Die heutigen Wetteraussichten sagten für den späten Nachmittag örtliche Gewitter voraus. Als wir zu unserer Wanderung nach Groß-Umstadt aufbrachen, war davon allerdings noch nichts zu sehen. Die Sonne strahlte vom Himmel und die Temperaturen knapp unter 30 Grad prophezeiten eine schweißtreibende Wanderung auf dem Panoramaweg.
Nachdem wir die Vorzüge von Wanderwegen zu schätzen gelernt haben, die über die gesamte Strecke immer die gleiche Kennzeichnung nutzen, möchten wir dies nicht mehr missen – es erspart viele lästige Blicke auf die Karte oder das Handy. Heute galt es, nach dem Zeichen “U1” Ausschau zu halten. Startpunkt der Tour war die Stadthalle in Groß-Umstadt. Vorbei am Friedhof und Neubaugebiet mit herrlichem Westblick Richtung Darmstadt ging es aus dem Ort durch einen alten Hohlweg hinaus, bald aufs freie Feld mit Blick auf die Groß-Umstädter Weinberge.
Immer leicht bergauf spazierten wir bis zum Modellflugplatz, auf dem der einzige Flugkapitän seinen Hubschrauber leider gerade einpackte und wir im Schatten kurz verschnaufen konnten – der sonnige Weg mit konstanter Steigung brachte uns schon ins Schwitzen. Oben angekommen waren wir aber noch lange nicht, es ging am Waldrand entlang, immer wieder mit Ausblicken auf Groß-Umstadt und den alten Vulkankegel des Otzbergs mit seinem weißen Turm auf der Spitze. Am Rand eines Weinbergs lud eine Bank zu einer etwas längeren Verschnaufpause und ein paar Fotos ein, bevor wir in den schattigen Wald einbogen.
Im Schatten der Laubbäume ließ es sich deutlich angenehmer wandern, wenn auch das letzte Stück Anstieg es in sich hatte. Man merkte die 200 Höhenmeter, die es von Groß-Umstadt nach oben ging.
Oben angekommen spazierten wir auf breiten Wegen wieder zurück Richtung Groß-Umstadt. Auf einem schattigen Waldweg wollte plötzlich ein Reh in einiger Entfernung den Weg queren, doch es blieb kurz stehen, überlegte sich wohl anders und huschte zurück in den Wald. Wir brauchten etwas Geduld, um das Reh im dichten Gehölz wieder zu entdecken und ein Foto zu schießen.
Oberhalb der Weinberge von Groß-Umstadt findet der Spaziergänger ein kleines Unterhaltungsprogramm. Zunächst wartet eine wacklige Hängebrücke auf eine Überquerung des kleinen Tals. Es bedarf schon ein wenig Gleichgewichtssinn, sich auf der Brücke zu bewegen, ohne die Handläufe zu benutzen.
Einige Meter weiter lädt eine Aussichtsplattform dazu ein, den Blick Richtung Norden bis nach Frankfurt schweifen zu lassen. Bei genauem Hinsehen konnten wir die Umrisse der Hochhäuser am Mainufer im Dunst erkennen.
Im Anschluss hat der Wanderer die Möglichkeit, den Klang von unterschiedlichen Hölzern (unter anderem Eiche, Buche, Douglasie und Fichte) zu entdecken – beim Schlagen mit einem Holzhammer auf die jeweiligen Baumstämme. So abgelenkt vergaßen wir, auf das Wegzeichen U1 zu achten, und hatten prompt eine Abzweigung verpasst. Nicht weiter schlimm, wir konnten bereits die ersten Häuser von Groß-Umstadt in der Ferne sehen. Zuvor passierten wir das Farmerhaus, ein Restaurant, in dem afrikanische Spezialitäten serviert werden. Bisher waren uns die Preise für ein Abendessen zu hoch, aber irgendwann werden wir der Verlockung sicherlich erliegen.
Apropos Verlockung: Uns zog bereits der Marktplatz in Groß-Umstadt magisch an, hatten wir doch beim letzten Besuch die empfehlenswerte Eisdiele GIOIA dort entdeckt. Wir wollten uns nach 12 km Marsch eine kleine Belohnung gönnen. Doch daraus wurde nichts, Mittwoch Nachmittag scheint keine gute Uhrzeit für den Besuch einer Eisdiele zu sein – der Laden war geschlossen. So nahmen wir mit Blick auf das sehr schön restaurierte Rathaus in der Cafe-Bar ONE Platz und bestellten ein kühles Getränk – auch nicht schlecht.
Die Panoramarunde hat ihren Namen wirklich verdient, es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir diesen Spaziergang gemacht haben. Beim nächsten Mal bestimmt auch mit mehr Glück bei der Eisdiele.
Auf dem Heimweg im Auto fielen auch die ersten Regentropfen, die Wettervorhersage hatte somit Recht behalten.