Bei unserem ersten Besuch in Korfu Stadt waren wir nachmittags durch die Altstadt geschlendert, hatten dabei einen wunderschönen ersten Eindruck bekommen, uns aber Sehenswürdigkeiten, die einen Eintritt oder festgelegte Öffnungszeiten erfordern, für einen spätere Besichtigung aufgespart: Dieser Tag war heute gekommen.
Bereits um kurz vor acht riss uns der Wecker aus dem Schlaf und 40 Minuten später waren wir auf dem Weg zum Schloss Achilleion, das 1889-1891 im Auftrag der österreichischen Kaiserin Sissi erbaut wurde und etwas südlich der Inselhauptstadt gelegen ist.
Bevor Touristenmassen die Insel eroberten, war demnach bereits die österreichische Kaiserin der Schönheit der Insel erlegen. Obwohl wir recht früh am Schloss ankamen, blockierten schon etliche Ausflugsbusse die Zufahrt bzw. den Parkplatz und es drängten sich bereits einige Reisegruppen durch die Räume des Schlosses. Wir versuchten uns entgegen der Laufwege der anderen durch das Schloss zu bewegen, was in den meisten Fällen ganz gut funktionierte.
Durch eine prunkvolle Eingangshalle mit imposantem Deckengemälde und wunderschönem Treppenaufgang, einer Kaiserin wahrlich angemessen, betraten wir das Schloss.
Nur um einen kleinen Eindruck von der Welt um uns herum zu vermitteln hier ein Bild, das den Normalzustand in der Eingangshalle darstellt: Das Schloss ist berechtigterweise eine der Hauptattraktionen der Insel und der Andrang damit nachvollziehbar.
War das Innere des Schlosses schon beeindruckend, so ist das Peristyl nicht weniger imposant, ein Hof mit einer Säulenhalle, in dem sich Zeugnisse der griechischen Mythologie finden lassen: Statuen der neun Musen schmücken den Innenhof.
Einige Meter unterhalb der Terrasse steht im Garten die Statue des Sterbenden Achill, der verzweifelt versucht, den Pfeil aus seinem Fuß zu ziehen. Kaiser Wilhelm, der das Schloss 1907 kaufte, konnte mit einem sterbenden Helden nichts anfangen und errichtete am Ende des Gartens die Statue des Siegreichen Achill mit einer Höhe von 5,50 Metern.
Am Schlosseingang stand ein Sissi-Denkmal – für jede Touristin ein perfektes Motiv, sich daneben ablichten zu lassen. Allerdings konnten es nicht alle mit der Anmut und der Eleganz der Kaiserin aufnehmen – wir versuchten es erst gar nicht.
Was für einen schönen Ort sich die Kaiserin für ihr Schloss ausgesucht hatte, konnten wir noch einmal richtig nachvollziehen, als wir uns in der Nähe in das Café Bella Vista setzten und den Blick in Richtung Korfu Stadt und die albanische Küste genossen. Von hier aus hat man zudem einen tolle Sicht auf die startenden und sich im Landeanflug auf Korfu befindenden Flugzeuge.
An dieser Stelle möchten wir uns von ganzem Herzen bei den Griechen für einige deutsche Mitbürger entschuldigen – insbesondere die beiden Männer, die den Platz hinter uns im Café einnahmen. Wie peinlich ist es denn, mit einer Kapitänsmütze im Urlaub rumzulaufen? Das erinnerte doch sehr an einen Werbespot der Flensburger Brauerei.
Nach Genuss unseres ersten korfiotischen Ingwerbiers, hier “Tsitsibira” genannt, fuhren wir weiter: Als Korfu sich unter dem Einfluss der britischen Krone befand (1815-1864), wurde das neoklassizistische Schlösschen Mon Repos gebaut, in dem sich auch Kaiserin Sissi im Jahr 1861 für drei Monate auf einer ihrer Griechenland-Reisen aufhielt – ihr Schloss Achilleion war zu dieser Zeit noch Zukunftsmusik.
Bekannt wurde Mon Repos allerdings dadurch, dass hier Prinz Phillip, der Ehemann von Königin Elisabeth II. von Großbritannien, im Jahr 1924 geboren wurde. Das Schloss beherbergt heute ein kleines Museum, dessen Besuch wir uns allerdings schenkten. Wir spazierten lieber durch den Park mit alten knorrigen Oliven- und riesigen Ficus-Bäumen bis zu den Ruinen eines Dorischen Tempels aus dem fünften Jahrhundert.
Nach kurzer Autofahrt erreichten wir die Spitze der kleinen Halbinsel Kanoni, auf der sich auch der Flughafen der Insel befindet. Von dort verbindet ein Steg das Festland mit einer kleinen vorgelagerten Insel, die komplett von dem Kloster Vlacherna eingenommen wird. Im Hintergrund sieht man die sogenannte “Mäuseinsel” Pontikonisi, die in der griechischen Mythologie ein vom Meeresgott Poseidon versteinertes Schiff darstellt.
Wir spazierten zum Kloster, umrundeten es einmal – was bei der Größe nicht wirklich lange in Anspruch nahm – und genossen den Blick zurück aufs Festland.
Auf dem Bild oben sind bereits die Cafés und Restaurants auf halber Höhe des Hangs zu erkennen. Trotz des steilen Aufstiegs zum Ausblick lockten uns die schattenspendenden Sonnenschirme und das damit verbundene kühle Getränk bei Temperaturen um die 30 Grad im Schatten magisch an.
Der Platz war zudem bestens geeignet, die startenden und landenden Flugzeuge zu beobachten. Zu Hause kämen wir wohl nicht auf die Idee, aber hier wurden wir zu sogenannten “Planespottern”: Menschen, die als Hobby Flugzeuge fotografieren.
Nun war es Zeit, noch einmal in die Altstadt aufzubrechen. In der Nähe der Esplanade fanden wir schnell einen Parkplatz und setzten uns erst mal auf eine der schattigen Bänke in den Arkaden des Café Liston. Hatten wir bei unserem abendlichen Besuch bereits festgestellt, dass zu jedem Getränk eine kleiner Snack gereicht wird, wurde dies auch am Nachmittag fortgesetzt – allerdings mit der Beigabe eines Eis am Stiels.
Im Reiseführer wurde der Besuch des Britischen Friedhofs empfohlen: Wie dort beschrieben sahen wir den 1927 geborenen George Psaila, der den Garten des Friedhofs trotz seines hohen Alters immer noch pflegt, Gäste durch den Park führt und mit Geschichten unterhält. Wir genossen die ruhige und schattige Atmosphäre und sahen sogar ein Exemplar der hier lebenden Griechischen Landschildkröte. Nur von den Stechmücken, die Alex heimsuchten, stand im Reiseführer nichts.
Auf dem dem Rückweg vom Friedhof schlenderten wir noch einmal durch die Gassen der Altstadt, erstaunlicherweise waren heute sehr wenige Touristen unterwegs, ein schlechter Tag für alle Souvenirverkäufer. Kurz vor sechs machten wir uns auf den Weg zum Italiener Da Giovanni nahe der Esplanade. Ein freundlicher Sizilianer bediente uns, und auch seine Pizza sowie der Espresso danach bekommt von uns eine klare Empfehlung.
Hatten wir bereits beim Bummel durch die Altstadt die Vorbereitungen einer Hochzeit vor der Kirche beobachtet, sahen wir auf dem Weg zu unserem Parkplatz, wo die Feier stattfand: im Restaurant NAOK Azur des Wassersport Clubs mit Blick auf die Alte Festung. Was eine Location! Nur das Brautpaar ließ sich, so lange wir die Szenerie beobachteten, nicht blicken – vielleicht waren sie noch beim Fotoshooting.