Das vor Wochen gestartete Sightseeing im Saarland fand heute eine würdige Fortsetzung. Start war am Vormittag in Saarlouis, der Stadt des französischen Königs Ludwigs XIV an der Saar. Die Gründung der Stadt ist auf die bewegte Geschichte im Wechselspiel unterschiedlicher Herrscher, deutscher und französischer Herkunft zurückzuführen.
Durch den Friedensschluss von Nimwegen, der mehrere Kriege – unter anderem zwischen Frankreich, den Niederlanden, Spanien, dem heiligen römischen Reich und Schweden – beendete, fiel Lothringen an Frankreich. Zum Schutz seiner östlichen Landesgrenzen ließ der französische König Ludwig XIV 1680 die Festungsstadt Saarlouis errichten: Der französische Baumeister Vauban entwarf sie symmetrisch in Sternform mit sechs Bastionen.
Der Grundriss der ehemaligen Festung bestimmt heute noch das Stadtbild von Saarlouis. Die Schleusenbrücke, ein wichtiges Element der Verteidigung, sorgte im Ernstfall einer Belagerung dafür, dass die Saar das Umland überflutete und so die Einnahme der Stadt erschweren würde.
Die ehemaligen Verteidigungsanlagen waren Teil unseres Stadtrundgangs, der jeden Samstag um 11 Uhr stattfindet. Doch zunächst begrüßte uns ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung vor der Touristeninformation am Großen Markt, dem Mittelpunkt der ehemaligen Festung. Der riesige über 10.000 qm große Platz ist von Platanen umringt, die Diagonalen weisen exakt in Nord/Süd- beziehungsweise Ost/West-Richtung.
Das ursprünglich für den französischen Gouverneur erbaute Gebäude der Kommandantur an der Südwestseite des Platzes wurde später in ähnlicher Funktion von den preußischen Herrschern genutzt, bevor 1927 die Post einzog. Diese entschloss sich, das Gebäude in den 1960ern abzureißen und stilecht wieder aufzubauen. Heute findet sich dort neben der Post unter anderem auch die Bücherabteilung des Kaufhauses Pieper.

Auf der gegenüberliegenden Seite steht der imposante neugotische Turm der Ludwigskirche, der ursprüngliche barocke Kirchenbau fiel am Vorabend der 200-Jahre-Feier 1880 einem Brand zum Opfer.

1965 wurde die neugotische Kirche bis auf den Turm abgerissen, den man mit einem Betonfundament verstärkte: Das absinkende Grundwasser hatte zu Rissen im Kirchenschiff geführt.
Betritt man das Innere der Kirche, wird man von der nüchternen asymmetrischen Betonarchitektur des bekannten Kirchenbaumeisters Gottfried Böhm überrascht. Auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber mit sehr guter Akustik. Die bunten Kirchenfenster stammen von dem saarländischen Maler und Bildhauer Ernst Alt.


Am Marktplatz warfen wir einen Blick auf die Außenfassade des Rathauses. Geschmückt mit einem Relief des Bildhauers Nikolaus Simon, das in den Jahren 1953 bis 1955 entstand, stellt es die bewegte Geschichte der Stadt eindrucksvoll dar. Das Relief endet in der Darstellung der Europa und der damit verbundenen Hoffnung eines dauerhaften Friedens auf dem Kontinent.

Vom Marktplatz spazierten wir Richtung Deutsches Tor, vorbei an den Kasematten – ehemaligen Wallanlagen, die im Zuge der Erweiterung der Festungsanlagen Anfang des 19. Jahrhunderts unter preußischer Regentschaft errichtet wurden. Heute sind hier etliche Restaurants eingezogen, die zusammen die “längste Theke des Saarlandes” bilden.


Nächster Stopp war an der Vauban-Insel, die beim Bau der Stadt zur Sicherung der Schleusenbrücke errichtet wurde.


Entlang der ehemaligen Verteidigungsanlage am alten Saararm spazierten wir zurück ins Zentrum der Stadt. In der Altstadt von Saarlouis reiht sich ein Lokal ans andere, und bei dem schönem Wetter luden etliche Tische im Freien Besucher zu einem Stopp ein.

Wir hatten jedoch andere Pläne, steuerten zum Auto zurück, fuhren über die Autobahn Richtung Merzig, von der Autobahn ab und anschließend durch die ländlich geprägte Gegend zur deutsch-französischen Grenze. Beginnend mit einem Symposium im Jahr 1986 schufen Bildhauer Plastiken und stellten sie entlang von Wanderwegen unter dem Titel Steine an der Grenze entlang der deutsch-französischen Grenze auf. Ziel war es, in Etappen eine Straße des Friedens von Paris bis Moskau zu erschaffen.
Bevor wir unsere Wanderung in Angriff nehmen konnten, stoppte uns eine kleine Touristengruppe, die sich zum Picknick auf einer Wiese nahe des Parkplatzes niedergelassen hatten. Viele der mitgebrachten Leckereien waren kurz vor ihrem geplanten Aufbruch noch übrig und so boten sie uns von ihren selbst gemachten Frikadellen und selbst gebackenem Brot an – nur beim Alkohol lehnten wir dankend ab.
Ein ausgesprochen schöner Start in die Wanderung, die uns im Anschluss über die Höhenzüge des Saargaus entlang alter Apfel- und Birnenbäume mit Blick auf die herrliche Landschaft führte.

Ab und an kreuzten Steinskulpturen unserem Weg, wir passierten etliche Windräder – immer exakt entlang des Grenzverlaufs, der mit Steinen aus dem Jahr 1830 markiert war. Zwischenzeitlich hat sich der Grenzverlauf immer mal wieder bis zur heutigen Festlegung geändert.




Im kleinen lothringisches Dorf Launstroff kehrten wir um und traten den Rückweg an, der von Bauern bei der Ernte und Kühen auf saftigen Weiden begleitet wurde.




Mit schönen Eindrücken, aber durstig von der Wanderung in der Sommersonne ohne schützenden Schatten, erreichten wir den Parkplatz. Schade, dass man uns bei der Rückkehr nicht mit selbst gemachten Speisen und Getränken begrüßte – unser Auto war das einzig verbliebene Fahrzeug.
Wir sind gespannt, was das Saarland an weiteren touristischen Highlights bei unserem nächsten Besuch zu bieten hat.