Metz 25.05. – Centre Pompidou Metz und Bootsfahrt auf der Mosel

Knapp eine Stunde benötigt man von Saarbrücken über die Autobahn Richtung Westen nach Metz. Es ist nicht unser erster Aufenthalt in der Stadt, 1999 waren wir zum ersten Mal dort, 13 Jahre später auf dem Weg nach Nancy, um unsere Erinnerung aufzufrischen. 2018 starteten wir von Metz aus unseren zweiwöchigen Urlaub ins Burgund und zum Genfer See.
Die Erinnerung an Details der bisherigen Besuche war nicht mehr allzu präsent, und so ist es nicht verwunderlich, dass uns nach unserer Rückkehr bei der Durchsicht der Fotos der vergangenen Aufenthalte auffiel, dass nun einige Doubletten im Fotoarchiv liegen.

Die Wetteraussichten kündigten für heute wechselhaftes Wetter an, ideal für einen Museumsbesuch. Im Jahr 2010 eröffnete etwas außerhalb des Stadtzentrums eine Dependance des Centre Pompidous in Paris, das Centre Pompidou Metz. Die aktuelle Sonderausstellung Unendlicher Sonntag präsentiert Werke aus der Sammlung des Centre Pompidou Paris in Dialog mit Werken des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan. Geht es um Zeitgenössische Kunst, ist Jochen stets skeptisch, ließ sich aber auf den Besuch ein – und bereute es nicht.

Das Museum beeindruckt bereits vor dem Betreten mit seiner Form, die einem Zirkuszelt ähnelt. Im Innern empfängt den Besucher ein 20m hohes Foyer, von dem man aus via Treppe oder bequemer mit dem Aufzug in die in Röhrenform konstruierten und übereinander liegenden Ausstellungssäle gelangt.

Gerade kein allzu großer Besucherandrang trotz dunklen Regenwolken

Die Werke von Maurizio Cattelan spielen mit Tabus, bringen die Besucher aber auch zum Schmunzeln und Nachdenken. Berühmt wurde er mit La Nona Ora (“Die neunte Stunde” in Anlehnung an den Todeszeitpunkt Jesu), einer lebensgroßen realistischen Figur Papst Johannes Paul II., der von einem Meteor erschlagen wird. Vor nicht allzu langer Zeit wurde sein Werk Comedian für 6,2 Mio. USD versteigert, bei dem eine frische Banane mit einem Stück grauem Gaffa-Band an die weiße Wand geklebt wurde. Der Käufer, der Kryptowährungsunternehmer Justin Sun, aß die Banane kurz darauf auf der Bühne, verglich sie mit einem Krypto-Asset und sagte: „Der wahre Wert liegt im Konzept selbst.”

Cattelan erschuf das Kunstwerk “Comedian” in einer Auflage von 3 Exemplaren und so hing eine der Bananen (die entsprechend der Anweisung des Künstlers alle 2-3 Tage ausgetauscht wird) im Centre Pompidou Metz.

Maurizio Cattelan – Comedian (2019)

Nachfolgend ein paar weitere Kunstwerke, die uns auf unserem Rundgang durch die Ausstellung in Erinnerung blieben: Im ersten Ausstellungsraum stand redensartlich und leibhaftig ein Elefant im Raum, der vergeblich versuchte, sich zu verstecken – oder ist er Mitglied des Ku-Klux-Clans?

Maurizio Cattelan – Not Afraid of Love (2000)

Hat das von Cattelan entwickelte Schachspiel erst einmal begonnen, lässt sich nicht mehr feststellen, welche der Figuren welchem Spieler gehört und wer wirklich “gut” und wer “böse” ist – außer bei Sigmund Freud, dessen Figur in der Ausgangsstellung auf beiden Seiten zu sehen ist.

Maurizio Cattelan – Good versus Evil (2003)

Auf dem nachfolgenden Foto sind zwei Kunstwerke zu sehen: Die 29 Stühle, die sich rund um den Tisch verteilen, stammen von fünf Kontinenten und aus unterschiedlichem gesellschaftlichem Schichten. Sie sind in die Tischplatte eingelassen, so dass sie unzugänglich bleiben und keine Möglichkeit zur Diskussion bieten. Die mit 24-karätigem Gold überzogenen Platten an der Wand sind von hunderten Einschusslöchern durchsiebt und sollen so dazu anregen, über die ökonomische Ungleichheit und die Verbindung von Macht und Zugang zu Waffen in der amerikanischen Gesellschaft nachzudenken.

Chen Zhen – Round Table (1995) und Maurizio Cattelan – Sunday (2024)

Die riesige Skulptur im Foyer des Museums ist in der Originalversion gegenüber der italienischen Börse aufgestellt. Der Mittelfinger ist in die Höhe gestreckt, die restlichen Finger sind abgetrennt. Ob wohl der Standort der Skulptur eine Botschaft vermitteln soll?

Maurizio Cattelan – L.O.V.E (2010)

Anstelle von Namen gefallener Soldaten stehen auf der dunklen Steinplatte alle Niederlagen der britischen Nationalmannschaft: Fußballspieler sind zu neuen Helden eines Landes geworden. Das Land würdigt eher sportliche Niederlagen als militärische Opfer.

Maurizio Cattelan – Untitled (1999)

Der Nagel in der Skulptur mit dem Titel “Envy” steckt nicht etwa mittig in einer aufgespannten Leinwand, sondern in einem Stück poliertem Marmor. Der Künstler wollte auf die meisterhaft in Marmor gemeißelten Werke italienischer Künstler des Barock verweisen.

Maurizio Cattelan – Envy (2025)

Im Gegensatz zu Jagdtrophäen hängen an der Museumswand die Körper von Pferden, die sich beim Sprung verschätzt haben. Ein Versuch, dem Betrachter die Absurdität von Jagdtrophäen vor Augen zu führen.

Maurizio Cattelan – Kaputt (2013)

Hier noch ein Blick auf Werke der Sammlung des Centre Pompidou Paris, das ab Ende 2025 für fünf Jahre wegen anstehender Renovierungsarbeiten schließt.

Ein weiteres sehr interessantes Projekt der Performance-Künstlerin Marina Abramovic steht vor dem Centre Pompidou im Paper Tube Studio: Bei Counting the rice sind Besucher sind eingeladen, sich an den Tisch zu setzen und mittels Kopfhörer abgeschottet von der Außenwelt geduldig Reiskörner zu zählen – nachdem diese zuvor aus einem Linsen-Reis-Mix separiert wurden. Eine einfache, meditative Geste, die Aufmerksamkeit, Genauigkeit und Selbstwahrnehmung erfordert. Für einen Controller ist ein solches Kunstwerk natürlich unwiderstehlich.

Jochen counts the rice

Vom Museum war es nur eine kurze Fahrt ins Zentrum von Metz. Das Parkhaus im Einkaufszentrum Saint-Jacques hatten wir schnell gefunden, den Ausweg aus dem schier endlosen Labyrinth zum Hotel de Fouquet glich an einem Sonntag bei geschlossenen Geschäften einem Escape-Room-Spiel. Als wir unsere Unterkunft schließlich erreicht hatten, empfing uns der Gastgeber in historischem und wunderschön restauriertem Ambiente -h ier werden wir uns definitiv wohl fühlen.

Das Foto ist leider etwas verwackelt, gibt aber einen schönen Eindruck vom Zimmer wieder

Für den Nachmittag hatten wir bereits im Vorfeld Tickets für eine einstündige Bootsfahrt auf der Metz durchfließenden Mosel gekauft. Vom kleinen Bootshafen aus steuerte der Kapitän ein Naherholungsgebiet im Westen der Stadt an. Der von der französischsprachigen Gästeführerin angekündigte Eisvogel versteckte sich jedoch, und so bekamen wir neben einigen Enten, Gänsen und Graureihern zumindest das Fußballstadion des FC Metz zu sehen.

Metz liegt an der Mündung der Seille in die Mosel, die im Stadtbereich jedoch gestaut ist und keinen Bootsverkehr zulässt.

Die französische Küche entlockt uns im Normalfall keine Jubelschreie, frisch zubereiten Galettes (einer Art Crêpes aus Buchweizenmehl) verbunden mit einem Glas französischem Cidre können wir jedoch nur schwer widerstehen. Das Abendessen in der Creperie Moderne war vorzüglich und mit ein bisschen Anstrengung passte im Anschluss auch noch ein Crêpe mit Zucker bzw. Nutella als Nachtisch.

Müde und zufrieden kehrten wir zu unserer Unterkunft zurück und werden morgen die Stadt bei einem Altstadtrundgang zu Fuß erkunden. Gute Nacht!

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