Moneglia (20.09.) – Frühmorgendliche Wanderung nach Monterosso al Mare und Feuerteufel im Olivenhain

Die heutige Nacht war alles andere als erholsam. Zum einen sorgten hartnäckige, penetrant um die Ohren fliegende Stechmücken dafür, dass wir partout nicht zur Ruhe kamen. Zum anderen hatte Jochen eine Wanderung geplant – bei den angekündigten Temperaturen um die 30 Grad am Nachmittag bot es sich an, in aller Frühe aufzubrechen. So klingelte der Wecker – beziehungsweise die Smartwatch – bereits um 6 Uhr. Draußen herrschte noch tiefe Dunkelheit, aber die Temperaturen waren angenehm mild, sodass nur die kurze Wanderhose und das T-Shirt angezogen werden mussten.

Glücklicherweise war in Moneglia ein Parkplatz mit weißen Markierungen frei – bei blauen muss man zahlen, gelbe sind den Einwohnern vorbehalten. Der Zug fuhr pünktlich um 6:42 Uhr Richtung Levanto, unserem letzten Übernachtungsort, ab.

Der Andrang auf dem Bahngleis ist zu so früher Stunde noch äußerst überschaubar

Vom dortigen Bahnhof führte die geplante Route hinunter zum Strand und von dort Richtung Monterosso al Mare, einem der fünf Dörfer der Cinque Terre und Ziel der Wanderung. Die Bahnkarte nach Levanto kostete für die rund 15-minütige Fahrt lediglich 3 EUR – ein wahres Schnäppchen! Auf dem Rückweg mit Start in Monterosso al Mare wurde dann allerdings der “Cinque Terre-Aufschlag” fällig: Für stolze 8 EUR fuhr der Zug zurück nach Moneglia.

Für die 8,5 km lange Wanderstrecke über 490 Höhenmeter waren in der Beschreibung des Reiseführers 2,5 Stunden angesetzt. Die Wanderungen Anfang August im Berner Oberland lagen wohl doch schon zu lange zurück, der Fitnesszustand ließ ehrlich gesagt ein wenig zu wünschen übrig. Bergauf über steile Treppen, schweißtreibende Anstiege und ordentlich außer Puste waren kleine Verschnaufpausen mehr als willkommen – die perfekte Gelegenheiten zum Fotografieren. Über Levanto ging zu diesem frühen Zeitpunkt gerade die Sonne auf.

Am Strand von Levanto warten Boote auf einen der letzten heißen Sommertage
Langsam geht die Sonne über Levanto auf

Der gut markierte Weg, der ab der Stadtgrenze von Levanto teilweise über felsiges Terrain führt, schlängelte sich durch Wälder und offene Flächen mit Ausblicken auf das türkisblaue Meer. Nur wenige Menschen waren zu dieser frühen Uhrzeit unterwegs.

Der höchste Punkt der Wanderung ist fast erreicht – Gelegenheit, den Blick zurück zu genießen
Über Stock und Stein oder wie hier Fels geht es weiter in Richung Monterosso

Während zu Beginn noch der Blick zurück auf das tief im Tal liegende Levanto lohnte, wechselte die Perspektive ab dem Wegkreuz Punta del Mesco: Von hier kommt die wunderschöne Bucht von Monterosso al Mare ins Blickfeld. Der anschließende Abstieg zum Strand war steil und anspruchsvoll – die entgegenkommenden Wanderer entsprechend erschöpft und verschwitzt.

Blick auf Monterosso al Mare im Vordergrund.
Weiter die Küste entlang ist bereits Vernazza zu sehen
Im Ortsteil Fegina von Monterosso al Mare stehen Liegestühle und Sonnenschirme für die Urlauber bereit

Das Ende des Wanderwegs lag an dem Stück öffentlichem Strand, an dessen Ende die etwas lädierte Figur des Il Gigante majestätisch aufragt. Gut vorbereitet waren Badehose und Handtuch im Gepäck dabei und so gab es nach einer erfrischenden Dusche zum Akklimatisieren ein paar Schwimmzüge im kristallklaren Meer, die perfekte Belohnung nach der anstrengenden Wanderung.

Bei 25 Grad Wassertemperatur füllt sich der öffentliche Strand von Monterosso al Mare zusehends

Abgetrocknet und erfrischt ging es weiter zum Bahnhof in Monterosso al Mare, wo der Zug glücklicherweise fünf Minuten Verspätung hatte – gerade genug Zeit, um noch schnell das Zugticket zu kaufen. Zum ersten Mal, seit wir mit dem Zug an der Küste unterwegs sind, wurden tatsächlich die Fahrkarten kontrolliert. Eine Frau versuchte noch verzweifelt mit dem Schaffner zu diskutieren, warum sie kein gültiges Bahnticket besaß – es half nichts: Mit der Kreditkarte musste sie die Strafe fürs Schwarzfahren begleichen.

Während Jochen mehr oder weniger entspannt mit der Bahn und auf Wanderwegen unterwegs war, bekam es Alex am Ferienhaus mit der Angst zu tun. Im Herbst scheint es in Ligurien Tradition zu sein, Feuer zu entzünden, ordentlich Rauch zu produzieren und die Reste der Olivenernte auf diese Weise zu “entsorgen”. Diese Praxis hatten wir schon mehrfach entlang der Küste beobachtet, allerdings noch nie aus nächster Nähe miterlebt – bis heute. Direkt unterhalb unseres Ferienhauses begann es bedrohlich zu qualmen, und man konnte davon ausgehen, dass sich das Feuer bis zum Haus ausbreiten könnte. Zum Glück war es dann mehr Rauch um Nichts. Alex schloss wegen des penetranten Rauchs alle Fenster und statt auf der schattigen Terrasse zu liegen musste sie im warmen Schlafzimmer sitzen und ab und an aus dem Fenster schauen, ob der Olivenhain unterhalb der Terrasse schon brannte oder ob sie bis zur nächsten Kontrolle beruhigt weiterlesen konnte. Der Rauchgeruch hing noch lange in der Luft – die Wäsche vor dem Nachbarhaus konnte direkt nochmal in die Waschmaschine.

Wir verabschieden uns bis morgen mit dem letzten Foto des Tages, dem langsam sich färbenden Abendhimmel über Moneglia.

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