Lügde (Weserbergland) 01.09. – Mit Ratten fängt man Touristen (zumindest in Hameln)

Im Weserbergland gibt es viel geschichtsträchtiges zu entdecken. Nach Schloss Bückeburg und Schloss Corvey stand heute mit Schloss Hämelschenburg und der Rattenfängerstadt Hameln weitere mittelalterliche Schmuckstücke mit interessanten Geschichten auf dem Programm.

Nur 15 min entfernt von Lügde liegt am Ufer der Emmer, einem Nebenfluss der Weser, Schloss Hämelschenburg, das sich seit dem Jahr 1437 im Besitz der Familie Klencke befindet. Das heutige Wasserschloss entstand ab dem Jahr 1588 in 25 Jahren Bauzeit.

Weserrenaissance at its best

Die für Besucher zugänglichen Ausstellungsräume sind nur mit einer Führung zu besichtigen, die für uns um 11 Uhr vor dem Schlosscafé startete. Fotografieren war in den Räumen des Schlosses leider nicht erlaubt, sehenswert waren unter anderem die alten Kachelöfen, mit denen man versuchte, die winterliche Kälte aus dem Gemäuer zu vertreiben, sowie die originalen Möbel und Waffensammlung.

Nach der einstündigen Führung, die von der Gästeführerin sehr kurzweilig und lebendig gehalten wurde, spazierten wir noch über das Gelände hinunter zur Emmer. Zu dem Renaissanceensemble gehört auch die erste freistehende protestantische Kirche Deutschlands, der Vorgängerbau war in Flammen aufgegangen und so entschlossen sich die Besitzer – mittlerweile zum evangelischen Glauben übergetreten – die Kirche in der heutigen Form als protestantische Kirche wieder aufzubauen.

St. Marien Kirche

Wir fuhren anschließend in die Rattenfängerstadt Hameln. Nachdem wir in der Tourist-Info Tickets für die Stadtführung um 14:30 Uhr besorgt hatten, starteten wir eine erste kleine Erkundung der Altstadt, wobei wir eigentlich eher an einem netten Café interessiert waren. Im Museumscafé fanden wir einen freien Tisch im Inneren (es hatte kurz zuvor zu regnen begonnen) und überbrückten die Zeit bis zur Führung mit einem Stück Kuchen.

Für die anstehende Führung hatte der Wettergott auf Provokation gesetzt, ein ordentlicher Schauer ging nieder und Jochen rannte schnell zum Auto, um zwei Regenschirme zu holen.
Die Stadtmauer von Hameln, obwohl nur noch an einer Stelle vorhanden, ist im Grundriss der Stadt leicht zu erkennen. Die Bundesstraßen B83, B217 und B1 verlaufen exakt entlang der ehemaligen Stadtmauer. Innerhalb dieser haben viele Häuser ihre prächtige alte Bausubstanz erhalten und wurden sehenswert restauriert. Ein schönes Beispiel ist das Rattenfängerhaus mit seiner reich verzierten steinernen Fassade.

Auf der Längsseite des Hauses wird die Sage des Rattenfängers beschrieben, der die Kinder durch diese schmale Gasse entführte

Vor dem Postamt trifft man dann auch auf einen von zwei Rattenfängerbrunnen der Stadt. Laut der Sage (nach der Aufzeichnung der Gebrüder Grimm) entführte ein Flötenspieler, nachdem man ihn um seinen Lohn betrogen hatte, am 26. Juni 1284 130 Kinder aus der Stadt, die nie mehr wiedergesehen wurden. Die Sage hat zumindest dazu beigetragen, die Stadt Hameln berühmt zu machen, sie wurde in über 30 Sprachen übersetzt und ist insbesondere in Japan und den USA sehr beliebt.

Postamt und Rattenfänger – hier gibt es hoffentlich keinen Zusammenhang
Rattenfängerbrunnen zum Ersten

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind mit kleinen bronzenen Ratten auf dem Boden markiert, es gibt Stadtführungen mit dem Rattenfänger, Souvenirs in Rattenform, Schnäpse mit dem Namen Rattengift, ein Rattenfängermuseum und nicht zuletzt ein mechanisches Uhrwerk, das Szenen aus der Sage darstellt und drei mal täglich am Pferdemarkt abläuft – dieses schauten wir uns später an.

Immer der Ratte nach

Nachfolgend ein paar Eindrücke unseres Rundgangs, wobei wichtig ist, dass auf nahezu jedem zweiten Bild eine Ratte, ein Rattenfänger oder ähnliches zu sehen ist.

Leisthaus (rechts) und Stiftsherrenhaus (links) – heute Museum samt Café
Eine wunderschön reich verzierte Utlucht (Standerker als Ausguck) am Leisthaus
Schnitzwerk am Leisthaus
Die T-Shirts waren leider nicht in unserer Größe vorrätig
Stiftsherrenhaus mit schönen Rosetten und Figurenschnitzereien
Hochzeitshaus und Marktkirche St. Nikolai im Hintergrund
Die goldene Ratte hoch über der Weserbrücke
Rattenfängerbrunnen Nummer Zwei vor dem Rathaus

Um 17:35 Uhr startete am Pferdemarkt das Glocken- und Figurenspiel, das die wichtigsten Szenen aus der Sage des Rattenfängers darstellt. Am Ende sieht man einen gehbehinderten Jungen, der dem Rattenfänger nicht folgen konnte, und ein taubstummes Mädchen, das von dem verlockenden Flötenspiel des Rattenfängers nichts mitbekam. Diese beiden waren die einzigen Kinder, die in der Stadt verblieben.

Alex taten am Ende des achtminütigen Figurenspiels die Arme vom Mitfilmen weh und es bedurfte schnellstens einer Stärkung in Form des Abendessens. Wir hatten uns schon am Nachmittag das Pfannekuchenhaus in einer kleinen Seitenstraße ausgesucht und hatten Glück, ohne Reservierung noch einen Platz zu bekommen – alle hungrigen Gäste nach uns wurden leider abgewiesen.

Schönes Interieur, freundliche Bedienung und leckeres Essen – eine gute Kombination

Ein letztes Bild des Rattenfängers entdeckten wir im Anschluss auf dem Rückweg zum Auto: Die Stadt hat sogar die Ampelmännchen gegen den Rattenfänger augetauscht – eine sehr schöne Idee.

Alle mir nach!

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