Nachdem wir in den letzten beiden Tagen die malerischen Dörfer der Cinque Terre ausgiebig vom Wasser aus mit dem Boot und an Land mit der Bahn erkundet hatten, lockte uns heute das nächste touristische Juwel der italienischen Riviera: Portofino. Wir machten uns keine Illusionen, dort weniger Besucherandrang zu erwarten.
Über die mautpflichtige Autostrada, auf der sich Tunnel an Brücken wie Perlen an einer Schnur reihten, schlängelten wir uns durch das bergige Hinterland der Riviera. Nach knapp einer Stunde erreichten wir den Ausgangspunkt für unseren Ausflug, die Küstenstadt Rapallo. Der Empfehlung unseres Reiseführers folgend, versuchten wir gar nicht erst, mit dem Auto nach Portofino zu fahren, bei dem prognostizierten Parkplatzmangel trotz horrender Parkgebühren wäre das zum Scheitern verurteilt gewesen. Die gesparten Parkgebühren investierten wir lieber in eine entspannte Bootsfahrt entlang der traumhaften Küste.
Am Hafen von Rapallo erwartete uns die erste kleine Hürde: Zum ersten Mal auf unserer Reise fanden wir keine Parkplätze, die mit der praktischen EasyPark-App zahlbar waren. Zu allem Überfluss zeigte sich der Parkautomat von seiner störrischen Seite – er verschmähte unsere Kreditkarte und verlangte nach Bargeld. Ein Glück, dass wir tatsächlich Münzen im Wert von 13 EUR in unserem Portemonnaie fanden, um die sechsstündige Parkgebühr zu entrichten. Die Zeit bis zum Ablegen unserer Fähre wurde bedenklich knapp, und zu allem Überfluss liefen wir vom Parkplatz erst einmal in die völlig falsche Richtung. Als wir unseren Fehler bemerkten, war es eigentlich schon zu spät.
Doch das Glück war auf unserer Seite: Das Boot legte fünf Minuten später ab, und vor dem Fahrkartenschalter hatte sich keine Schlange gebildet. Wir kauften Tickets für eine Station weiter als Portofino – bis zur ehemaligen Benediktinerabtei San Fruttuoso. Portofino wollten anschließend auf dem Rückweg einen Besuch abstatten. Die einmal pro Stunde verkehrende Personenfähre glitt entlang der zerklüfteten Küste dahin, erster Halt war Santa Margherita Ligure, ein mondänes Seebad mit noblen Villen und prunkvolle Hotels.

Dann kam Portofino in Sicht – ein Postkartenmotiv, in dessen malerischem Hafen unzählige Yachten in den Wellen schaukelten. Während der Großteil der Fahrgäste ausstieg, blieben wir an Bord sitzen und fuhren weiter die Küste entlang bis zur ehemaligen Benediktinerabtei San Fruttuoso.

Im 8. Jahrhundert gründete ein spanischer Bischof auf der Flucht vor den Sarazenen diese Abtei an einem der abgeschiedensten Küstenabschnitte Liguriens. Doch die Verfolger holten ihn ein: 984 zerstörten die Sarazenen das Kloster vollständig. Benediktinermönche bauten es wieder auf und führten es zu beträchtlichem Reichtum und Grundbesitz, bevor es im 13. Jahrhundert unter den Einfluss der mächtigen Adelsfamilie Doria geriet. Diese ließ auch den markanten Wachturm weiter oben am Hang errichten – ein steinerner Wächter gegen Piratenüberfälle. Ein Erdbeben im Jahr 1915 zerstörte den vor der Kirche stehenden Abtspalast, der anschließend in gotischem Stil wieder aufgebaut wurde.
Heute pilgern die Besucher weniger aus religiöser Hingabe hierher. Vielmehr locken traumhaften Aussichtspunkte, kleine Bars und die Verlockung, Zeit im kristallklaren Meer zu verbringen, wofür ein Platz auf dem harten steinigen Untergrund in Kauf genommen werden muss. Zugänglich ist die Abtei ausschließlich vom Wasser oder zu Fuß, eine Anbindung an das Straßennetz gibt es nicht.
Wir spazierten entspannt entlang der schmalen Fußwege, ließen die spektakulären Ausblicke auf uns wirken und gönnten uns in einer Bar eine wohlverdiente Pause. Eineinhalb Stunden später bestiegen wir die Fähre zurück nach Portofino.

In Portofino legte das Schiff an der zentralen Piazza Martiri dell’Olivetta an – einem der fotogensten Plätze der italienischen Riviera. Rund um den malerischen Platz reihen sich die Boutiquen internationaler Luxusmarken wie Loewe und Louis Vuitton auf, wartend auf ein kaufkräftiges Publikum. Die imposanten Yachten im Hafenbecken ließen zumindest darauf schließen, dass dieses auch vorhanden war. Auf uns warteten die edlen Geschäfte vergeblich – dafür konnten wir den Verlockungen der Gelateria Gepi nicht widerstehen. Die kleinste Portion mit einer Eissorte kostete stolze 5 EUR, aber es schmeckte uns auch wirklich gut.
Hoch oben auf dem Portofino-Hügel gelegen und in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar, thront in exponierter Lage die Kirche San Giorgio. Von hier oben eröffnet sich ein Bilderbuchblick auf den berühmten Hafen von Portofino.


Noch etwas höher liegt die historische Festung der Stadt, die 1554 von den Genuesern errichtet wurde, um den strategisch wichtigen Hafen zu sichern, und heute ein Museum beherbergt. Ein bequemer Spazierweg führte uns weiter zum Leuchtturm an der Südspitze der Portofino-Halbinsel. Der Blick auf die Küstenlinie und den Leuchtturm vom Boot aus wäre spektakulärer als der Blick vom Land aufs Meer hinaus, jedoch konnten wir den Panoramablick in einer stilvollen Bar am Fuße des Turms genießen – untermalt von sanfter Loungemusik.

Zurück am Hafen reihten wir uns in die Schlange der Wartenden für die Rückfahrt nach Rapallo ein. Noch einmal durften wir die Fahrt entlang der zerklüfteten Küstenlinie genießen, an der sich immer wieder neue Fotomotive offenbarten. Eine halbe Stunde später erreichten wir den Bootsanleger in Rapallo – mit vielen schönen Eindrücken im Gepäck.
Zurück in Levanto fanden wir in der Osteria Tumelin den perfekten Ort für unser Abendessen. Bei authentischer ligurischer Pasta ließen wir die Erlebnisse des Tages Revue passieren, während sich andere Gäste den Fisch zeigen ließen, der für sie frisch zubereitet werden sollte. Ein gelungener Abschluss für einen schönen Tag an der ligurischen Küste.



aber auch im Restaurant genossen wir unser Abendessen
Morgen verlassen wir Levanto bereits wieder und fahren ein Stück weiter die Küste entlang nach Moneglia, wo wir im grünen Hinterland ein Ferienhaus für die kommenden fünf Nächte gemietet haben. In dieser Zeit werden wir es sicher etwas ruhiger angehen lassen, die Füße hochlegen und endlich einmal ein Buch in die Hand nehmen, das kein Reiseführer ist. Nach so vielen Eindrücken freuen wir uns auf diese wohlverdiente Entschleunigung.