Saarland 02.04. – Geschichte und Natur auf dem “Zwölfweiherweg”

Auf dem heutigen Wanderweg mit Start und Ziel in Heinitz kamen wir zwar nicht an 12 Weihern vorbei – ein Teil des Weges war aufgrund großflächigem Rückbau ehemaligem Grubengeländes gesperrt – aber auch so bekamen wir vor allem auf dem ersten Teil der Wanderung interessante Einblicke in die Geschichte der Region.

In Heinitz wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts unter preußischer Führung Steinkohle abgebaut. Um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts war die Grube das größte Saar-Bergwerk, in der Hochzeit arbeiteten hier mehr als 6.000 Menschen unter Tage. 1962 wurde die Grube Heinitz stillgelegt, auf deren ehemaligem Gelände der Wanderweg verläuft, 1968 wurde die letzte Zeche der Region Grube Dechen stillgelegt. Die Weiher entlang des Rundwegs wurden künstlich angelegt, um Wasser zum Kühlen der Dampfmaschinen zu haben und den Staub unter Tage zu bekämpfen. Heute bilden die Weiher Biotope und Lebensraum für Amphibien, Wasservögel und andere Arten, sowie ein Erholungsgebiet für die Bevölkerung.

Das alte Schulgebäude in der Grubenstraße in Heinitz war der Ausgangspunkt für den Rundwanderweg. Ein kurzes Stück quer durch den Wald und der erste der Weiher, der Heinitzer Weiher, war erreicht. Ein Vater mit Sohn versuchte sich daran, einen Hecht aus dem Wasser zu fischen – solange wir dabei standen allerdings ohne Erfolg. Vier weitere Weiher reihten sich auf dem weiteren Weg entlang des Weilerbachs.

Wir waren nicht alleine unterwegs
Fehlt nur noch der Eisvogel, der auf einen dicken Fisch lauert
Impressionen in der Frühlingssonne
Spiegelungen – als Fotomotiv immer gerne genommen

Der letzte der vier Weiher, ohne speziellen Namen als “Biotop” gekennzeichnet, bietet die Möglichkeit, auf Holzplanken entlang des Ufers zu laufen und die Natur näher in Augenschein zu nehmen. Mit geschärftem Blick entdeckten wir zwei Frösche, die regungslos im und am Wasser verharrten. Der Froschlaich deutete darauf hin, dass in nicht allzu ferner Zukunft neues Leben in das Biotop einzieht.

Weiter geht’s auf der Suche nach lohnenden Fotoobjekten
Wie auch wir genoss der Frosch die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne
Gut getarnt – Alex hat ihn aber trotzdem entdeckt. Zum Glück für ihn mögen wir keine Froschschenkel
Demnächst wird ein ordentliches Konzert am Biotop zu hören sein

Die Hügel rund um die ehemalige Zeche sind nicht alle natürlichen Ursprungs. Ein Teil davon besteht aus Abraum, der mit der Kohle ans Tageslicht befördert wurde. Ein weiterer Hügel, auf dem man sogar ein Haldenkreuz errichtet hat, ist die eingeebnete Deponie der Müllverbrennungsanlage Neunkirchen. Nur sehr langsam erobert sich die Natur hier ihren Lebensraum zurück.

Nicht mehr weit bis zum “Gipfel”
Sie war nicht etwa vom Aufstieg erschöpft, sondern nutzte die kurze Rast für einen Telefonanruf

Ein kurzes Stück weiter an der Bergehalde Dechen war noch viel deutlicher zu erkennen, wie die Landschaft vor der Renaturierung aussah. Doch auch hier war bereits wieder Leben eingezogen. Bunte Blüten machten sich an einigen Stellen im losen Geröll breit und Eidechsen hatten die Halde mit ihren dunklen und im Sonnenschein aufgewärmten Steinen als Lebensraum entdeckt.

Die Erde unter der Halde muss wie ein Schweizer Käse durchlöchert sein
Langsam erobert sich die Natur ihren Lebensraum zurück
Auch beim Sonnenbad immer auf der Hut vor Fressfeinden und nahenden Fotografen

Die Grubenstraße passierend erreichten wir den Heinitzbach und kurze Zeit später zwei weitere Weiher: An den Ufern des Blauen und Grünen Weihers bemühten sich einige Angler, ihr Abendessen zu fangen. Die Bänke in der Sonne waren bereits alle belegt, so dass wir weiter zum Binsenthaler Weiher spazierten, der dem Angelsportverein Neunkirchen als Fischrevier dient. Neben Anglern nutzten andere Ausflügler wie auch wir das Angebot, sich an der Vereinshütte mit kühlen Getränken einzudecken.

Idylle pur

Wegen größerer Umbauarbeiten mussten wir anschließend eine Umleitung laufen, ebenfalls sehr gut ausgeschildert, aber leider an keinen weiteren Weihern vorbeiführend. Das einzige Tier neben spazieren geführten Hunden machte durch rhythmisches Klopfen auf sich aufmerksam. Alex entdeckte den Verursacher wie gewohnt mit geschultem Auge: Zum Glück saß der Buntspecht lange genug am Baum, bis Jochen das Objektiv gewechselt und ihn eingefangen hatte.

Specht beim Hausbau

Auf dem letzten Stück zurück zum Ausgangspunkt lehrte uns eine Hinweistafel, dass an der heute bezeichneten Keltengrube bereits im 7. / 6. Jahrhundert vor Christus die Kelten Kohle zur Herstellung von Schmucksteinen nutzten, ein Fund in einem Keltengrab lieferte den Beweis dafür.

Der erste Teil des Weges war unserer Meinung nach deutlich interessanter und abwechslungsreicher. Bleibt zu hoffen, dass der Wanderweg nach erfolgreichem Abschluss der Bauarbeiten in Kürze wieder komplett geöffnet werden kann.

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