Golden Lake 20.09. – Algonquin Park, Tag 1

Bis zum östlichen Eingangstor des Algonquin Provincial Parks waren es drei Stunden Autofahrt ab Ottawa. Der Park umfasst insgesamt eine Fläche von 7.725 km² und ist damit dreimal so groß wie das Saarland. Der Highway 60, der den Park im unteren Bereich auf einer Länge von 58 km durchquert, ist die einzige Möglichkeit, den Park mit dem Auto zu erkunden, die restliche Fläche ist ausschließlich mit Kanu und/oder zu Fuß erreichbar. Im Herbst lockt der Park Besucher aufgrund der Farbenvielfalt der sich herbstlich verfärbenden Ahornwälder an. Für eine komplette Verfärbung hin zu dem, was als Indian Summer bekannt ist, ist es noch etwas zu früh, aber die Rotfärbung hat bereits eingesetzt – man kann sich ausmalen, warum diese Jahreszeit so viele Besucher in die Wälder Kanadas lockt.

Der älteste Park Ontarios wurde bereits im Jahr 1893 gegründet, hauptsächlich, um der Natur die Möglichkeit zur Erholung zu geben, nachdem in den Jahren zuvor riesige Flächen durch Holzfäller gerodet worden waren und Waldbrände einen zusätzlichen Beitrag zur Zerstörung der Natur geliefert hatten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen mehr Touristen in den Park, unter anderem angelockt durch Bilder des Malers Tom Thomson, oder einfach nur durch den großen Wild- und Fischreichtum. Mitte der 1930er Jahre wurde der Highway 60 gebaut und im Jahr 1937 freigegeben, so dass die jährliche Zahl der Besucher weiter in die Höhe schnellte. Die immer weiter steigenden Besucherzahlen kollidierten letztendlich mit den Interessen der Holzindustrie, so dass im Jahr 1974 die kanadische Regierung einen Kompromiss für die gemischte Nutzung des Parks beschloss. Holzabbau ist also auch heute weiterhin eine wichtige Einnahmequelle, aber unter anderem nicht mehr in Nähe von Seeufern.

Im Besucherzentrum deckten wir uns mit einer Übersichtskarte ein und schauten uns die kleine Ausstellung zur Geschichte und zur Flora und Fauna des Parks an, in der wir all diejenigen Tiere sehen konnten, von denen wir ausgehen, sie in der Natur sowieso nicht vor die Linse zu bekommen.

Am Parkplatz des Besucherzentrums steht seit Oktober 2015 ein Totempfahl, geschnitzt aus einer im Jahr 2013 durch einen Sturm umgeknickten Weymouth-Kiefer.

von unten nach oben: Heiliges Feuer (Erdung und Heilung), Bär Clan (Beschützer), Schildkröteninsel (Frieden und Einheit), Anishinaabe (Erste Menschen), Adler (Führung in die geistige Welt)

Von der Terrasse des Besucherzentrums hatten wir zudem einen ersten schönen Blick auf die unterschiedlichen Naturräume des Parks mit Seen, Flüssen, Tälern und bewaldeten Hügeln.

Lookout – der Erste

Wo es einen Lookout ist, gibt es bestimmt noch einen anderen – also auf zum Lookout Trail, fünf Kilometer Richtung Westen und mit zwei Kilometern Länge überschaubar für eine Wanderung. Ungefähr in der Mitte erreicht man auf einem Felsplateau einen Ausblick mit 180-Grad-Blick in die Umgebung.

Lookout – der Zweite

Bei Kilometer 20 vom westlichen Eingangstor entfernt befindet sich ein kleines Kunstmuseum, das im Außenbereich anhand von Kopien zeigt, wie Tom Thomson die Welt des Algonquin Parks Anfang des 20. Jahrhunderts mit den Augen eines Malers sah. Im Innern können Werke aktueller Künstler begutachtet und erworben werden.

Auf dem Rückweg hielten wir entlang der Straße und den Seen Ausschau nach Fotomotiven. Verwitterte Baumstümpfe hatten teilweise dabei das Aussehen von Elchen und führten zu Fehlalarm. An einem See hatten wir jedoch Glück – tatsächlich saß ein Biber am Ufer und putzte seinen Pelz. Bis die Kamera einsatzbereit war, hatte er sich zwar ins Wasser verabschiedet, schwamm aber ein paar Runden und setzte sich dann tatsächlich noch einmal für uns in Pose.

Brustschwimmen à la Biber
Typische Biberbeschäftigung: Futtern und Putzen und Putzen und Futtern

Da wir bei der Reiseplanung auf der Suche nach Unterkünften in direkter Nähe zum östlichen Eingangstor des Parks nicht erfolgreich waren, mussten wir rund eine Stunde nach Osten wieder aus dem Park heraus fahren, um unsere Unterkunft in Golden Lake zu beziehen. Das Sands on Golden Lake ist schon ordentlich in die Jahre gekommen, das Restaurant hatte drei Minuten vor unserer Ankunft um 18 Uhr geschlossen, wir mussten uns mit selbst geschmierten Broten zufrieden geben und genossen zumindest den herrlichen Sonnenuntergang mit Blick auf den See.

Auch ohne Sonnenuntergang war der Baum bereits in unterschiedliche Rottöne getaucht, der Sonnenuntergang verstärkte den Effekt noch einmal

Morgen geht es noch einmal durch den Park, die nächste Unterkunft haben wir westlich des Parks in Huntsville reserviert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert