Die Wetteraussichten für den heutigen Tag verhießen strahlenden Sonnenschein für fast ganz Deutschland – der Oberrhein war davon allerdings ausgenommen. Zäher Nebel hielt sich auch in Zell-Weierbach und sorgte dafür, dass sich die Temperaturen vor unserer Haustür um den Gefrierpunkt bewegten, während es auf den Gipfel des Schwarzwalds bis zu 8 Grad warm werden sollte.
Vielleicht würde ja ein Ausflug Richtung Osten dazu führen, dass wir die Sonne zu Gesicht bekämen. Nach 15 Minuten Fahrt entdeckten wir bereits tatsächlich die ersten Sonnenstrahlen. Der am weitesten entfernte Punkt unseres heutigen Ausflugs – Alpirsbach – war zugleich auch der erste Anlaufpunkt. Wem der Name des Ortes bekannt vorkommt, kennt ihn sicherlich von der lokalen Brauerei Alpirsbacher Klosterbräu. Zunächst interessierte uns aber jedoch das Kloster, das der Brauerei seinen Namen gab.
Vor der Führung durch die Klosteranlage, die um 11 Uhr starten sollte, hatten wir noch die Gelegenheit, uns im zugehörigen Museum aufzuwärmen und die beiden Kunstwerke zu bewundern, die dort als Leihgabe ausgestellt sind: Ein romanisches Lesepult aus dem Jahr 1150 stellt die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit ihren Attributen dar. Jede Figur knapp einen Meter hoch, tragen sie zusammen das Pult auf ihren Schultern.
Das spätgotische Kruzifix, ausgestellt auf der Empore der Klosterkirche, vermutlich um das Jahr 1500 entstanden, zeigt den gekreuzigten Christus in Lebensgröße.
Pünktlich um 11 Uhr wurde die Tür der Klosterkirche aufgeschlossen, die Führung konnte beginnen. Die Kirche wurde im romanischen Stil Anfang des 12. Jahrhunderts nach dem Vorbild der Säulenbasilika von Cluny gebaut. Das Tympanon über dem Hauptportal zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen romanischer Kunst in Südwestdeutschland. In der Mitte thront Christus als Weltenrichter, umgeben von zwei Engeln. Ganz links in Mönchstracht ist Adalbert von Zollern dargestellt, einer der drei Stifter, der später in das Kloster eintrat.
Am Hauptportal zieren zwei meisterhaft gearbeitete bronzene Türzieher in Form stilisierter Löwenköpfe und Reste der prächtigen eisernen Beschläge die Türen.
Einst war die Kirche prachtvoll mit Wandbehängen, bunten Fresken, Altären, Messgewändern, kostbarem Kirchengerät und reich verzierten Möbeln ausgestattet. Davon hat sich nur wenig erhalten: Reste von Fresken und Glasmalereien, Teile eines Chorgestühls und der prächtige Marienaltar.
An einer Stelle im östlichen Teil, wo die Säulen zu quadratischen Pfeilern werden, stand früher die Chorschranke – die Trennung zwischen dem Bereich der Mönche und der Laien. Hier finden sich auch die „Säulen des Jüngsten Gerichts“.
Der spätgotische Flügelalter wurde um 1520 bis 1525 von dem Ulmer Bildhauer Niklaus Weckmann geschaffen und stellt Szenen aus dem Leben Mariens dar.
In der Klosterkirche in Alpirsbach steht eines der spektakulärsten Instrumente Deutschlands: Eine Orgel der Firma Winterhalter, zum ersten Mal im Jahr 2008 gespielt. Die Besonderheit ist nicht die Orgel an sich, sondern der Umstand, dass sie mit Luftkissen ausgestattet ist (Räder hätten den empfindlichen Sandstein des Fußbodens ruiniert), die es erlauben, die 17 Tonnen schwere Orgel an drei unterschiedlichen Positionen im Kirchenraum aufzustellen.
Nach einem Gang durch das Dormitorium, dem ehemaligen Schlafsaal der Mönche, wo sich Grafitti erhalten hat, mit dem die Bewohner die kahlen Wände verziert haben, endete unsere Führung.
Nicht nur im nicht geheizten Dormitorium war es kalt – wir saßen anschließend froh im benachbarten Klostercafé, das es zu Zeiten der Mönche sicherlich noch nicht gab, um eine heiße Schokolade zu kosten.
Vor der Rückfahrt besorgten wir noch ein paar Pralinen der Manufaktur Max Heinzelmann und ein paar Bierflaschen der Alpirsbacher Klosterbrauerei, um etwas vom Urlaubsgefühl mit nach Hause zu nehmen. Einen kleinen Zwischenstopp legten wir in Schiltach ein, spazierten zum nahegelegenen Marktplatz mit Rathaus und Apothekenmuseum und bewunderten den reichen Fachwerkschmuck der Häuser rund um den Platz.
Letzten Halt machten wir gegen 17 Uhr in Wolfach an der Dorotheenhütte, der letzten erhaltenen Mundblashütte im Schwarzwald.
Neben vielen Schaukästen, die die Geschichte des Glasbläserhandwerks und die Entwicklung von Weihnachtsschmuck zeigten, brannte noch Feuer im Ofen der Glashütte.
Bei der Herstellung von Vasen probierten sich zwei Besucher mit Unterstützung und fachgemäßer Anleitung darin, ihr eigenes Souvenir zu produzieren.
Die Regale mit Weihnachtsschmuck waren bereits ordentlich geplündert, die Hütte hatte sicherlich in den letzten Tagen und Wochen viele Besucher auf der Jagd nach Weihnachtsschmuck.
rote Bollen = ledig, schwarze Bollen = verheiratet
Gar nicht einheimisch war im Anschluss das Abendessen in Offenburg. Das Taj-Tandoori erwies sich als sehr gutes indisches Restaurant.