Vor dem Frühstück testete Jochen bereits das “Camagüey Highspeed Internet – To Go“, um die Beiträge der letzten beiden Tage hochzuladen. Was damit gemeint ist? “Highspeed“, da zu dieser Uhrzeit – kurz nach sieben Uhr morgens – noch keine anderen Nutzer die Kapazitäten des Internetzugangs beanspruchten, und “To Go“, da der Zugang nicht von der Casa aus genutzt werden kann, sondern man sich auf den Platz vor der Kathedrale setzen muss, um Kontakt mit der Außenwelt herzustellen.
Die heutige Fahrstrecke nach Santiago de Cuba betrug 340 km und führte zu Beginn an Rinderherden vorbei, die auf trockenen Weiden grasten. Danach änderte sich die Landschaft und Zuckerrohranbau und Bananenplantagen waren bestimmend. Einige Kilometer vor Santiago de Cuba sahen wir bereits die Berge der Sierra Maestra. Zwischendurch gab es immer wieder Durchhalteparolen, doch weniger für uns, sondern mehr für die Bürger Kubas.

Einer von zwei Zwischenstopps des heutigen Tages war in Bayamo: die Suche nach einer Bar gestaltete sich nicht gerade einfach, da die Empfehlung des Reiseführers geschlossen war, aber dann hatte der Kaffeegott doch noch ein Einsehen und bescherte uns eine Espressobar. Die Stadtbesichtung musste aufgrund mangelnder Orientierung entfallen, da wir es in mehreren Anläufen nicht schafften, die Namen der Straßen im Reiseführer mit denen im Navi und der Szenerie vor Ort übereinander zu kriegen. Also blieben wir auf dem Platz mit einem Reiterstandbild und einer Statue für einen Musiker sitzen und beobachteten das sonntägliche Unterhaltungsprogramm für die Kinder, das aus Kutschfahrten oder Dreiradfahren bestand.



Zwanzig Kilometer vor Santiago de Cuba statteten wir in El Cobre der bekanntesten Wallfahrtskirche in Kuba einen Besuch ab. Am Nachmittag – die Messe anlässlich des Palmsonntags hatte sicherlich morgens bereits stattgefunden – waren nur wenige Gläubige vor Ort, in Mexiko hatten wir bei der Wallfahrtskirche Guadelupe ganz andere Szenen erlebt. In El Cobre verehrt man die Virgen de la Caridad del Cobre, eine Marienstatue, die Fischer während eines Sturms im Meer fanden: als sie diese mit an Bord nahmen, schwächte sich der Sturm ab und sie konnten wohlbehalten an Land zurückkehren. El Cobre ist – wie es der Name, der übersetzt Kupfer bedeutet, bereits aussagt – für seine Minen bekannt. So sieht es aus der Ferne betrachtet so aus, als ob die Kirche direkt am Fuße einer Abraumhalde erbaut worden sei.


Kurz nach der Ankunft in Santiago de Cuba während des Eincheckens in unserer Casa passierte dann der nicht nur für unsere Gastgeber Carlos und Ithania, sondern hoffentlich für alle Kubaner historische Moment: Barack Obama landete mit der Air Force One auf dem Flughafen von Havanna – zum ersten Mal seit der Machtübernahme von Fidel Castro besuchte ein amerikanischer Präsident Kuba. Im kubanischen Fernsehen wurde das Ereignis live übertragen. Bleibt zu hoffen, dass dies der Anfang einer besseren und weniger isolierten Zukunft von Kuba ist.

Wir stellten uns die Frage, ob Barack Obama auch in einer Casa für 25 CUC übernachtet, 4 CUC für sein Frühstück bezahlt und ob er in einem Oldtimer amerikanischer Bauart durch die Stadt kutschiert wird – aber vor allem, ob er sich auch eine Etecsa-Zugangskarte für 2 CUC besorgt und den Zugagangscode freirubbelt, um eine Stunde lang das Internet nutzen zu können.
Von der Dachterasse unserer Casa konnten wir bei einer gekühlten “Limonada natural” am Abend den Sonnenuntergang über Santiago de Cuba genießen.

