Offenburg (Schwarzwald) 29.12. – Nach Nebel kommt Sonne kommt Nebel

Das Wetter mit dichtem Nebel lud nicht gerade dazu ein, unsere warme Wohnung zu verlassen. Es bestand jedoch die Hoffnung, dass wir, je weiter wir in den Schwarzwald hinein führen, vielleicht ein paar Sonnenstrahlen erhaschen könnten.

In Gengenbach – laut Reiseführer eine der schönsten Städte in Deutschland – hatte sich der Nebel noch nicht verzogen, also fuhren wir erstmal ein paar Kilometer weiter: Zell am Harmersbach bietet eine Hauptstrasse mit schönen Fachwerk- und Jugendstil-Häusern.

Im schönsten Haus am Platz ist eine Billigmodemarke eingezogen
Kunst in Zell am Harmersbach
Fastnachtsbrunnen am Marktplatz

Eine weitere Attraktion der Stadt ist die Zeller Keramik Manufaktur – bekannt durch das “Hahn und Henne”-Motiv. Leider hatte der Fabrikverkauf heute geschlossen, so dass wir unverrichteter Dinge tiefer in den Schwarzwald hinein fuhren.

Heute geschlossen – die Planungsqualität hat heute noch ein bisschen Luft nach oben

Vom Tal des Harmersbach ging es immer weiter hinauf bis auf über 700 Metern Höhe und dann hinab ins Renchtal. Auf dem Weg dorthin begleitete uns blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, kurz vor Lautenbach tauchten wir jedoch wieder in dichten Nebel ein. In der dortigen Wallfahrtskirche Mariä Krönung vom Ende des 15. Jahrhunderts zeigen sich herausragende Beispiele spätgotischer Sakralkunst in Südwestdeutschland. Davon zeugt der komplett erhaltenen Lettner, die in leuchtenden Farben ausgemalten Kirchenfenster und der spätgotische Flügelaltar. Über das Verbot, keine privaten Fotoaufnahmen zu machen, setzte sich Jochen hinweg, hinterließ aber als Wiedergutmachung eine kleine Spende für den Erhalt der Kirche.

Mariä Krönung
… mit gut geschütztem Flügelaltar
… hier die Spitze des Altars
Leuchtende Glasfenster aus dem späten 15. Jahrhundert

Die Hoffnung, dass sich der Nebel in Gengenbach mittlerweile verzogen haben könnte, wurde leider nicht erfüllt. Wir ließen das Auto trotzdem in der Nähe der Altstadt stehen, verweilten in einem netten Café und spazierten anschließend durch das wunderschön herausgeputzte Städtchen, in dem die geschlossenen Buden noch auf den Trubel des vorhergegangenen Weihnachtsmarkts hindeuteten.
Das Rathaus bildete einen überdimensionalen Adventskalender: die einzelnen Türchen zeigten dieses Jahr Motive des kleinen Prinzen. Eine Ausstellung zum Autor Antoine de Saint-Exupéry im Stadtmuseum ergänzt das Ganze.

Nach Weihnachten sind natürlich bereits alle Türchen des überdimensionalen Weihnachtskalenders geöffnet
Das Motto in diesem Jahr: Der kleine Prinz
Motto seit über 2000 Jahren: Die Geburt Christi

Einen besonders schönen Blick auf die Fachwerkhäuser hat der Besucher in der Engelgasse, in der die Besitzer der einzelnen Häuser sich darum zu duellieren scheinen, wer die schönere Fassade aufweisen kann.

Engelgasse mit leichtem Schwung

Das Innere der Stadtkirche St. Marien überrascht den Besucher mit der ungewöhnlichen Ausmalung. Die ursprünglich barocke Inneneinrichtung wurde Ende des 19. Jahrhunderts im neoromanischen Stil fast vollständig mit Szenen aus der Heiligen Schrift bemalt. Das Innere der Kirche war nicht sonderlich gut ausgeleuchtet – für eine Spende in Höhe von 50 Cents liess sich das Kirchengewölbe beleuchten. Dumm nur, wenn man nur 2 EUR-Stücke dabei hat und niemand wechseln kann. Zum Glück war gerade die Küsterin vor Ort und konnte weiterhelfen. Richtig hell wurde die Kirche mit der Beleuchtung auch nicht, für ein paar Fotos jedoch reichte es.

St. Marien strahlt

Langsam wurde es Zeit, ans Abendessen zu denken. Riesigen Appetit hatten wir beide nicht, aber eine Kleinigkeit würde sicherlich gehen. Auf der Internetseite des Restaurants Pfeffermühle stellte man uns Flammkuchen und Maultaschen in Aussicht.

Man sollte sich nicht immer auf das Internet verlassen, sondern auch mal einen Blick auf die ausgehängte Speisekarte werfen

Wir betraten das Restaurant, nahmen die Speisekarten in Empfang und stellten fest, dass die aktuelle Speisekarte weniger, vor allem aber weniger kleinere Gerichte darbot. Aufstehen wollten wir jedoch auch nicht mehr, also mühte sich Alex mit Kalbsbäckchen und Jochen mit einem Kürbis-Risotto ab. Zu allem Überfluss hatte es die Küche sehr gut mit uns gemeint: Nach einem Brot mit getrockneten, pürierten Tomaten servierte man uns einen weiteren Gruß aus der Küche – Gnocchi mit Steinpilzpesto. Als wären wir nicht schon pappsatt, beschenkte man uns nach dem Hauptgang auch noch mit einem Apple crumble – die Reste vom Weihnachtsmenü mussten offensichtlich noch weg und wir waren die Opfer. Kugelrund traten wir den Nachhauseweg an.

Kürbis-Risotto farbenprächtig angerichtet
Fehlt da noch was auf der linken Seite des Tellers? Wie dem auch sei – Alex wird auch so satt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert