Bad Münstereifel (Eifel) 09.08. – Monschau – das Rüdesheim in der Eifel

Heute stand eine Durchquerung der nördlichen Eifel auf dem Programm. Nach einer guten Stunde Fahrt von Bad Münstereifel nach Westen erreicht man die belgische Grenze. Kurz davor liegt malerisch im Tal der Rur der Ort Monschau, bekannt für seine schöne und weitgehend intakte Altstadt – damit auch ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen.

Auf dem Weg dorthin bot sich ein Zwischenstopp im Kloster Steinfeld an. Gegründet im 11. Jahrhundert übernahm der Orden der Salvatorianer im Jahr 1923 den Klosterkomplex. Das Kloster war eines der bedeutendsten Klöster im deutschen Reich mit zahlreichen Tochtergründungen in Irland, Holland, Deutschland und auch im Osten, z. B. das Prager Kloster Strahov.

Los geht’s mit der Besichtigung

In der Basilika aus dem 12. Jahrhundert fallen dem Besucher neben dem reich ausgeschmückten Deckengewölbe zwei Dinge ins Auge. In der Mitte der Kirche steht das marmorne Grab des “Apfelheiligen” Hermann Joseph von Steinfeld.

Immer frisches Obst im Angebot

Er lebte im 12. Jahrhundert und war für seine ausgeprägte Marienverehrung bekannt. Der Legende nach soll er als Kind mit einer Marienstatue gespielt und dem Jesuskind einen Apfel angeboten haben, den es an sich nahm. Gleich nach seinem Tod setzte die Verehrung durch die Eifler Bürger ein, Ausdruck dessen ist unter anderem, dass sich immer frische Äpfel rund um sein Grab gruppieren.

Der zweite Blickfang ist die auf der Empore stehende König-Orgel, die der Orgelbauer Balthasar König aus Bad Münstereifel im Jahr 1727 vollendete.

Wenn Hermann Joseph die Orgel noch hören könnte – er wäre sicherlich begeistert

Nach Umbauten und Elektrifizierung musste sie 1977 wegen Funktionsstörungen stillgelegt werden. Aufwendige Recherchearbeiten und eine Restaurierung 1981 versetzten die Orgel wieder in den Originalzustand aus dem frühen 18. Jahrhundert. Mit 35 Registern und 1956 Pfeifen besitzt die Basilika Steinfeld die größte noch erhaltene dreimanualige historische Barockorgel des Rheinlandes.

Nach der Besichtigung der Klosterkirche suchten wir den Weg zum Kreuzgang. Dieser war zwar menschenleer, aber wir hörten die Teilnehmer der vom Kloster angebotenen Seminare, die sich in Nebenräumen beim Mittagessen befanden.

Mit Licht und Essensdüften durchfluteter Kreuzgang

Die ursprünglichen, im 16. Jahrhundert gefertigten bunten Glasfenster des Kreuzgangs wurden nach der Säkularisation nach England verkauft und befinden sich heute zum großen Teil im Victoria & Albert Museum in London. Lediglich eines der Meisterwerke kehrte nach Steinfeld zurück.

Ein Grund mehr, nochmal nach London zu fahren

Wieder an der frischen Luft spazierten wir zur Rückseite des Klosters, wo sich im Schatten unter Bäumen ein kleiner Springbrunnen und der sogenannte “Garten der Stille” befindet. Auf der Wiese direkt hinter dem Kloster wurde aus Rotbuche ein Labyrinth angepflanzt. Man kann sich nicht verirren, muss aber einmal komplett alle Pfade abschreiten, um in die Mitte zu gelangen – und genauso geht es auch wieder zurück.

So sieht es aus, wenn man die Mitte erreicht hat
… und so, wenn man es wieder aus dem Labyrinth hinaus geschafft hat

Jetzt hatten wir uns eine Erfrischung verdient, die wir im Café des Klosters im Schatten genossen, bevor wir den Weg nach Monschau fortsetzten.

Die im Jahr 1198 zum ersten Mal erwähnte Stadt nahe der belgischen Grenze mit ihren knapp 12.000 Einwohnern zieht jedes Jahr unzählige Tagestouristen aus Deutschland und dem benachbarte Ausland an. Bis 1918 trug sie den Namen Monjoie, was so viel wie “Meine Freude” bedeutet, und wurde durch kaiserlichen Erlass 1918 in Monschau umbenannt. Den Reichtum der Stadt verdankt sie der im 16. Jahrhundert gegründeten Tuchfabrikation. Die Stadtbevölkerung vergrößerte sich im Dreißigjährigen Krieg durch zahlreiche protestantische deutschsprachige Flüchtlinge und Tuchmachern, auf der Suche nach Religionsfreiheit. Im 18. Jahrhundert führte die zugezogene Familie Scheibler die Tuchproduktion auf ihren Höhepunkt. Auffälligstes Merkmal des erworbenen Reichtums bildet das um 1760 gebaute Rote Haus der Familie Scheibler, das die Funktionen Wohnhaus, Kontor, Lager und Fabrikationsgebäude unter einem Dach vereinte.

Das Rote Haus in Monschau

Nach dem Parken außerhalb der Stadt war das Rote Haus unser erster Anlaufpunkt. Besonders beeindruckend ist das dreistöckige hölzerne Treppenhaus mit Schnitzereien, die Szenen aus der Tuchherstellung darstellen.

Ein Treppenhaus größer als unsere gesamte Wohnung
Ob wir nicht noch schnell in die Tuchherstellung einsteigen sollten?
Eine der vielen Darstellungen der Tuchherstellung

Auch der Rest der Innenausstattung ließ zweifelsohne darauf schließen, dass Tuchherstellung ein lukratives Geschäft war.

Sieht recht nobel aus, wobei die Bilder an der gegenüberliegenden Wand nur Reichtum vorgaukeln, es handelt sich um eine Leinwandtapete mit aufgemalten gerahmten Gemälden
Ob hier jeden Tag so getafelt wurde?
Ein Kochutensil, mit dem wir heute nichts mehr anzufangen wüssten: Eine Hasenbratpfanne

Auf die Frage, wann wir denn einziehen könnten, war die Antwort der netten Ticketverkäuferin, ein Einzug käme nur in Frage, wenn wir auch das nötige Personal mitbrächten. Daran scheitert es leider.

Danach war es an der Zeit, den Rest des beschaulichen Städtchens mit den schönen Fachwerkhäusern und den schiefergedeckten Dächern zu erkunden. Letzteres fiel Jochen erst ins Auge, nachdem er auf eine kleine Anhöhe gekraxelt war und von oben einen Blick auf die Stadt werfen konnte.

Ein Haus schöner als das andere
Fotomotive wo man hinschaut
Altstadt von Monschau mit Burg Monschau, die im Jahr 1971 von Christo verhüllt wurde
Und noch mehr schöne Motive

Wieder im Tal angekommen, spazierten wir zum Markt, machten noch DAS typische Bild von Monschau mit Fachwerkhäusern, die das Ufer der Rur säumen, und teilten uns anschließend einen Schattenplatz mit unzähligen Wespen. Mit den Angestellten der ansässigen Cafes konnte man fast ein bisschen Mitleid haben: bei schweißtreibenden Temperaturen versorgten sie die erschöpften Gäste mit Flüssigem und mussten dabei noch Mundschutz tragen.

Schön platzierter Blumenkasten – damit man auch später noch weiß, wo das Bild aufgenommen wurde
Endlich eine kleine Erfrischung

Auf dem Weg zum ortsansässigen Kunst- und Kulturzentrum der Städte-Region Aachen konnte Alex in einem kleinen Geschenkeladen nicht widerstehen, einen handgenähten Kulturbeutel zu kaufen. Als Ausgleich war dafür der Eintritt im KuK kostenlos – wir hinterließen beim Abschied allerdings keine kleine Spende, da wir von der Ausstellung “Robert Lebeck: Porträts von Menschen und Ländern” sehr angetan waren. Neben Fotografien von Prominenten wie Romy Schneider, Joseph Beuys und Elvis Presley gab es auch Szenen aus dem Alltag von Menschen in Spanien, Italien oder Japan zu sehen, die auf Lebecks Fotoreportagen in ferne Länder entstanden.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz einmal quer durch die Stadt, vorbei an den vielen Cafés und Souvenirläden, drängte sich uns erneut die Frage auf, wie die Stadt wohl komplett ohne Touristen wirken mag.

Nach dem Rundgang können wir verstehen, warum das Städtchen so viele Besucher anlockt

Am Auto angekommen entdeckten wir eine nette Botschaft des Ordnungsamts der Stadt Monschau in Form eines Strafzettels. Wir hatten aber eigentlich alles richtig gemacht und uns beim Abstellen des Autos bei einer Parking-App registriert, weswegen jedoch kein Parkzettel hinter der Scheibe lag. Wir sind gespannt, ob tatsächlich dem Strafzettel noch eine Zahlungsaufforderung folgt oder ob das Ordnungsamt vorher seinen Fehler feststellt.

Zum Abendessen hatten wir bereits bei Zeiten einen Tisch im thailändischen Restaurant Khon Thai in Bad Münstereifel reserviert. Wir ließen es uns auf der Terrasse schmecken und suchten uns zum Abschluss noch einen Cocktail aus der reichhaltigen Cocktailkarte aus – einen Moscow Mule für Jochen und einen Mojito für Alex. Da kommt doch gleich Urlaubsstimmung auf.

Erfrischend und sehr lecker

Bevor der Urlaub so richtig begonnen hatte, stand am nächsten Tag jedoch schon wieder die Abreise auf dem Programm. Wir wollten allerdings auch auf dem Nachhauseweg noch ein wenig Sightseeing machen, je nach dem, was die hohen Temperaturen zuließen.

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