Carovigno, 06.09. – Ich kaufe die Schlossallee und die Parkstraße

Am frühen Nachmittag starteten wir zu einer kleinen Erkundungstour entlang der Küste nach Norden. Das erste Ziel war Polignano a Mare, die Heimat des Sängers Domenico Modugno, dessen Name wohl weniger bekannt ist als sein Welthit Nel blu dipinto di blu (oder auch “Volare”), den er zum ersten Mal 1958 auf dem Sanremo-Festival präsentierte. Modugno hat man auf einem Parkplatz, der zudem aktuell wegen Bauarbeiten abgesperrt ist, ein Denkmal gesetzt.

Volare, oh, oh – Cantare, oh, oh, oh, oh –
Nel blu dipinto di blu – Felice di stare lassù

A propos Parkplatz: Um den Autoverkehr aus den schmalen Gassen rund um die Altstadt fern zu halten, hat die Stadt großzügige Parkflächen am Rande der Altstadt angelegt. Zur Bezahlung der Parkgebühr konnten wir sogar die zu Hause bereits oft genutzte easypark-App verwenden.

Ansonsten beeindruckt Polignano a Mare durch seine an den Rand der Felsklippen gebauten Häuser, den darunter liegenden Grotten, zu denen Ausflugsboote die Besucher bringen, einer schönen Altstadt und tollen Ausblicken aufs Meer. In der einzigen Badebucht reihten sich Sonnenhungrige auf den nackten Felsen oder Badetüchern aneinander oder genossen eine Abkühlung im Meer.

Hoffentlich haben alle Sonnenanbeter an Sonnenschutz gedacht – morgen haben sie sicherlich blaue Flecken vom harten Untergrund
Da könnte man nicht nur “Volare”, sondern auch “Azzurro” singen

Wir ließen uns durch die verwinkelten Altstadtgassen treiben und fanden einen schönen Platz in einem Café in direkter Nähe einer Aussichtsterrasse – so konnten wir die Touristen beobachten, wie sie sich auf den Klippen für ein Foto in Pose brachten.

Spaziergang durch die malerische Altstadt von Polignano a Mare
Ausblick auf die Felsklippen samt darunter liegenden Grotten und die Altstadthäuser
Ganz links die wohl bekannteste Grotte “Grotta Palazzese”, in der ein Restaurant einen tollen Blick auf das Meer bietet
Und so sieht der Blick von einem der Stühle des Cafés aus

Ein paar Kilometer weiter südlich lag der zweite Stopp des heutigen Tages in Monopoli – der dem Namen nach “einzigen Stadt”. Mit dem fast gleichnamigen Brettspiel hat die rund 50.000 Einwohner zählende Stadt nichts gemein, trotzdem gibt es mit Sicherheit ein “Elektrizitätswerk” und “Wasserwerk”, aber keine “Schlossallee” oder “Parkstraße”. Als wir gegen 16 Uhr die Stadt erreichten, waren die Cafés und Restaurants noch dürftig besucht. Das Leben in den Gassen erwachte erst, erst als wir nach unserem Rundgang durch die historische Altstadt und unserem Abendessen den Nachhauseweg antraten.

Wir setzten uns zunächst auf die Piazza G. Garibaldi in eines der umliegenden Cafés, um anschließend von dort aus zum alten Hafen und entlang der Stadtmauer zum kleinen Stadtstrand zu spazieren, wo auf dem schmalen Sandstreifen ein paar Badegäste ihre Handtücher ausgebreitet hatten.

Idyllisch liegen die kleinen Ruderboote im Hafen von Monopoli
Spaziergang durch die Altstadt von Monopoli

Von dort waren es nur wenige Schritte bis zur Kirche Santa Maria del Suffragio. Als ein Ergebnis der Reformation und Gegenreformation bekräftigten die Katholiken das Konzept des Fegefeuers. Im Zuge dessen wurden in Süditalien und Sizilien mehrere sogenannte Fegefeuerkirchen gebaut, um für die Seelen der Menschen zu beten. Wir rechneten lieber nicht nach, wie lange wir im Fegefeuer für unsere Sünden büßen müssen.

Auf der schweren Holztür, durch die man die Kirche betritt, sind zwei Skelette abgebildet. Die Dekoration rund um das Eingangsportal ist mit Totenköpfen gemustert, die mit traditionellen Blumen und Zweigen verflochten sind. Die Symbolik des Todes, die die Besucher auf Schritt und Tritt begrüßt, soll eine Warnung vor den Leiden und Schmerzen des Fegefeuers sein, die diejenigen erwarten, die ohne Reue sündigen.

Zwei Skelette empfangen die Besucher der Kirche
Auch am Vierungsturm sind an jeder Ecke Skelette abgebildet

Ein paar Schritte weiter ragt der schmale Campanile der Kathedrale Maria Santissima della Madia aus den Altstadtgassen empor. Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert wurde im 18. Jahrhundert im Innern reich im Stil des Barock ausgestaltet. Namensgeber der Kirche ist eine Ikone der Madonna della Madia, die eines Tages in der Stadt angespült wurde und gleichzeitig dafür sorgte, dass das dringend für den Bau des Dachstuhls benötigte Bauholz angespült wurde. Auf dem kleinen Platz vor der Kirche waren fleißige Helfer dabei, die Kulisse für ein abendliches klassisches Konzert zu schaffen.

Am Ende der Gasse sieht man bereits den Glockenturm der Kathedrale
Wer wohl heute Abend hier auftritt?
Die Madonna della Madia steht ganz im Mittelpunkt des Altars

Nach den zwei Kirchenbesuchen stand uns der Sinn nach etwas sehr weltlichem, dem Abendessen. Nach Pizza und Nudeln war heute eine Variante der Pizza, die sogenannte Pinsa an der Reihe. Während die traditionelle neapolitanische Pizza klassisch aus nur einer Mehlsorte hergestellt wird (aus weißem Weizenmehl Typo 0 oder 00), besteht der Teig der Pinsa aus einer Mischung von Weizen-, Reis- und Sojamehl mit einem hohen Wasseranteil und Sauerteig. Sowohl bei den Einheimischen als auch den Touristen scheint noch Überzeugungsarbeit notwendig, das Lokal Pinsotti war spärlich besucht und der zu Testzwecken ausgestellte Teller mit Probierhappen wurde nur mäßig von den vorbeikommenden Passanten angenommen. Wie dem auch sei – uns schmeckte es auf alle Fälle.

Auf dem Rückweg durch die Altstadt zum Auto schauten wir uns noch in einem kleinen Laden mit allen möglichen Funko-Figuren um – von Serienhelden über Harry Potter bis zu Pop Stars, Geld lässt sich auf viele erdenkliche Arten und Weisen ausgeben.

Vollbesetzte Stühle der Restaurants
Etwas für eingefleischte AC/DC Fans

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