Wie bestellt präsentierte sich unser letzter Tag im Ferienhaus: Knapp 30 Grad und strahlender Sonnenschein – der Wettergott meinte es gut mit uns, bevor ab morgen das Tiefdruckgebiet Calvin (im Jahr 2025 tragen alle Tiefdruckgebiete männliche Vornamen) mit Sturm und Gewittern den Herbst einläutet.

Bereits am Nachmittag kündigte böiger Wind den nahenden Wetterumschwung an. Die Temperaturen werden sich in den kommenden Tagen auf maximal 22 Grad einpendeln – immer noch sehr angenehm, doch der Regenschirm wird ab sofort unser treuer Begleiter sein.
Bis zum späten Nachmittag genossen wir unter dem Sonnenschirm diese letzten Stunden des Sommerwetters, bevor wir zu einem Ausflug nach Camogli aufbrachen: Die kleine Gemeinde schmiegt sich in bunten Farben an das westliche, zerklüftete Ufer der Portofino-Halbinsel. Die beengten Platzverhältnisse am schmalen Küstenstreifen zwangen die Erbauer der Häuser, sie in die Höhe wachsen zu lassen – das verleiht Camogli seine unverwechselbare Architektur und seinen Charme.
In Camogli angekommen waren wir offensichtlich nicht die Einzigen, die den Sommertag genießen und im Gegensatz zu uns noch einmal ein Bad im kristallklaren Wasser des Golfo Paradiso auskosten wollten. Beim Parken hatten wir Glück: Ein freier kostenloser Platz am Straßenrand ein gutes Stück oberhalb des Bahnhofs wartete auf uns. Von dort führte ein steiler Abstieg über endlose Treppen zunächst bis auf die Ebene der Bahngleise, danach in einem zweiten Etappenmarsch hinunter bis zum Meer.
Durch einen schmalen Durchgang zwischen den Häusern hindurch eröffnete sich uns der Blick, der sofort verständlich machte, warum Camogli als eine der schönsten Küstenorte der gesamten ligurischen Riviera gilt. Hoch oben über dem Strand thronen Cafés und Restaurants auf der schmalen Promenade und warten geduldig auf ihre Besucher, während sich unten am Kieselstrand Handtuch an Handtuch reiht.
Wir schlenderten die sanft abfallende Uferpromenade hinab bis zum Ende der malerischen Bucht, wo sich an der kleinen Landzunge das mittelalterliche Castello Dragone und die Pfarrkirche Santa Maria Assunta den knappen Platz teilen.
Die meisten Sonnenanbeter hatten offensichtlich ihre Lektion gelernt und Sonnencreme mit ausreichendem Lichtschutzfaktor aufgetragen – die geröteten Gesichter und Rücken, die wir später sahen, verrieten allerdings, dass dies nicht bei allen der Fall war.

Durch einen Bogengang gelangten wir zum pittoresken Hafen, in dem bunte Fischer- und Ausflugsboote sanft im türkisfarbenen Wasser schaukelten. Ein kleiner Leuchtturm bewacht die Hafeneinfahrt und bietet von seiner erhöhten Position aus einen traumhaften Blick auf das Hafenbecken und die von Häusern und Villen durchsetzte, steil ansteigende Felsküste.
Bis zum Abendessen gönnten wir uns einen Aperitif in einem der charmanten Hafencafés und sogen die Atmosphäre in uns auf. Die Sea Bar Bistingo überraschte uns mit einem kleinen Teller voller kleiner Häppchen – unaufgefordert als Begleitung zu unseren Drinks serviert. Sofort begannen wir zu spekulieren, was uns diese kleinen Gaumenfreuden wohl kosten würden. Die große Überraschung folgte bei der Rechnung: Die Snacks waren inklusive. Die Getränkepreise waren für die schöne Lage absolut fair – die Kosten für das kleine Schälchen Oliven, die knackigen Karottenstücke und die Mini-Focaccia waren offensichtlich bereits mit einkalkuliert.
Gleich nebenan wartete bereits um 18:30 Uhr in der Pizzeria Civico 32 unser reservierter Tisch, und nur 20 Minuten später stand eine köstliche Pizza vor uns auf dem Teller.



Auf dem Rückweg zum Auto spazierten wir in der langsam einsetzenden Dämmerung noch einmal entspannt die Uferpromenade entlang. Der Strand hatte sich bereits geleert, doch in den Restaurants herrschte noch reges Treiben.
Der Reiseführer hatte keineswegs übertrieben, als er Camogli als eines der schönsten Dörfer der italienischen Riviera pries.

Die Abfahrt der Autostrada A12 bei Sestri Levante auf der Rückfahrt waren wir schon mehrfach entlang gefahren – genau wie die kurvenreichen 20 Minuten, die uns bis zu unserer Unterkunft erwarteten. Morgen früh werden wir diese vertraute Strecke zum allerletzten Mal in umgekehrter Richtung in Angriff nehmen, Genua erwartet uns.