Genua (22.09.) – Nach Regen folgt Sonnenschein – nach Moneglia folgt Genua

Sturm und heftiger Regen peitschten gegen unsere Fenster, als wir heute Morgen die Augen öffneten. Das Wetter war wie erwartet in wenigen Stunden von Hochsommer auf Herbst gewechselt. Doch selbst bei diesem ungemütlichen Wetter blieben die Temperaturen angenehm bei etwa 20 Grad.

Das sah gestern, als wir auf der Terrasse in der Sonne lagen, noch ganz anders aus

Der Checkout war rasch erledigt, und so konnten wir kurz nach 10 Uhr das Ferienhaus verlassen. Die kurze Regenpause hielt nicht lange – beim Transport der Koffer zum Auto bekamen wir eine unfreiwillige Dusche ab. Das war allerdings nichts im Vergleich zu den Wassermassen, die auf unserer Fahrt über Sestri Levante vom Himmel stürzten und die örtliche Kanalisation an ihre Grenzen brachten.

Die letzten Meter zu unserem Ferienhaus waren im Trockenen schon ein Abenteuer, bei Regen wurde es nicht besser

Auf dem Weg nach Genua ließ der Regen allmählich nach und hörte schließlich ganz auf. Als wir das Auto im Parkhaus abstellten und zu unserer ersten Erkundung aufbrachen, lugten bereits die ersten zarten Sonnenstrahlen zwischen den Wolken hervor – als würde die Stadt uns persönlich willkommen heißen.

Erster prunkvoller Eindruck von Genua an der Piazza De Ferrari

Punkt 13 Uhr trafen wir an der Piazza delle Fontane Marose unseren Gastgeber Marco, der angeboten hatte, uns durch den Dschungel der schmalen und dunklen Altstadtgassen bis zu unserer Unterkunft zu begleiten. Dabei führte er uns entlang der Via Garibaldi, wo sich prachtvolle Palazzi wie Perlen an einer Kette aneinanderreihen. Marco erzählte uns dabei von Genua, das bis vor 20 Jahren noch kein Touristenmagnet war – damals bestimmten Hafen und Industrie das Wirtschaftsleben. Nach deren Niedergang hat zumindest der Tourismus merklich zugenommen, nicht zuletzt dank der imposanten Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen vor Anker liegen und zu Fahrten ins Mittelmeer aufbrechen.

Unsere Wohnung mitten im Herzen der Altstadt war modern und geschmackvoll eingerichtet, mit einem wunderbar weichen Bett.

Da sind süße Träume für die kommende Nacht garantiert

Nach kurzem Einkauf für die kommenden Frühstücke bewaffneten wir uns mit dem Reiseführer und spazierten zur Piazza delle Fontane Marose – Startpunkt für unsere Entdeckungsreise entlang der prächtigen Palazzi der Via Garibaldi.

Die Republik Genua wurde durch ihre weitreichenden Handelsbeziehungen in die Kolonien und nach Übersee unermesslich reich. Zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert schufen sich die reichsten Familien repräsentative Residenzen in bester Hanglage – ein ganzes Armenviertel musste dafür weichen.

Am Palazzo Cambiaso links vorbei geht es in die Via Garibaldi

Als Besucher sieht man heute nur die prunkvollen Außenfassaden und kann den verschwenderischen Reichtum im Inneren nur erahnen. Im 16. Jahrhundert wurden die Palastbesitzer in Listen eingetragen und verpflichtet, abwechselnd Staatsbesuche auszurichten. Je höher der Rang des Gastes, desto prunkvoller musste der beherbergende Palast sein. Dieses einzigartige System der öffentlichen Gastfreundschaft wurde 2006 als Le Strade Nuove und das System der Palazzi dei Rolli in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Zwar residieren längst keine reichen Patrizierfamilien mehr in der Straße, doch das Geld hat die Via Garibaldi noch immer fest im Griff.

Gleich zu Beginn der Straße hat im Palazzo Cambiaso die italienische Unicredit Einzug gehalten, ihr gegenüber die Banco Chiavari e della Riviera Ligure. Am Eingangsportal des Palazzo Lercari-Parodi fallen zwei Atlanten auf, die das Portal tragen – beiden fehlt die Nase. Der Legende nach erinnert dies an einen Vorfahren des Erbauers, der seinen Feinden Nasen und Ohren abschneiden ließ – mit dem ehemaligen Besitzer des Hauses wollte man es sich sicher nicht verscherzen.

Das Eingangsportal tragen die Atlanten auch ohne Nase

Die Fassade des Palazzo Nicolosio Lomellino, der sich heute noch in Privatbesitz befindet, wurde im Auftrag des Theaterliebhabers Nicolosio Lomellino errichtet. Die mit mythologischen Figuren reich verzierten Stuckaturen wirken wie eine prachtvolle Theaterkulisse.

Gar nicht so einfach, die prunkvollen Fassaden der Palazzi vollständig aufs Bild zu bekommen

Im Palazzo Tursi war bis 2004 das Rathaus untergebracht. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Palazzo Rosso und dem Palazzo Bianco bildet er heute ein Museum, das Gemälde Alter Meister wie Rubens oder van Dyck beherbergt. Der größte Palazzo misst allein an seiner Frontseite 35 Meter – und das ist nur die Schmalseite! Der Palast erstreckt sich noch viel weiter in die Tiefe, den Hügel hinauf.

Auf der linken Seite das ehemalige Rathaus der Stadt
Durch dieses Portal musste man bis vor einigen Jahren, um seinen Pass zu beantragen
Und so prunkvoll sieht es hinter der Fassade des Palazzo Tursi aus

Eben dieser Hügel oberhalb der Via Garibaldi war auch unser nächstes Ziel. Von der Aussichtsterrasse Belvedere Luigi Montaldo – die ursprünglich hier stehende Festung Castelletto wurde 1849 abgerissen – bietet sich ein grandioser Panoramablick über die Dächer Genuas bis hinunter zum Hafen, wo Kreuzfahrtschiffe und Fähren Richtung Mittelmeer ankern. Die Terrasse erreicht man bequem mit einem prächtigen Jugendstilaufzug Ascensore di Castelletto Levante aus dem Jahr 1909.

Blick über das Häusermeer von Genua aus dem nur wenige Türme herausragen; im Hintergrund links ist der Hafen der Stadt zu sehen
Oberer Ausstieg des Aufzugs mit der Altstadt Genuas im Hintergrund

Mit diesem ging es für uns wieder hinab ins Stadtgetümmel. Von dort machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant – was sich an einem Montag als kleine Herausforderung entpuppte. Schließlich wurden wir in der Nähe des Hafens fündig: Die Pizzeria Antica Napoli Da Pasquale wurde zu unserem Rettungsanker und beschloss diesen abwechslungsreichen Tag mit italienischer Pasta.

Zum Abschluss gab es noch ein leckeres Eis in der Cremeria Buonafede

An einem der beiden nächsten Tage werden wir die Altstadt Genuas genauer unter die Lupe nehmen, für heute reichte uns das Programm erst einmal und wir sanken in unser Bett.

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