Goldrain (Südtirol) 19.09. – Schnatterpeck und Sissi lassen grüßen

Wie auch gestern starteten wir erst am Nachmittag Aktivitäten außerhalb der Ferienwohnung. Diejenigen innerhalb beschränkten sich darauf, das wie immer hübsch arrangierte Frühstück zu vertilgen, Blog zu schreiben und Korrektur zu lesen sowie die noch vorhandenen Lesevorräte zu verringern. Alex hatte ihre drei Bücher bis zum Aufbruch am Nachmittag durchgelesen, Jochen freute sich darauf, auch noch zu Hause in seiner Reiseliteratur schmökern zu können.

Guten Morgen!
Das hört ab Samstag auf – sehr schade!

Wenn man in Südtirol etwas über 500 Jahre Altes besichtigen möchte, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Schloss oder eine Kirche. Letzteres war heute auf unserer Entdeckungsreise durch den Vinschgau mal wieder der Fall: Um 15 Uhr nahmen wir in Lana an einer dreißigminütigen Führung durch die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt teil.

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

In der Kirche aus dem Jahr 1492 steht seit 1511 einer der größen Kunstschätze Südtirols, der sogenannte “Schnatterpeck Altar”, ein knapp 14m hoher und 7m breiter Flügelaltar, für den die Werkstatt des Mitte des 15. Jahrhunderts in Landsberg am Lech geborenen und 1479 nach Meran übersiedelten Bildhauers Hans Schnatterpeck acht Jahre zur Fertigstellung benötigte.

Kein Wunder, dass es acht Jahre gedauert hat, den Altar zu vollenden

Der Bau des Altars begann am Ende einer Blütezeit und zu Beginn von Umbrüchen in vielen Teilen der damals bekannten Welt, kurze Zeit später führten beispielsweise Missernten und Hungersnöte zu Bauernaufständen in Süddeutschland sowie in Tirol. In den folgenden Jahrhunderten wehrten sich die Einwohner von Lana erfolgreich dagegen, den spätgotischen Altar zu ersetzen. Ein vom damaligen Pfarrer bereits geordertes Bild für einen angedachten neuen, barocken Altar hängt nun an einer der Seitenwände des Innenraums.

Die Szenen des Altars erzählen Geschichten aus der Bibel und stellen im Zentrum die Dreifaltigkeit dar (Gottvater, Sohn und Heiliger Geist in Form einer Taube), während darüber die Marienkrönung zu erkennen ist. Links und rechts rahmen die fünf klugen Jungfrauen (mit Lampen und dazu notwendigem Öl versehen) und die fünf törichten Jungfrauen (nur mit Lampen, jedoch ohne Öl ausgestattet) die Szene ein: Die klugen Jungfrauen stehen für die christliche Seele, die sich in fünffacher Weise tugendhaft Gott zuwendet, während die törichten Jungfrauen die fünf Arten der fleischlichen Lust und Verdammnis symbolisieren – wenn das mal kein klarer Appell an den Menschen war, sich gottesfürchtig zu verhalten.

Die zentrale Szene des Altars, die Dreifaltigkeit in der Mitte, links Petrus, rechts Paulus
Gottvater mit Jesus in seinen Armen
Marienkrönung in der Mitte mit Heiliger Anna (links) und Heiliger Katharina (rechts)
Eine der vier Szenen aus den Flügeln des Altars – die Anbetung der Heiligen Drei Könige

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir draußen in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff. Wir waren fast schon ein bisschen spät dran, im Internet wurde eine Besuchszeit zwischen drei und sechs Stunden vorgeschlagen – als wir die Gärten erreicht hatten, blieben uns noch zweieinhalb Stunden für den Rundgang. Wir machten trotzdem das Beste daraus.

Los geht’s

Die Gartenanlage wurde im Jahr 2001 eröffnet und ist mittlerweile ein wahrer Touristenmagnet. Neben der Bewunderung der Pflanzenvielfalt geht es manch einem vielleicht auch darum, nachzuempfinden, wie Sissi sich hier gefühlt haben mag, als sie mit ihrem Hofstaat 1870 erstmals die eigens für sie prunkvoll eingerichteten und renovierten Räume der obersten Etage des Schlosses anmietete. Alle anderen sind sicherlich von der Blütenpracht und Pflanzenvielfalt der Gartenanlage überwältigt.

Überblick über die Anlage – auf der rechten Seite in beige das Schloss

Die Anlage unterteilt sich in vier Gartenwelten – Waldgärten, Sonnengärten, Wasser- und Terrassengärten und Landschaften Südtirols. Zudem bieten Aussichtsplattformen einen schönen Überblick über die Gärten und die umgebenden Berge. In einer Vogelvoliere lassen sich Aras und Loris beobachten, es gibt einen Garten für Verliebte (dort mussten wir natürlich auch hin) und eine Besichtigung des Tourismus Museums Touriseum im Schloss ist ebenfalls im Eintrittspreis enthalten – was wir leider aus Zeitgründen aber nicht mehr schafften.

Hier die schönsten Eindrücke von unserem zweieinhalbstündigen Rundgang:

Da sitzt sie ja noch, die Sissi – und wo ist der Franz?
Spätsommerliche Blütenpracht
Waren es nun 500 oder 700 Jahre, die der Olivenbaum bereits auf dem Buckel hat?
Blick von einer Aussichtsplattform mit sinnstiftendem Motto
Wo sind die Körner?
Oh weia, ich bin in den Farbeimer gefallen
Kletterkünstler, ganz ohne Seil und Haken
Ich krieg das Ding schon kaputt – wenn nicht heute, dann eben morgen
Im Garten für Verliebte – wo sind all die anderen?
Immer noch nichts zu sehen von anderen Liebespaaren
Verliebte kann auch ein kalter Wasserstrahl nicht trennen
Matteo Thun’scher Gucker – mit Blick in die untergehende Sonne
Alle bitte für das Foto in die gleiche Richtung schauen, danke!

Zum Abendessen fuhren wir nach Algund und speisten im riesigen Palmengarten des Restaurants Gstör. An der Musikauswahl mit rein deutscher Musik muss noch gearbeitet werden, ansonsten ging alles zügig und reibungslos, und geschmeckt hat es auch noch!

Hier finden alle Geschmäcker was, ob Südtiroler Küche, Hamburger oder sogar Mexikanische Küche – und wem das immer noch nicht reicht, geht nebenan in die Pizzeria Gstör
Schweineschitzel mit Pommes – klassisch und gut
Spinatspätzle mit Pfifferlingen, Penne auf Hirtenart und Südtiroler Schlutzkrapfen

Morgen steht der letzte Tag unseres Urlaubs auf dem Programm, wir wollen am Nachmittag an einer Führung durch eine der zahlreichen Apfelgärten teilnehmen.

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