Montreal 11.09. – Spaziergang durch Vieux Montreal

Heute stand die Erkundung von Vieux-Montréal, der Altstadt, auf dem Plan, wobei “alt” relativ im Vergleich zu europäischen Städten zu sehen ist, die Stadt wurde schließlich erst 1642 gegründet. Um die Füße ein wenig zu schonen und in weiser Voraussicht, übermorgen wieder mit dem Bus zum Flughafen fahren zu müssen, um dort unseren Mietwagen in Empfang zu nehmen, besorgten wir uns gleich zu Beginn ein 3-Tages-Ticket für den Öffentlichen Nahverkehr und fuhren mit der U-Bahn zur Haltestelle Place d’Armes. Auf dem gleichnamigen Platz hat man in der Mitte dem Stadtgründer Sieur de Maisonneuve ein Denkmal gesetzt. Ansonsten ist der Platz geprägt vom mächtigen Säulenportal der Banque de Montréal auf der einen und der Basilika Notre-Dame de Montréal auf der anderen Seite.

Die Statue einer Dame mit Pudel auf der linken Seite stellt eine Französin dar, die das monumentale Bauwerk der Banque de Montréal -Sinnbild für den britischen Einfluss – kritisch sieht
Anlässlich der 250-Jahr-Feier der Stadtgründung wurde im Jahr 1891 damit begonnen, dem Stadtgründer ein Denkmal zu errichten

Mit dem Bau der neugotischen Kirche in ihrer heutigen Form wurde 1824 begonnen, bereits fünf Jahre später war das Gotteshaus fertig – bis auf die beiden Türme, die erst Mitte des 19. Jahrhunderts fertiggestellt wurden.

Während an der Kasse den europäischen Touristen der Eintrittspreis von 15 CAD beeindruckte, war es im Innern die prunkvolle Ausstattung. Der Chor, der die Blicke der Besucher als erstes auf sich zieht, stellt die Kreuzigung Jesu Christi in den Mittelpunkt. Blickt man in die entgegengesetzte Richtung, sieht man die 1891 erbaute, 7.000 Pfeifen umfassende Orgel. Auch die Kanzel aus den 1870er Jahren beeindruckt durch ihre Höhe und die filigranen Schnitzereien.

Blick ins Innere der Kathedrale Notre Dame – von bescheidener Zurückhaltung keine Spur
Auch die Orgel mit ihren 7.000 Pfeifen kann sich sehen lassen

Louis-Philippe Hébert schuf die wunderschöne Kanzel mit dem geschwungenen Treppenaufgang

Vom Place d’Armes war es nicht weit bis zum Place Jacques Cartier, an dessen oberen Ende das aktuell in Renovierung befindliche Rathaus der Stadt steht.

An vielen Stellen in der Stadt wird gerade gebaut, so auch am Rathaus

Gleich daneben als Relikt britischer Kolonialzeit thront auf einer imposanten 19m hohen Säule die aus unserer Sicht viel zu kleine Säule von Admiral Lord Nelson, Bezwinger der spanisch-französischen Flotte im Jahr 1805 bei Trafalgar. Dass der französische Teil der Einwohner Montreals der Huldigung des Admirals kritisch sieht, ist daher nicht weiter verwunderlich.

Im Hintergrund das Denkmal für Lord Nelson

Die im Reiseführer angekündigten Straßenkünstler waren wohl noch mit dem Zählen ihrer Einnahmen vom Wochenende beschäftigt und so war es auf dem Platz am Montag Morgen recht ruhig, lediglich ein paar Portraitzeichner warteten auf Kundschaft. Wir kauften uns einen Smoothie, setzten uns auf eine der Bänke und spazierten im Anschluss hinüber zum Marché Bonsecours, einem Gebäude, das im 19. Jahrhundert als Rathaus und Parlament genutzt wurde und sich heute Shops und ein Café befinden.

Marché Bonsecours

Über die Uferstraße hinweg sahen wir bereits die alten Hafenanlagen von Montreal, den Vieux-Port. Die ehemaligen Kais wurden zu einem Freizeitbereich für Ausstellungen, Festivals, Kultur und Freizeit umgestaltet. Wir nutzten die Gelegenheit, die Stadt aus einer der insgesamt 42 klimatisierten Kabinen des Riesenrads in 60 Metern Höhe zu bestaunen.

J’aime Montreal – I love Montreal
Wunderschöner Panoramablick auf die Skyline von Montreal
Drei Runden drehte das Riesenrad mit uns an Bord

Am äußersten Zipfel der alten Hafenanlagen steht der Uhrturm, erbaut zwischen den Jahren 1921 und 1922 direkt am Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms, um der toten Seeleute der Handelsmarine während des Ersten Weltkriegs zu gedenken.

Danach war es an der Zeit für eine kleine Pause. Ein wunderschöner Ort dafür bot der Innenhof der Jardin Nelson. Eine Kapelle mit Kontrabass und Klavier spielte zur Unterhaltung der Gäste und wir ließen uns Crêpes mit Nutella und Erdbeeren beziehungsweise einer Kugel Eis mit Ahornsirup und salzigem Karamell schmecken.

Vom alten Hafen ging es im Anschluss mit der Metro bis zur Haltestelle Saint-Laurent, um von dort aus die Gegend nach großflächigen Street Art-Kunstwerken abzusuchen. Ein jährlich stattfindendes Urban Art Festival verwandelt die Gegend in ein Open-Air Museum.

Für das Abendessen hatten wir uns einen Tisch im italienischen Restaurant Wienstein & Gavino’s in der Rue Crescent reserviert, in der sich ein Restaurant an das andere reiht. Von einem inhabergeführten kleinen schnuckeligen Italiener weit entfernt, erstreckt sich das riesige Restaurant über drei Etagen.

Blick auf die Rue Crescent und das Graffiti von Leonard Cohen im Hintergrund

Die Pizza konnte zwar nicht mit süditalienischer Tradition mithalten, aber wir waren gut gestärkt für unsere anschließende Aktivität, dem Besteigen des königlichen Bergs, des Mont Royal, der der Stadt ihren Namen gegeben hat. Über Treppenstufen und steile Pfade gelangt man zu Montreals größtem Park. Wir waren beileibe die Einzigen, die sich den Blick vom Place Kondiaronk, der seinen Namen einem Huronen-Häuptling verdankt, auf die in der Abendstimmung beleuchteten Hochhäuser der Stadt nicht entgehen lassen wollten. Ein schöner Abschluss für den Tag.

Warten darauf, dass es langsam dunkel wird
Das Licht des Tages verschwindet langsam und die Stadt wird in künstliches Licht getaucht
Ein letzter Blick auf das nächtliche Montreal, bevor es zurück ins Hotel geht

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