Karlsbad 06.04. – Auf geht’s ins Westböhmische Bäderdreieck

Unser Ziel über Ostern hatten wir bereits im Jahr 2020 ins Auge gefasst, mussten aufgrund der Corona-Einschränkungen jedoch kurzfristig umdisponieren und die Reise auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Drei Jahre später ist es endlich soweit: Wir unternehmen einen erneuten Anlauf, das Westböhmische Bäderdreieck mit den Städten Karlsbad, Marienbad und Franzensbad zu erkunden.
Seit 2021 sind die Städte gemeinsam mit anderen Kurstädten Deutschlands (Baden Baden, Bad Kissingen, Bad Ems), Österreichs (Baden), Belgiens (Spa), Italiens (Montecatini Terme), Frankreichs (Vichy) und Großbritanniens (Bath) Teil der UNESCOWelterbes unter dem Titel Bedeutende Kurstädte Europas.

Great spa towns of Europe –
Vielleicht ist noch eine Stadt für einen unserer nächsten Ausflüge dabei

Vor Antritt der Reise hatten wir uns bereits Reiseberichte angeschaut, um einen Eindruck von den Städten zu bekommen, die durch die Corona-Pandemie mit enormen Umsatzeinbußen zu kämpfen hatten. Nach dem Ende der Pandemie hätte alles wieder wie vorher werden können, hätte nicht der Krieg Russlands gegen die Ukraine dazu geführt, dass die russischen Besucher, die zuvor einen Großteil der Touristen stellten, weiterhin ausblieben. So blieb den Kurorten nichts anderes übrig als sich auf neue Zielgruppen auszurichten und Besucher aus Europa und USA anzulocken. Mal schauen oder besser hören, welche Sprachen wir bei unseren Spaziergängen durch die Städte identifizieren werden.

Die vier Stunden Fahrt nach Osten war unspektakulär. Unweit des Grenzübergangs nahe Schirnding legten wir einen Zwischenstopp in Franzensbad ein und erkundeten die Stadt, gegründet Ende des 18. Jahrhunderts von und benannt nach Kaiser Franz II. Beim Rundgang durch die Stadt lieferte uns die App Smartguide gute Dienste: An den einzelnen Sehenswürdigkeiten bekamen wir in knapp einminütigen Schnipseln die wichtigsten Informationen präsentiert.

Vom Parkplatz etwas außerhalb des Zentrums erreichten wir als Erstes die Halle der Glauberquellen, wo man drei 1930 neu entdeckten Quellen einen sehr schönen Rahmen gesetzt hat. Leider hatten wir kein Behältnis und auch nicht das nötige Kleingeld in Form von 2 CZK dabei, um uns einen Pappbecher zu kaufen und uns von der heilenden Wirkung der Glaubersalze zu überzeugen.

Ein Stück weiter Richtung Stadtmitte steht der Pavillon der Franzensquelle, der ältesten dokumentierten Quelle aus dem Jahr 1789.

Von weitem sehen die Häuser der Stadt alle sehr einheitlich und harmonisch mit ihrer gelb-weißen Fassade aus, nähert man sich jedoch stellt man fest, dass Franzensbad schon bessere Zeiten erlebt hat. Das ehemalige Luisenbad, das bereits 1842 eröffnet wurde, ist seit gut einem Jahrzehnt geschlossen, ein paar der Hotels, die die Blütezeit von Franzensbad erlebt haben, haben ihre Pforten dauerhaft geschlossen und an einigen Stellen bröckelt der Putz. Hoffen wir, dass sich die Stadt wie die Bäume der umliegenden Parks nur im Winterschlaf befindet, es zu einer neuen Blüte und der alte Glanz wieder zum Vorschein kommt.

Blick über die zentrale Sichtachse bis hinauf zum Musikpavillon
Pavillon der Luisenquelle, benannt nach der dritten Gattin von Kaiser Franz Josef
Ob das Hotel Slovan in der diesjährigen Kursaison öffnet? Wir sind skeptisch

Oberhalb des Kurbrunnens inmitten der Grünanlagen steht der Musikpavillon. Der Brunnen sprudelte noch nicht, die Tulpen davor wagten sich bei den frischen Temperaturen nur sehr zögerlich aus dem Blumenbeet heraus und auch der Musikpavillon befand sich noch im Winterschlaf. Das ändert sich sicherlich mit dem Start der Kursaison, die in Karlsbad erst Ende Mai beginnt.

In einem der Parks hat man einem berühmten Besucher der Stadt, Johann Wolfgang von Goethe, 1906 ein Denkmal errichtet. Zwischen 1806 und 1823 hielt sich der Dichter viele Male in Franzensbad auf und konnte so die Entwicklung vom Dorf zur Kurstadt miterleben.

Wo Herr von Goethe nicht überall schon war. Dass er überhaupt noch Zeit zum Schreiben hatte!

Johann Wolfgang von Goethe schrieb sicherlich nicht den ganzen lieben Tag lang Gedichte, er ließ es sich hoffentlich auch einmal gut gehen – fast am Ende des Rundgangs angekommen suchten wir ebenso ein nettes Café in schönem Ambiente, fanden dies im 1878 erbauten Kurhotel Imperial und genossen eine kleine Verschnaufpause.

Eines der Wahrzeichen von Franzensbad entdeckten wir erst ganz am Ende unseres einstündigen Rundgangs – die kleine Figur des Franzel. Angeblich sorgt der kleine auf einer Kugel sitzende nackte Knabe dafür, dass Frauen, die ihn berühren, innerhalb eines Jahres Mutterfreuden entgegensehen. An den glänzenden Stellen der Figur sieht man, dass vor allem Füße, Nase und der kleine Zipfel zwischen den Beinen am häufigsten angefasst werden.

Der Fisch in Händen als Symbol der Fruchtbarkeit

Fast wären wir noch etwas länger in Franzensbad geblieben: Das Bezahlen des Parktickets gestaltete sich unkompliziert und durch die erhaltene Quittung waren wir sicher, den Zahlvorgang erfolgreich durchgeführt gehabt zu haben. Beim Ausfahren wollte sich jedoch partout die Schranke nicht öffnen, die Anfrage nach Hilfe beim benachbarten Hotel blieb leider erfolglos. Was tun? Letztendlich entdeckten wir noch eine Telefonnummer für Notfälle, riefen dort an und konnten mit der Gegenseite sogar in Deutsch sprechen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, das Ticket zu reaktivieren, gab der Mitarbeiter der Parkplatzgesellschaft schließlich auf und öffnete die Schranke, so dass wir unseren Weg nach Karlsbad fortsetzen konnten. Bei der Prüfung der Kreditkartenabrechnung stellten wir zuhause im Nachhinein fest, dass wir sogar zwei Mal bezahlt hatten.

Nach erfolgreichem Check-In in unserem Hotel in Karlsbad und einer kurzen Ruhepause machten wir uns zum indischen Restaurant Saffron auf, wo wir zuvor reserviert hatten. Vom Parkhaus war der Weg nicht weit und wir bekamen einen ersten Eindruck von der Stadt. Das Essen war hervorragend, wenn auch der Schärfegrad nicht dem entsprach, was wir ansonsten von indischen Restaurants gewöhnt sind – wir brannten förmlich. Die “Bhunna Speciality”, eine dicke Sauce aus gebratenen Zwiebeln, Tomaten und Pfeffer, brachte Jochens Nase ordentlich zum Laufen und das “Chicken Tikka Biryani” von Alex war ebenso ungewöhnlich scharf geraten. Vor einem potenziellen Indien-Urlaub müssen wir zwingend ins Trainingslager.

Satt und zufrieden traten wir den Nachhauseweg ins Hotel an und sind gespannt, was uns morgen beim Spaziergang durch Karlsbad erwartet.

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