Whistler (Kanada) 05.09. – Gipfel-Hopping

Whistler hat es ganz offensichtlich geschafft, sowohl im Winter Touristen mit seinen Skipisten anzulocken, als auch ein tolles Angebot für Sommeraktivitäten zu bieten. Insgesamt zählt der Ort drei Millionen Übernachtungen pro Jahr, 45% davon im Winter und 55% in den Sommermonaten. Die Sommergäste kommen, um sich die Bergwelt anzuschauen oder mit dem Mountainbike auf Downhill-Parcours waghalsig den Berg hinunterzustürzen. Wem das noch nicht als Beschäftigung ausreicht, der kann weitere Freizeitangebote nutzen wie Golfen oder mittels Ziplining über die Baumwipfel gleiten.

Das Skigebiet von Whistler und damit die mit Seilbahnen erschlossene Bergwelt erstreckt sich im Wesentlichen an den Hängen der beiden Berge Whistler Mountain (2182 m) und Blackcomb Peak (2440 m). Vom Ort gehen Bahnen zu beiden Gipfeln hinauf – aktuell ist die Gondel zum Blackcomb wegen Instandhaltungsarbeiten geschlossen, die Vorbereitungen auf die Wintersaison laufen auf Hochtouren.

Beim Anstehen vor der Bergbahn waren wir in guter Gesellschaft mit einer Vielzahl von Mountainbikern, die sich und ihr Bike den Berg hinauf transportieren ließen. Wir kauften zwei Tages-Tickets und nach 25 Minuten Fahrt mit der Kabinenbahn Whistler Village Gondola  befanden wir uns auf 1.850m Höhe.

Blick zurück ins Tal auf Whistler und den Green Lake

Von der Bergstation gab es bereits einen guten Rundumblick auf die Bergwelt. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, mit dem Sessellift Peak Chair die letzten 400m Höhendifferenz bis auf den Gipfel des Whistler Mountain zu überwinden, doch wir wolten zunächst zum Gipfel des Blackcomb mittels der Peak to Peak Gondola, die seit 2008 die beiden Berggipfel miteinander verbindet. Diese Gondel fährt auf einer Länge von 3.024m ohne Seilbahnstütze und hängt an der tiefsten Stelle immer noch 436m über dem Tal. Unbeeindruckt von den nüchternen Fakten genossen wir die 11 Minuten dauernde Fahrt mit permanentem Blick auf das im Tal liegende Whistler.

Die silberfarbenen Gondeln haben ein Stück Glasboden eingebaut, der Blick aus dem Fenster der roten Gondeln ist aus unserer Sicht aber sehenswerter

Auf dem Blackcomb sah es nach Großbaustelle aus, die Bauarbeiten für eine weitere Kabinenbahn sind in vollem Gange und stören ein wenig die Ruhe der Bergwelt.

Großbaustelle auf dem Blackcomb
Mit ein bisschen Mühe und leichten Verrenkungen bekommt man doch ein einigermaßen akzeptables Foto hin

Auf dem Weg zum wenige Meter von der Bergstation entfernten Restaurant mit Terrasse kommt man am Hubschrauberlandeplatz vorbei, der für Besucher geschlossen ist. Hier entdeckten wir jedoch ein Tier, nach dem wir in Jasper vergeblich Ausschau gehalten hatten: Ein Murmeltier – dessen Pfeifen Whistler den Namen gab – genoss die wärmenden Strahlen der Spätsommersonne.

Murmel Murmel

Auf der Terrasse des Christine’s machten wir es ihm im Anschluss nach – ganz ohne Pfeifen, vielleicht mit ein bisschen Murmeln.

Bei der Fahrt zurück zum Whistler Mountain zeigte es sich wieder einmal, wie schwierig es ist, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Der plötzliche Ruf eines Mitreisenden in der Gondel: “There is a bear” löste bei Jochen Hektik aus – nach Aufreißen des Kamerarucksacks und Objektivwechsel fehlte die Zeit und Sorgfalt, die richtigen Einstellungen für die Kamera zu wählen. Die beiden Schwarzbären sind auf dem Foto also mehr oder weniger verschwommen nur als schwarze Punkte zu erkennen. Aber wir haben sie gesehen!

Zwei schwarze Flecken – eindeutig als Bären identifizierbar

Zurück auf der Bergstation des Whistler Mountain spazierten wir über einen kurzen Fußweg zur Talstation des Peak Chair, einem Sessellift zur Beförderung auf den Gipfel des Whistler Mountain mit weiteren Attraktionen neben dem herrlichen Rundumblick.

DIe letzten Meter bis zum Gipfel geht es im Sessellift

Seit 2018 überspannt die 130m lange Hängebrücke Cloudraker Skybridge eine Schlucht am Gipfel des Whistler Mountains. Die Brücke schwankt durch die darüber laufenden Besucher ganz ordentlich, und wir waren froh, als wir auf der anderen Seite der Brücke wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

Zum Glück wackelt die Hängebrücke nicht allzu sehr

Am Ende der Hängebrücke ragt eine Aussichtsplattform 12 Meter ins Nichts hinaus und gibt tolle Blicke auf die Berge und ins Tal frei. Whistler bemüht sich ohne Zweifel sehr, den Touristen noch mehr Attraktivität zu bieten.

Ist nur was für schwindelfreie Besucher

Hier noch ein paar weitere Eindrücke vom Gipfel des Whistler Mountain:

Dankenswerterweise haben bereits andere Touristen beim Aufbau schöner Fotomotive mitgeholfen
Ein Inuksuk im Logo der Olympischen Winterspiele in Vancouver 2010 – auch bei den Mountainbikern beliebt
Der nächste Reinhold Messner

Nach erneuter Fahrt mit der Peak to Peak Gondola in der Hoffnung, noch einmal Bären zu sehen und diese nun mit der richtigen Kameraeinstellung zu fotografieren, machten wir uns – leider ohne Bärensichtung – zusammen mit einem holländischen Paar auf den Weg ins Tal. Wir entdeckten, dass Whistler ebenfalls ein Nobelhotel der Fairmont-Kette beherbergt – dieses Mal allerdings beließen wir es mit einem Foto aus der Seilbahn heraus.

Auch in Whistler kann man prunkvoll residieren

War unsere lange Kleidung für die Berggipfel angemessen, kamen wir im Tal bei 26 Grad und Sonnenschein ordentlich ins Schwitzen und beschlossen, erst einmal einen Kleidertausch vorzunehmen. Im Anschluss schlenderten wir ein wenig durchs Whistler Village und beobachteten vom Black’s Pub aus die Mountainbiker, die sich die letzten Meter der Abfahrt ins Tal runterstürzten.

Whistler Village

Das geht schon noch ein bisschen schneller

Nach dem Adrenalinkick geht’s jetzt erst mal unter die Dusche

Die für das Abendessen präferierte Variante endete vor der geschlossenen Eingangstür der Pizzeria Antico, wir waren gezwungen, uns nach einer Alternative umzuschauen. Direkt gegenüber unserer Unterkunft fanden wir im Pasta Lupino zwei Plätze.

Ein Erlebnis der besonderen Art hatten wir dann noch später am Abend, als wir bereits im Bett lagen. Wir waren schon eingeschlummert, als plötzlich das Festnetztelefon klingelte. Auf der anderen Seite gab sich eine extrem schnell auf Englisch sprechende Dame als Mitarbeiterin von Microsoft aus, die uns mit Nachdruck deutlich zu machen versuchte, unser Rechner sei infiziert und wir müssten sofort mit ihr gemeinsam die Einstellungen an unserem Laptop ändern. Wir wimmelten den Quälgeist ab und lasen später im Netz, dass es sich um Betrüger handelt, die versuchen, Kontrolle über fremde Rechner zu bekommen. Sachen gibt’s.

Morgen steht die Fährüberfahrt nach Vancouver Island auf unserem Programm.

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