Vor unserer heutigen Weiterfahrt spazierten wir noch einmal durch das hübsche und gepflegte Zentrum von Huntsville, zum einen auf der Suche nach einem kleinen schwarzen Muntermacher, der auf einer ordentlichen Espressomaschine produziert wird, und zum anderen, um uns Kopien von Gemälden der Group of Seven anzuschauen, die man als Outdoor Gallery Downtown an einigen Häuserwänden platziert hat. Dem Maler Tom Thomson, der unter ungeklärten Umständen im Jahr 1917 bei einer Kanu-Toor im Algonquin Park ums Leben kam, hat man außerdem ein Denkmal gesetzt. Ohne seine Pionierarbeit, die in den darauffolgenden Jahrzehnten mehr und mehr Touristen in die Region zog, hätte sich sicherlich Huntsville als westlicher Stützpunkt für die Erkundung des Parks anders entwickelt.
Hinter den Häuserzeile der Main Street hat die Stadt am River Mill Park Bänke im Grünen aufgestellt und Tretboote laden Touristen dazu ein, eine Runde zu drehen.
Nach einer halten Stunde Autofahrt südwärts erreichten wir Gravenhurst am Lake Muskoka. Bereits im Jahr 1866 startete man damit, den See mit dem Dampfschiff Wenonah zu erschließen. In den Jahren 1887 und 1906 kamen mit der Segwun und der Sagamo zwei weitere Dampfschiffe hinzu. Passagiere, Post und Fracht wurden von Gravenhurst aus zu Cottages und Ressorts transportiert. Im Jahr 1958, als die Postzustellung immer mehr über den Landweg erfolgte, wurde der Schiffahrtsbetrieb eingestellt.
Heute fahren die Schiffe nur noch für Touristen über den See und geben einen Einblick in die wunderschöne Seenlandschaft. Dies ist auch wohlhabenden Familien nicht entgangen, sehr schön gelegene Ferienhäuser mit Bootssteg säumen die Ufer des Lake Muskoka.
Hier ein paar Eindrücke der zweistündigen Rundfahrt.
So nobel, wie es sich die heutigen Einheimischen eingerichtet haben, ging es in den ersten Tagen der Besiedlung nicht zu. Einen Eindruck davon, wie die ersten Missionare in der Region im 17. Jahrhundert gelebt haben, bekamen wir in der rekonstruierten Missionsstation Saint-Marie among the Hurons in Midland vermittelt. Ab 1638 begann man damit die in der Region lebenden Huronen/Wyandot, die bereits vorher mit den Franzosen verbündet waren, vom christlichen Glauben zu überzeugen. In der Mission entstanden in den Jahren nach der Gründung Wohnhäuser für die Jesuiten, eine Schuhmacherwerkstatt, eine Schmiede, Lagerhäuser für Vorräte und Ställe für das Vieh, das man aus Frankreich mitbrachte, um nicht ausschließlich auf vegetarische Nahrung angewiesen zu sein.
Wir erfuhren über eine eigens entwickelte App, auf der auch Deutsch als Sprache auswählbar war, wie herausfordernd das Leben weitab der französischen Heimat war.
Auf dem Gelände befand sich auch ein Langhaus für die indigene Bevölkerung, die so in ihrer eigenen Umgebung leben konnte, aber in direktem Kontakt zu den Missionaren stand.
Die Missionarstätigkeit war nicht frei von Konflikten. Eingeschleppte Krankheiten aus Europa wie beispielsweise die Pocken, auf die die indigene Bevölkerung nicht vorbereitet war, rafften etliche der Ureinwohner dahin. Zudem gab es immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen mit dem seit jeher mit den Wyandot verfeindeten Stamm der Irokesen. Im Jahr 1649 starteten die Irokesen einen Vernichtungsfeldzug gegen die Wyandot, der das Volk nahezu auslöschte. Dabei kamen auch acht der Jesuiten ums Leben. Ihnen wurde später in der Nähe ein Andenken gesetzt. Die überlebenden christlichen Missionare gaben letztendlich die Missionsstation auf und zogen zusammen mit den zum christlichen Glauben konvertierten Wyandot weiter. Um den siegreichen Irokesen nichts von der aufgebauten Infrastruktur zu hinterlassen, entschieden sie sich dazu, die Station eigenmächtig niederzubrennen.
Unweit des Ortes, an dem das Massaker an den Jesuiten stattgefunden hatte, wurde vom Erzbischof von Toronto im Jahr 1907 eine kleine Kapelle geweiht und bereits 1925 mit dem Bau der heutigen Kirche begonnen, deren Innenraum an die Form eines umgestürzten Kanus erinnert.
Für uns ging es danach weiter von Midland entlang der Georgian Bay nach Wasaga Beach, einem gut besuchten Touristenort mit entsprechender Infrastruktur und einer Fülle von Restaurants.
Heute war mal wieder indisch an der Reihe und im Wasagas Curry & Cocktail waren die Portionen so groß, dass wir auch morgen noch davon zehren können. Zum Glück ist unsere Unterkunft in Collingwood, die einen herrlichen Ausblick vom Balkon auf den Parkplatz des Hotels bietet, mit einer Mikrowelle ausgestattet.