf der Treppe vor der Casa de la Musica. Die erste Band erfüllte noch die Erwartungen der Zuhörer: kubanische Klänge mit vierköpfiger Bläsergruppe arrangiert erklangen in der abgekühlten Abendluft. Bei der zweiten Band hatten wir uns schon über Mischpult und Laptop gewundert: bei der Ankündigung erklärte sich das aufwendige technische Equipment, es war die französische Band Jack and the Giant Bean engagiert worden, die mit Unterstützung der EU durch ganz Kuba tourt, um den kubanisch-französischen Musikaustausch zu fördern. Den Musikstil, den die Gäste dann zu hören bekamen, war ein Mix aus Bon Jovi zu Zeiten des Albums “Blaze of Glory” und den Counting Crows – jetzt könnt Ihr Euch bestimmt genau vorstellen, wie das klang. Die vielen Busgruppen, die nach dem Abendessen zur Casa de la Musica aufgebrochen waren, um die Nachfolger des Buena Vista Social Clubs zu erleben, waren mehr als enttäuscht. Nach zwei Wochen Kuba und ähnlicher Musik an jeder Ecke und in nahezu jedem Restaurant waren wir für ein wenig Abwechslung dankbar.

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Treppe vor der Casa de la Musica
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Jack and the Giant Bean

Der junge Che Guevara war übrigens völlig lebendig und ohne auch nur ein Jahr gealtert zu sein unter den Gästen: natürlich war es nur eine Kopie, doch der junge Mann wusste um seine Ähnlichkeit mit dem Revolutionshelden – nicht umsonst trug er eine auffallend rote Kappe und das Konterfei von Che auf seinem Shirt.

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Che’s Doppelgänger

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