Goldrain (Südtirol) 20.09. – Alles rund um den Apfel

Als Gast im Vinschgau kommt man am Thema Apfel nicht vorbei, und da wir – wissbegierig wie wir sind – noch ein bisschen mehr über die Entwicklung und die Herausforderungen beim Obstanbau erfahren wollten, war die Teilnahme an einer Apfelwanderung geplant – was sich allerdings als gar nicht so einfach herausstellte. Die im Vinschgau-Prospekt angekündigte Tour in Partschins war leider bereits ausgebucht, aber zum Glück gab es eine Alternative in Algund, in der Nähe von Meran.

Um 15:30 Uhr ging es am Tourismusbüro in Algund los, die Infos kamen aus erster Hand von Gerti Ladurner, der Bäuerin vom Klosterbauernhof. Der Start der Tour missglückte ein wenig, denn die Technik wollte uns den vorbereiteten Film einfach nicht mit Ton abspielen. Im Anschluss ging es ganz ohne Hightech weiter in die Apfelplantage.

Auf dem Weg in die Apfelplantage – Blick auf den modernen Kirchturm der im Jahr 1977 eingeweihten Neuen St.-Josef-Kirche

Der Start des Obstanbaus im Vinschgau fällt mit dem Auftreten der Reblaus Anfang des 20. Jahrhunderts und der Zerstörung der Weinreben zusammen. Die Bauern mussten sich andere Erwerbsquellen erschließen und fanden diese schließlich im Apfelanbau. Das Klima eignet sich bestens dafür – über 300 Sonnentage im Jahr, warmes, jedoch nicht zu heißes Klima am Tag sowie kühle Nächte und nährstoffreiche Böden.

90% der Äpfel werden in integriertem Anbau herangezogen (dies bedeutet den Schutz von Nützlingen und Einsatz von Pflanzenschutzmittel nur dann, wenn die Ernte in Gefahr ist), 10% der Apfelernte stammt aus biologischem Anbau, was aber nicht bedeutet, dass die Äpfel nicht gespritzt werden: es werden aber andere, nichtsynthetische Spritzmittel verwendet – Pilzerkrankungen wird beispielsweise mit Kupfersalzen entgegengewirkt.

Die Bäume werden nicht etwa aus Apfelkernen groß gezogen, sondern ein einjähriger Trieb der gewünschten Edelsorte wird auf einen vorhandenen Wurzelstock aufgepfropft. Nach drei Jahren in der Baumschule wird der junge Apfelbaum ausgeliefert und benötigt dann weitere drei Jahre, bis er zum ersten Mal Früchte trägt. Im Vinschgau werden überwiegend die Sorten Golden Delicious, Gala und Red Delicious angebaut – der Trend geht dabei klar zum roten Apfel – Geschmack scheint eher eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Nicht alles, was gut aussieht, schmeckt auch so

Eine große Gefahr für die Apfelernte sind Hagelschäden. Die Bauern können sich dagegen versichern, kostspielige Hagelnetze aufspannen oder hoffen, dass der Hagel ausbleibt. Hagel verursacht kleine Beschädigungen der Schale, bei mehr als zwei gilt der Apfel bereits als Fallobst und wird entweder zu Apfelsaft oder Apfelmus verarbeitet. In den Obstplantagen stehen grüne und rote Kisten: die roten sind für Fallobst vorgesehen, die grünen für unbeschädigte Äpfel.

Egal ob grüne oder rote Äpfel – alles in der roten Kiste ist Fallobst

Gerti Ladurners Ehemann Alois zeigte uns, wie man die Äpfel bei der Ernte richtig vom Ast trennt, so dass der Stil noch dran bleibt, und wie man sie danach behutsam in einen der Sammelkörbe entleert. In der Genossenschaft werden die Apfelkisten im Anschluss unter Wasser gesetzt und die Äpfel treten ihren Weg zur Sortierung schwimmend an.

Im ersten Durchgang werden alle Äpfel mit Beschädigungen gepflückt, erst danach werden die “perfekten” Äpfel geerntet

Bei der anschließenden Verkostung im Garten des Klosterbauernhofs konnten wir uns davon überzeugen, dass je roter ein Apfel ist, desto weniger Aroma hat er – die Nachfrage nach dem Red Delicious ist für uns daher aus Kundenperspektive nicht nachvollziehbar. Aus Vermarktungsperspektive dagegen sehr wohl: Der Apfel besitzt eine leuchtend rote Farbe und eine harte Schale, die ihn im Vergleich zum Golden Delicious deutlich unauffälliger für Transportschäden macht. Der Elstar hingegen – aus Sicht der Teilnehmer der Wanderung der am besten schmeckende Apfel – verliert immer mehr an Marktanteil, Flächen mit Elstar wurden im Vinschgau durch andere Sorten verdrängt.

Der Klosterbauernhof, noch ganz einsam ohne Touristen
Alle sind sich einig: der Apfel mit der intensivsten roten Farbe schmeckt am wenigsten

Bei der Führung begleitete uns ein Kameramann vom regionalen Fernsehsender peer.tv, der die Ausführungen zur Apfelwirtschaft im Vinschgau aufzeichnete. Der Beitrag soll in zwei Wochen fertig sein und auf der Homepage veröffentlicht werden – wir sind gespannt, ob wir auch darin auftauchen.

Links neben Alois der Kameramann – Wir kommen ins Fernsehen!

Zum Abschluss des Aufenthalts in Südtirol suchten wir zum Abendessen eine Pizzeria aus. Da wir gestern Abend schon im Palmengarten Gstör gesehen hatten, dass es nebenan auch die Pizzeria Gstör gab, fiel die Wahl nicht schwer: Die Pizza war gut, der Service freundlich und schnell.

Pizzeria Gstör
4 Jahreszeiten für Jochen – Spätsommer war nicht dabei
Zum letzten Mal der gute Südtiroler Speck für Alex

Den Nachtisch in Form von Eis nahmen wir in Schlanders ein, jedoch nicht wie beim letzten Mal beim Ortler, sondern in der Eismanufaktur La Venostana: “Vinschgauer Marille” wollten wir beide probieren, allerdings einmal mit “Zitrone” und einmal mit “Walderdbeer mit Basilikum”.

Zu Hause ist wieder Diät angesagt

Damit endet unser Urlaub, morgen fahren wir wieder nach Hause – nach der Hinfahrt über den Brenner geht es nun über den Reschenpass nach Österreich. Wir nehmen viele schöne Eindrücke aus Südtirol mit: eine vielseitige Provinz im Norden Italiens mit bewegter Geschichte, toller Landschaft, gutem Essen und netten Menschen – es gibt viel zu entdecken.

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