Montreal 10.09. – Ein Tag im Museum

Kaum haben wir Deutschland verlassen, gerät dort die Sportwelt ins Wanken. Die Nationalmannschaft blamiert sich mit einem 1:4 gegen Japan und in der Folge wird Hansi Flick als Bundestrainer entlassen. Fast parallel dazu gewinnt die deutsche Basketball Nationalmannschaft sensationell durch einen Sieg gegen Serbien das Endspiel der Weltmeisterschaft und sichert sich zum ersten Mal den Weltmeistertitel.

Die Wetteraussichten für den Vormittag in Montreal passten deutlich besser zur Katerstimmung der Fußballnationalmannschaft. Als wir das Appartement verließen, hatte es sich eingeregnet und trotz Regenschirm kamen wir kurz nach 10 Uhr leicht durchnässt am Eingang des Musée des Beaux-Arts an. Das bereits im Jahr 1860 gegründete Museum ist das älteste Kunstmuseum Kanadas und eines der größten in Nordamerika. Die Ausstellungen verteilen sich über insgesamt fünf Pavillons, teilweise unterschiedliche Gebäude, die jeweils den Namen der großzügigen Spender tragen, die dem Museum ihre Sammlungen vermacht und dazu beigetragen haben, dass der Bestand des Museums heute mehr als 45.000 Kunstwerke umfasst.

Wir starteten im Jean-Noël Desmarais Pavilion, der sich Moderner und Zeitgenössischer Kunst widmet. Hier finden sich Skulpturen von Auguste Rodin, Gemälde von Claude Monet, Pablo Picasso, Gerhard Richter und vielen weiteren namhaften Künstlern.

Claude Monet – The Main Path at Giverny (1900)
Kees van Dongen – Woman on a Sofa (vor 1920)

Lyonel Feininger – Yellow Street II (1918)

Gerhard Richter – AB Mediation (1986)

Im Anschluss fuhren wir in die oberste Etage des Michal and Renata Hornstein Pavilion for Peace und arbeiteten uns von der europäischen Kunst des Mittelalters über Werke des Goldenen Zeitalters in Holland und Flandern, Gemälden aus dem Barock und Rokoko bis zur Modernen Kunst im Erdgeschoss durch.

Der heilige Stephanus von Tilman Riemenschneider – sicherlich nicht im besten Erhaltungszustand, aber die Figur ist ja auch schon über 500 Jahre alt
Kunst des Mittelalters in Europa aus einer Zeit, in der Montréal noch nicht gegründet war

Pieter Bruegel der Jüngere – Return from the Inn (um 1620)
Rembrandt – Portrait of a Young Woman (um 1668)

Auch der Blick durch die Glasfassade offenbart immer wieder schöne Ausblicke auf Montreal.

Unter dem Titel “Infloreszenz” haben Künstler die Straße vor dem Museum in ein Blütenmeer verwandelt
Leonard Cohens Heimatstadt Montreal hat ihm ein überdimensionales Denkmal gesetzt

Neben den Dauerausstellungen sind aktuell zwei vollständig unterschiedliche Sonderausstellungen zu bewundern. Unter dem Titel Wolves wurden Werke des erfolgreichen Bildhauers Dempsey Bob gezeigt. In seinen Skulpturen vereint er traditionelle und zeitgenössische Einflüsse.

Dempsey Bob’s Wölfe – Blick in die Ausstellung

In der Sonderausstellung Thought and Splendour of Indigenous Colombia sind 400 Werke aus der Zeit um 1500 v. Chr. bis heute zu sehen, die von der Vielfalt und dem Reichtum der indigenen Kulturen Kolumbiens zeugen.

Bei so viel Input mussten wir zwischendurch eine kleine Verschnaufpause im Museumscafé einlegen.
Danach widmeten wir uns bei einem etwas schnelleren Rundgang im Claire and Marc Bourgie Pavilion Werken kanadischer Künstler.

Man hätte sicherlich noch mehr Zeit im Museum verbringen können, aber nach vier Stunden war unsere Aufnahmekapazität schon deutlich überschritten. Zum Glück hatte der Regen aufgehört und wir machten uns – auf der Suche nach essbarem Brot nach einem Zwischenstopp im Au Pain Doré – auf den Weg zu einer weiteren, allerdings ganz anderen und diesmal kostenlosen Ausstellung. In der Nähe der Metro-Station Peel, inmitten eines unterirdischen Shopping Centers befindet sich die sogenannte Expo Barbie. Über 1000 Figuren in Kleidern berühmter Designer, im typischen Look unterschiedlicher Länder, in extravaganten Brautmoden und als Berühmtheiten aus Film und Musik laden Besucher allen Alters zum Entdecken ein.

Trés chic und typisch französisch, das Kleid von Yves Saint Laurent

Auch Rotkäppchen und der böse Wolf waren dabei

Sogar einen eigenen Laufsteg hatte man aufgebaut

Unser Besuchsprogramm endete damit für den heutigen Tag, wir machten uns auf den Rückweg zu unserem Appartement, legten ein wenig die Füße hoch und verließen die vier Wände nur noch für unser Abendessen beim Inder Le Taj. Das Essen war sehr gut, ein wenig müssen wir uns nur noch an die Preisgestaltung der kanadischen Restaurants gewöhnen. In der Speisekarte ist in den Preisen die Mehrwertsteuer nicht enthalten, zudem ist es üblich, bei zufriedenstellendem Service zwischen 15% und 25% Trinkgeld zu geben. Aber wir sind ja im Urlaub, also am besten gar nicht lange darüber nachdenken, die Kreditkarte zücken und entspannt zurücklehnen.

Die Wetteraussichten für morgen sagen sommerliche Temperaturen voraus – beste Bedingungen, die Stadt außerhalb von Museen und Einkaufszentren zu entdecken.

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