Die Strecke zu unserem nächsten Übernachtungsort Levanto beträgt nur 37 Kilometer – die Fahrtzeit zog sich jedoch über eine ganze Stunde hin. Der Grund lag auf der Hand: serpentinenartige Kurven schlängelten sich zunächst ins ligurische Hinterland, nur um uns dann wieder zurück an die Küste zu führen.
In Levanto angekommen parkten wir unser Auto in der Nähe der Unterkunft und liefen zu Fuß zum Bahnhof, um dort mit dem Zug nach Riomaggiore zu fahren – dem von Levanto am weitesten entfernten Ort der Cinque Terre. Wir entschieden uns gegen eine Tageskarte für 27 EUR, schließlich planten wir mit lediglich drei Einzelfahrten – viel günstiger wurde es dadurch aber nicht. Wir stellten erst später fest, dass jedes Zugticket von einem Cinque-Terre-Ort zum nächsten immer exakt 8 EUR kostet – völlig unabhängig von der Entfernung. Eine äußerst interessante (und einfache) Preispolitik, die jedoch die wenigsten Besucher abschreckt.
In Riomaggiore führt wie in manch anderen Cinque-Terre-Dörfern auch ein Fußgängertunnel vom Bahnhof direkt ins Herz des Ortes.
Auf der anderen Seite angekommen schlenderten wir die zentrale Via Colombo hinauf, vorbei an Souvenirshops und Restaurants, bis wir den Platz vor der Kirche San Giovanni Battista erreichten. Von hier eröffnete sich uns der klassische Postkartenblick mit den pastellfarbenen Häusern, die wie bunte Spielzeugblöcke übereinander gestapelt am steilen Hang kleben.
Der nächste Ort der Cinque Terre Richtung Westen ist Manarola, nur gut 15 Minuten Fußmarsch entfernt. Der Weg führt über die berühmte Via dell’Amore – einen bequemen Spazierweg, der zwischen 2012 und 2024 aufgrund eines Felssturzes gesperrt war. Nach aufwendiger Restaurierung verlangt man nun einen stolzen Preis für die nicht einmal einen Kilometer lange Strecke: Besitzer einer Cinque Terre Card zahlen 10 EUR, alle anderen (so auch wir) 17,50 EUR. Aber wir sind im Urlaub, das Geld sitzt entsprechend lockerer und die Zugfahrkarte hätte ja auch schon 8 EUR pro Person gekostet.

Als wir in Manarola am etwas außerhalb gelegenen Bahnhof ankamen, spuckte ein Zug gerade neue Besuchermassen aus, die sich gemeinsam mit uns auf den Weg ins Zentrum machten.

Am malerischen Hafen sonnten sich einige Besucher auf den nackten Felsen oder wagten sich für eine Runde ins kristallklare Meer. Der Großteil jedoch pilgerte den gegenüberliegenden Hang hinauf, um von dort den Blick auf Manarola zu genießen, Selfies zu schießen oder per Videoanruf den zu Hause gebliebenen die Schönheit dieses Fleckchens Erde zu vermitteln.

die “Groppe”, deren Lauf unter die Straße verlegt wurde, mündet am Hafen
Viele Besucher steuerten das Ausflugslokal Nessun Dorma an, das in perfekter Panoramalage direkt über den Klippen thront. Um einen Platz auf der Terrasse zu ergattern muss man sich per App in eine virtuelle Warteschlange einreihen – während des Wartens geht es weiter auf Entdeckungstour. Sobald man an der Reihe ist, sollte man sich schnellstens zum Eingang begeben, bevor der Tisch an den nächsten in der Reihe vergeben wird.
Zurück am Bahnhof warteten wir auf den Zug nach Vernazza, unserem letzten Cinque-Terre-Dorf (den kleinsten Ort Corniglia, auf einer Felsspitze gelegen, sparten wir aus).
Vernazza wird in unserem Reiseführer als “das schönste und stimmungsvollste Dorf der Cinque Terre” gepriesen – was nicht zwingend unserem Eindruck entspricht. Dafür zahlt der Ort jedoch einen hohen Preis: Ein endloser Besucherstrom wälzt sich die zentrale Dorfstraße zwischen Bahnhof und Hafen hinab. Die Straße entwickelte sich, wie in den anderen Dörfern auch, entlang eines Flusses – in diesem Fall des Rio Vernazzola, der mittlerweile kanalisiert wurde und unter Beton und Straßenpflaster verschwunden ist.
Am pittoresken Hafen warfen wir einen Blick in die Pfarrkirche Santa Margherita d’Antiochia, beobachteten das Gedränge am Landungssteg der Ausflugsboote und schossen die obligatorischen Fotos, bevor wir uns wieder ins Getümmel Richtung Bahnhof aufmachten.
Bei einem Zwischenstopp in einer der kleinen Snackbars erlagen wir der Verlockung einer Portion Pommes Frites und ließen den Besucherstrom an uns vorbeiziehen. Exquisite ligurische Küche gibt es sicherlich auch, aber oftmals scheint die Fritteuse – zumindest in den Snackbars – das wichtigste Kochutensil zu sein, sowohl für Pommes als auch für Meeresfrüchte.
Zurück in Levanto mussten wir zunächst zum Parkplatz, um unser Gepäck auszuladen. Damit spazierten wir die nett angelegte, verkehrsberuhigte Via Dante Alighieri hinunter. Die von Restaurants und Souvenirläden gesäumte Straße führte uns zu einer kleinen Immobilienagentur, wo wir die Schlüssel für unser Zimmer mitten in der Altstadt in Empfang nahmen.
Nach dem obligatorischen Supermarktbesuch, um den Frühstücksbedarf der kommenden Tage zu decken, machten wir uns auf die Suche nach einer Pizzeria. Italienische Restaurants öffnen grundsätzlich später als in Deutschland, das mussten wir auch heute wieder erfahren. Als wir um 18:45 Uhr in der Pizzeria Duca nach einem Platz fragten, schickte man uns noch einmal für zehn Minuten fort – Zeit, die wir für zu einem Bummel durch die Stadt nutzten.
Die in einer versteckten Seitengasse gelegene Pizzeria überraschte uns mit ungewöhnlichen Zutaten auf der Karte: Blauschimmelkäse, Kartoffeln, Carbonara-Sauce und Zucchini-Creme waren nur einige der Beläge. Um bei der Bestellung keine Überraschungen zu erleben, mussten wir für die ein oder andere Zutat ein Übersetzungsprogramm bemühen. Trotz der versteckten Lage füllte sich das Restaurant nach 20 Uhr bis zum letzten Platz.
Die Wahl unserer beiden Pizzen war ausgezeichnet: Die Pizza Calzone mit scharfer Salami, Aubergine und geräuchertem Provolone-Käse mundete ebenso wie die Pizza Culaccia mit Rohschinken und frischem Rucola. Im Vergleich zur neapolitanischen Pizza ist der ligurische Teig nach den bisherigen Erfahrungen knuspriger gebacken und der Rand dünner.


Zum krönenden Abschluss gönnten wir uns einen Aperol Spritz und einen Limoncello Spritz – beides Erfindungen aus dem Land, aus dem Pizza und Pasta seinen Siegeszug in die ganze Welt angetreten hat. Vielleicht wollten wir uns auch ein wenig “betäuben” – die Matratze unseres Bettes scheint nach einer ersten Sitzprobe nicht gerade sehr bequem zu sein.
Mit vielen schönen Eindrücken ließen wir den Abend in Levanto ausklingen.