Carovigno, 09.09. – Ostuni hat mehr zu bieten als nur Supermärkte

Bis zum späten Nachmittag gibt es wenig Neues zu berichten. Der Techniker zur Reparatur des Fernseh-Receivers und vor allem der Klimaanlage ließ sich nicht blicken und so war am bisher heißesten und schwülsten Tag Schwitzen trotz Nichtstun angesagt. Wir orientierten uns dabei an den beiden Katzen der Hauseigentümer, die müde vor unserer Terrassentür lagen. Die beiden wurden mit Sicherheit in der Vergangenheit von anderen Gästen mit allerlei Leckereien versorgt, denn insbesondere morgens beim Frühstück schauen sie gerne bei uns vorbei – unser Herz konnten sie jedoch nicht erweichen.

Ist das Nichtstun oder mitleidig um Essen betteln?

Bisher waren wir an Ostuni nur vorbeigefahren oder hatten uns im Supermarkt mit Lebensmitteln eingedeckt. Der Charme dieses Städtchens zeigte sich allerdings erst heute bei einem abendlichen Spaziergang inklusive Abendessen durch die Altstadt. Warum Ostuni den Beinamen “Città Bianca” (weiße Stadt) trägt, erkennt man bereits bei der Anfahrt auf die Stadt: Auf drei Hügeln verteilt sieht man von Weitem das weiß getünchte Häusermeer der Altstadt, gekrönt von der Cattedrale Santa Maria Assunta auf der Spitze der höchsten Erhebung. Der Ursprung für die weiße Farbe der Häuser könnte auf eine Anordnung des Heiligen Oronzo aus dem 17. Jahrhundert zurückzuführen sein, so der Pest Einhalt zu gebieten. Es scheint funktioniert zu haben, denn wie auch in Lecce hat man dem Heiligen auf der zentralen Piazza della Libertà auf einer barocken Säule ein Denkmal gesetzt. Im Gegensatz zu Lecce steht der Heilige hier tatsächlich hoch über dem Platz und schaut sich das bunte Treiben zu seinen Füßen an.

War der Heilige Oronzo tatsächlich ein Held bei der Pestbekämpfung oder hatte er einfach nur Glück?

Um die Piazza della Libertà, dem Übergang zwischen Neu- und Altstadt, scharen sich historische Gebäude ebenso wie eine Vielzahl von Bars und Restaurants, die auf Gäste warten. Fahrer der dreirädrigen elektrischen Piaggio Ape tun es ihnen gleich, um Urlauber auf einer kleinen Tour die schönsten Ecken der Stadt zu zeigen.

Von der Piazza aus spazierten wir vorbei an weiteren Restaurants und Souvenirläden immer weiter hinauf zur Kathedrale der Stadt. Dem Besucherstrom weiter folgend entdeckten wir auf Rückseite des Altstadthügels das schöne Restaurant mit dem einfachen Namen ABC und Blick in Richtung adriatischem Meer.

Immer den Hügel hinauf auf dem rutschigen Altstadtpflaster
Fast wie die Lombard Street in San Francisco – nur für Fußgänger anstatt für Autos

Der Andrang war jedoch recht groß und so entschieden wir uns, wieder zurück bis zum Vorplatz der Kathedrale zu gehen, um dort in der einsetzenden Dämmerung einem Konzert zweier Musiker zu lauschen und zunächst erst einmal einen Aperitif zu uns zu nehmen. Die Kathedrale war schon geschlossen, doch von unserem Platz hatten wir beste Aussicht auf die schöne Fensterrose der Kirche mit Jesus in der Mitte und den Aposteln ringsherum. In unserem Rücken spannte sich der Arco Scoppa über die Straße, die Verbindung zwischen dem Palast des Bischofs und dem Priesterseminar gegenüber der Kathedrale.

Wunderschöne Atmosphäre für einen Aperitif
Crodino + Prosecco + Erdnüsse + Taralli + Oliven = Lecker
Jesus im Mittelpunkt der Fensterrose an der Kathedrale von Ostuni
Dieser Platz mit Blick auf den Arco Scoppa bzw. die Kathedrale darf bei der Rundtour durch Ostuni nicht fehlen

Ein heute frisch getrautes Paar tanzte zu den Klängen der beiden Musiker ein paar Takte ihren Hochzeitstanz. Ein geschickter Schachzug, am 09.09. zu heiraten – das hilft dem Paar hoffentlich in den Folgejahren, an ihren Hochzeitstag zu denken.

Auf dass das Glück lange halten möge!

Der Weg zurück zur Piazza della Libertà führte den Hügel hinab, mittlerweile hatten sich auch die Plätze in und vor den Restaurants gefüllt. Heute durchbrachen wir unseren Pizza-/Pasta-Zyklus und genossen einen Antipasti-Teller für zwei Personen mit Blick auf das bunte Treiben auf dem Platz.

Leckere Häppchen und im Anschluss kann man Mikado spielen

Bereits zum zweiten Mal verwies man uns bei der Bestellung des obligatorischen “Espressos danach” an die Bar. Grund dafür ist wohl, dass Gastronomen in ganz Italien gesetzlich dazu verpflichtet sind, den Espresso an der Bartheke für maximal 1,00 EUR (inzwischen geht die Spanne bis 1,20 EUR) anzubieten. Wieder etwas dazu gelernt.

Fehlte zum perfekten Abschluss des heutigen Tages nur noch ein Eis, doch auch dieser Auftrag war in kürzester Zeit erledigt – eine “coppetta piccola” mit maximal 2 Sorten für 3,00 EUR reicht völlig aus.

Die Temperaturen waren mittlerweile erträglich – so macht Italien Spaß
Wenn die Touristen in den Restaurants sitzen, haben die Dreiradfahrer Pause

Schön war es in Ostuni, in der verbleibenden Woche in Süditalien werden wir mit Sicherheit noch einmal hierher kommen.

Ciao e arrivederci Ostuni

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