Auf dem Weg von Utrecht nach Den Haag legten wir einen Zwischenstopp gut zehn Kilometer östlich von Rotterdam ein. In Kinderdijk steht eines der bekanntesten Fotomotive der Niederlande, 19 originale Windmühlen aus dem 18. Jahrhundert. Diese dienten vor der Erfindung der Dampfmaschine dazu, das Gelände, das sich unterhalb des Meeresspiegels befindet, landwirtschaftlich nutzbar zu machen und das in den Gräben und Kanälen gesammelte Wasser über den Deich in den Lek – einem der beiden Arme, in die sich der Rhein aufspaltet – zu pumpen.
Ein altes holländisches Sprichwort besagt „Als Gott die Welt erschuf, vergaß er die Niederlande. Also mussten sich die Niederländer ihr eigenes Land erschaffen“. Sie machten sich daran, dem Meer Land abzugewinnen. Ein Problem entstand erst durch das Abpumpen des Wassers und Trockenlegen der Felder. Der feuchte Torfboden senkte sich ab und es mussten immer größere Anstrengungen unternommen werden, das Wasser abzupumpen.
Da Parkplätze vor Ort nur sehr begrenzt vorhanden waren, nutzten wir den P&R-Parkplatz samt Shuttle-Service. Nach einem informativen kurzen Film, der uns einen Überblick über die Geschichte und die Funktion der Windmühlen aufzeigte, starteten wir unseren Rundgang.
Erster Stopp war im Pumpenhaus, in dem zwei große mit Dieselmotoren betriebene Pumpen mit einer Pumpleistung von 870.000 Litern pro Minute zu bestaunen sind, die in den 1920er Jahren die 1868 in Betrieb genommenen dampfbetriebenen Pumpstationen ersetzten.
Heute wird das Wasser mit elektrisch betriebenen, riesigen archimedischen Schrauben abgepumpt. Die Pumpleistung beträgt dabei 1.500.000 Liter Wasser in der Minute.
Die Wasserwirtschaft der Holländer war ausgeklügelt. Die einzelnen Windmühlen hatten unterschiedliche Funktionen. Da die Pumpleistung einer einzelnen Mühle lediglich einen halben Meter beträgt, das dem Meer abgetrotzte Land aber bis zu anderthalb Metern unter dem Meeresspiegel liegt, wurde eine terrassenförmige Anlage geschaffen, über die das Wasser stufenweise herausgepumpt wurde. Die acht Mühlen auf dem Nederwaard-Polder schaufelten das Wasser über den Kanal in ein unteres Bassin. Von dort leiteten es die acht Mühlen des Oberwaard-Polder, die auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals liegen, in das obere Bassin. Wenn es der Wasserstand im Fluss Lek zuließ, wurden die Schleusen geöffnet, das Wasser floss in die Lek ab, die es ihrerseits ins Meer hinaustransportierte.
Zwei der Mühlen sind für Besucher geöffnet und vermitteln einen kleinen Eindruck vom harten Leben der Müller und ihrer Familien in den Mühlen.




Die Bilder sehen sicherlich idyllischer aus als es damals war
Immer wieder ergaben sich schöne Fotomotive:




Auch die zweite zu besichtigende Mühle Blokweer war original eingerichtet, inklusive holländischer Klompen:




Nach einem Spaziergang bis zur letzten Mühle fuhren wir mit dem Boot zurück zu unserem Ausgangspunkt und warteten auf dem Shuttle Bus, der uns zum Auto zurückbrachte.
Von dort war es nicht mehr weit nach Den Haag. Wie auch in Utrecht ist es empfehlenswert und günstiger, das Auto außerhalb der Stadt auf einem der P&R-Parkplätze abzustellen und mit Bus oder Bahn in die Stadt zu fahren. Bei einem späteren Rundgang sahen wir, dass die Tagespauschale im Parkhaus 34 € beträgt. Für zwei Euro darf man ganze 23 Minuten im Parkhaus stehen – was auch immer man in der kurzen Zeit erledigt bekommt.
Nach Bezug unseres Zimmers im für die kommenden sechs Nächte gebuchten Hotel machten wir uns auf den Weg zum thailändischen Restaurant Phonsawan, wo Jochen glaubte, für 18 Uhr einen Tisch reserviert zu haben. Dummerweise hatte er sich im Tag geirrt, die Reservierung war für den morgigen Tag und das Restaurant eigentlich ausgebucht. Irgendwie fand der Chef doch noch einen Tisch für uns und es lohnte sich. Selten haben wir so gut thailändisch gegessen, wenn auch die Geräuschkulisse es schwer machte, sich zu unterhalten.



Morgen steht ein Ausflug nach Rotterdam auf dem Programm. Wir erwarten eine moderne Stadt und einer der größten Seehäfen der Welt.



