Karlsbad 08.04. – Ideensuche für eine Geldanlage und Ausflug ins Umland

Über Nacht war eine Regenfront über Karlsbad hinweggezogen und dunkle Regenwolken bedeckten den Himmel weiterhin, auch wenn es mittlerweile aufgehört hatte zu regnen. So bot es sich als Start in den Tag an, etwas zu unternehmen, das unabhängig von Wind und Wetter möglich ist.

Unweit des Zentrums von Karlsbad befindet sich die Glasmanufaktur Moser, die auf das Jahr 1857 zurück geht. Zunächst vertrieb Ludwig Moser angekauftes Glas weiter oder gravierte es nach den Wünschen seiner Kunden. Im Jahr 1893 errichtete er dann die erste eigene Glasfabrik und stieg nach und nach zum Lieferanten des persischen, britischen und spanischen Hofs auf – selbst Papst Pius XI. durfte 1823 ein Trinkservice aus der Manufaktur in Empfang nehmen.

Schauen wir mal, ob etwas für unseren Geldbeutel dabei ist

Die Produktion, die damals wie heute in Handarbeit vollzogen wird, schauten wir uns nicht an. Nichtsdestotrotz waren wir von den kostbaren Gläsern im Museum beeindruckt und lauschten via Audioguide der Geschichte des Unternehmens.

Im nahegelegenen Shop schauten wir uns an, was professionelle Handarbeit kostet. Sofern auf den Bildern ein Preis stand, war dieser immer in tschechischen Kronen angegeben. Für die Umrechnung in Euro muss man aktuell ungefähr durch 25 teilen und erhält so einen Preis, der bei weitem das übersteigt, was wir zu zahlen bereit wären. Zudem hätten wir viel zu viel Angst, eines der kostbaren Gläser zu zerstören. Nicht umsonst bekamen wir beim Rundgang den Hinweis, dass man “mit Moser-Gläsern nicht anstößt, sondern sich nur zuprostet.

Ohne einen Einkauf getätigt zu haben, setzten wir unsere Fahrt nach Loket (zu Deutsch “Elbogen”) fort, einer kleinen Stadt ca. 15 Minuten von Karlsbad entfernt. Über dem Städtchen thront eine imposante Burg, deren Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurückgehen. Da die Burg von strategischer Bedeutung für die Macht im Königreich Böhmen war, wurde sie im 14. Jahrhundert umfangreich erweitert. Wir begnügten uns mit einem Spaziergang durch das Städtchen – die Werbung für den Folterkeller konnte uns nicht für eine Besichtigung der Burg motivieren. Zunächst überquerten wir die Brücke über die Eger: ein Fluss, der aus dem Fichtelgebirge kommend an Karlsbad entlang fließt und letztendlich auf tschechischem Gebiet in die Elbe mündet.

Gegenüber der mächtigen Burg von Loket wirkt die Stadt in ihrem Schatten fast ein bisschen verloren

Der Marktplatz mit den prachtvollen Häusern zeugt vom ehemaligen Reichtum der Stadt. 1823 feierte hier Johann Wolfgang von Goethe mit Ulrike von Levetzow im Schwarzenberg-Lusthaus (heute Hotel Weißes Ross) seinen 74. Geburtstag. Den Heiratsantrag des älteren Herren lehnte die erst 19jährige ab, was Goethe dazu bewog, sein Leid im Gedicht Marienbader Elegie festzuhalten. Wir hatten hingegen beim Abschluss unseres Rundgangs im Galerie Café nichts zu klagen.

Das letzte Ziel heute war Cheb (zu Deutsch “Eger”) ganz im Westen des Landes. Die Stadt wurde erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt, war Teil des bayerischen Nordgaus und kam 1167 in den Besitz des staufischen Kaisers Barbarossa. Er war es auch, der die Burganlage nach seinem ersten Aufenthalt ab 1179 zur Kaiserpfalz ausbaute. Im 14. Jahrhundert wurde die Stadt Teil des Königreichs Böhmen.

Blick auf den schwarzen Turm der Burganlage

Aus einer ganz anderen Zeit stammt die Lenin-Statue in einer Ecke des Klostergartens der Franziskaner. Bis zum Jahr 1990 stand sie vor dem Hauptbahnhof und zeugte davon, dass Cheb zum Einflussbereich der Sowjetunion gehörte.

Genosse Lenin sowie eine (deutlich kleinere Statue) des kommunistischen Schriftstellers Julius Fučík

Der Rundgang durch die Stadt endete am Marktplatz, der in dieser Form aus dem 13. Jahrhundert stammt. Am unteren Ende des Platzes stehen zwei Reihen mittelalterlicher Händlerhäuser aus dem 14. Jahrhundert, das sogenannte Egerer Stöckl. Die Häuser gehen zurück auf feste Marktbuden und Fleischerbänke, an deren Stelle später Steinhäuser entstanden. Getrennt sind die beiden drei- bis vierstöckigen Häuser lediglich durch eine schmale, 160 cm breite Gasse – die Krämergasse.

Rathaus am Marktplatz von Cheb, errichtet zwischen 1723 – 1728 
Stöckl mit der schmalen Krämergasse

Nach einem kurzen Zwischenstopp im El Caffè schauten wir uns das Retro-Museum an, das die Besucher in die Zeit der sozialistischen Tschechoslowakei zurück versetzt. Wohnungen sind originalgetreu eingerichtet, typische Verkehrsmittel dieser Zeit werden ebenswo präsentiert wie Schallplatten berühmter tschechischer Interpreten, Karel Gott z.B. begleitete auch uns in der Kindheit als Sänger der Titelmelodie von Biene Maja. Die Ausstellung war auch für uns interessant, auch wenn wir keinen direkten Bezug zu den Ausstellungsgegenständen haben.

Danach war es an der Zeit den Nachhauseweg anzutreten. Für böhmische Küche waren wir heute noch nicht bereit, wir wollten (nach indisch und italienisch an den Vortagen) gerne thailändischen essen. Etwas skeptisch waren wir schon, als wir laut Navi den Parkplatz eines NORMA-Lebensmittelgeschäfts erreichten und am Rande ein Haus entdeckten, in dem sowie thailändische Massage als auch thailändisches Essen angeboten wurde. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – wir wurden positiv überrascht. Das Restaurant Mango war modern eingerichtet, die Bedienung äußerst zuvorkommend und gesprächig, und auch das Essen war in Ordnung.

Morgen steht ein Ausflug nach Marienbad auf dem Programm, dem dritten Ort im westböhmischen Bäderdreieck.

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