Gatineau 19.09. – Ottawa: Hauptstadt Kanadas und der kanadischen Museen

Um an Attraktivität gegenüber Montreal und Toronto zu gewinnen, hat sich Ottawa (Provinz Ontario) zusammen mit Gatineau auf der gegenüberliegenden Flussseite (Provinz Québec) als Museums-Stadt einen Namen gemacht. Zahlreiche Museen locken Besucher an, besonders die National Gallery of Canada, das Canadian Museum of History und das Canadian War Museum sind laut Reiseführer hervorzuheben.

Wir entschieden uns für die Besichtigung der National Gallery of Canada, eine im Jahr 1988 durch kanadischen Stararchitekten Moshe Safdie geschaffenen Palast aus Glas und Granit. Über die Alexandra Bridge ging es von Gatineau hinüber nach Ottawa.

Fußgängerüberweg über die Alexandra Bridge nach Ottawa
Die Möwe wurde übrigens für ihre Model-Dienste nicht mit Futter bezahlt
Blick von der Alexandra-Bridge auf den Regierungshügel von Ottawa – ein Ziel für den späteren Nachmittag

Die Kunst begann bereits vor dem Betreten des Gebäudes – die riesige Spinnenplastik Maman von Louise Bourgeois schmückt den Vorplatz des Museums.

Im unteren Level werden Werke kanadischer Künstler präsentiert, unter anderem von Emily Carr, Tom Thompson und der Group of Seven: Die Gruppe von sieben Künstlern waren die ersten kanadischen Maler, die Anfang des 20. Jahrhunderts damit begannen, die kanadische Natur in lebhaften Farben auf Leinwand zu bannen. Mittendrin wurde immer wieder Platz für indigene Kunst eingeräumt.

Die riesige Ausstellungsfläche des Museumskomplexes erforderte bereits danach eine kurze Erholungspause im Café.

Blick ins Museum, wobei den übrigen Kunstwerken deutlich mehr Raum eingeräumt wird
Künstler begannen sich für die indigene Bevölkerung Amerikas zu interessieren wie hier Paul Kane – “Big Snake, Chief of Blackfoot Indians” (ca. 1851-56))
J.E.H. MacDonald – Gleams on the Hills (1921)

Neben den ausgestellten Kunstobjekten war auch das Museum selbst einen ausgiebigen Blick wert.

In der oberen Etage widmeten wir uns europäischer Kunst von der Renaissance über Barock bis hin zu Impressionismus und Postimpressionismus. Das Museum besitzt aus unserer Sicht eine wirklich großartige Sammlung, die in dem Museumsbau sehr schön in Szene gesetzt wird.

Vincent van Gogh – Iris (1890)
Marc Chagall – Memories of Childhood (1924)
Paul Nash – Chestnut Waters (1923)

Nur wenige Meter neben dem Museum an einer Straßenkreuzung hat man den kanadischen Blauhelmen ein Denkmal gesetzt, die sich weltweit für die Erhaltung des Friedens einsetzen.

Auf unserem kurzen Stopp gestern hatten wir bereits eine kulinarische Spezialität aus Ottawa gesehen, die wir jetzt probieren wollten. Die sogenannten “Biberschwänze” der Restaurantkette BeaverTail ähneln lediglich in ihrer Form an das Vorbild aus der Natur, ansonsten handelt es sich dabei um in Fett ausgebackenen Teig, der an Berliner erinnert und entweder klassisch mit Zimt und Zucker gegessen oder zusätzlich mit Nutella oder anderen süßen Leckereien bestrichen wird.

Vom Byward Market aus durch das riesige dreistöckige Einkaufszentrum Rideau Centre, wo wir auf der Suche nach einem Souvenir leider nicht fündig wurden, ein Stück die Rideau-Street hinunter und schon standen wir am Rideau-Kanal. So viel “Rideau” erfordert eine kurze Namensklärung, die jedoch recht simpel ist: “Rideau” bedeutet auf französisch so viel wie “Vorhang”. So sahen die Zwillingswasserfälle des Rideau River an der Mündung in den Ottawa River für Samuel de Champlain aus, der 1613 den Ottawa River hinauf reiste. Der künstlich angelegte Kanal sollte Anfang des 19 Jahrhunderts eine sichere Versorgungsroute zwischen Kingston am Ontariosee und Montreal gewährleisten. Dafür wurden 19 km Kanal geschaffen, um zusammen mit natürlichen Transportwegen über Flüsse und Seen insgesamt 47 Schleusen und 202 km zu überbrücken. Seine ursprüngliche Funktion hat der Kanal verloren, heute wird er nur noch touristisch genutzt.

Nur noch Freizeitboote nutzen die Schleusen des Rideau-Kanals
Neben dem Rideau-Kanal ein weiteres Hotel der Fairmont-Kette; im Vordergrund ein Teil des Denkmals für die Famous Five – fünf Frauen, die sich 1927 dafür einsetzten, dass auch Frauen in den kanadischen Senat berufen werden können

Von der Brücke über den Kanal immer weiter die Straße hinauf gelangt man zum Parliament Hill. Nachdem Queen Victoria die Entscheidung für Ottawa als Hauptstadt Kanadas getroffen hatte, begann man hier nach britischem Vorbild mit dem Bau der Regierungsgebäude inklusive einer kleineren Ausgabe des Big Ben. Wegen Renovierung bleibt der zentrale Teil des Parliament Building bis mindestens 2028 geschlossen.

Centre Block – bis auf Weiteres wegen Renovierung geschlossen; die Regierungsgeschäfte gehen in anderen Gebäudeteilen weiter
Blick auf den East Block des Parliament Buildings

Auf dem Platz vor dem Parlamentsgebäude brennt die Centennial Flame. Premierminister Lester B. Pearson entzündete die Flamme zum ersten Mal am 31. Dezember 1966, um die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Konföderation Kanadas zu eröffnen. Der Brunnen mit Flamme zeigt die Wappen der 10 Provinzen inklusive dem Jahr, in dem sie der Kanadischen Konföderation beigetreten sind. Zum 150. Jahrestag im Jahr 2017 wurde die Provinz Nunavut hinzugefügt, die sich bereits am 1. April 1999 von den Nordwest-Territorien abgetrennt hatte. Die Gründung von Nunavut beruht auf der Idee, den Inuit die Möglichkeit zu geben, dieses Gebiet relativ autonom zu verwalten.

Für ein Foto weitgehend ohne andere Touristen muss man lange Geduld haben
Auch Queen Victoria hat ein Denkmal erhalten, schließlich sorgte sie dafür, dass Ottawa die Hauptstadt Kanadas wurde

Zeit für’s Abendessen und damit heute mal wieder thailändisch. Im Khao Thai waren nahezu alle Plätze belegt und wir waren froh, in einer Ecke noch einen kleinen Tisch für uns zu ergattern.

Auf ein Dessert im Restaurant verzichteten wir, dafür gab es eine kleine Portion wirklich unglaublich leckeres Eis im Mantovani 1946. Die schicke Aufmachung des Ladens spiegelt sich auch in den Preisen wieder. Der kleinste Eisbecher (für den man sich zwei Sorten aussuchen kann) kostet 7,50 CAD (umgerechnet ca. 5,20 EUR) – und das ohne Steuern und Trinkgeld. Wir werden nie wieder meckern, wenn wir in Deutschland für eine Kugel Eis 1,80 EUR zahlen sollen.

War das mal ein leckeres Eis – und teuer dazu

Morgen geht es schon wieder weiter. Passend zum Ausflug in die Natur das Algonquin Parks stehen die Wetteraussichten auf leicht bewölkten Himmel und Temperaturen von knapp 20 Grad.

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