Haruru, Bay of Islands (Neuseeland) 08.12. – Chef für einen Tag

Heute gab es für uns bisschen Unterricht in neuseeländischer Geschichte, verbunden mit guter Unterhaltung.

Das Hauptziel des Tages lag heute nur 5km von unserem B&B entfernt: die “Waitangi Treaty Grounds“. Dort fand am 6. Februar 1840 ein wichtiges Ereignis in der Geschichte des Landes statt: die Streitigkeiten zwischen den “Pakehas” – Bezeichnung der Maori für die ersten europäischen Siedler in Neuseeland – und den Maori, die das Land bereits im 13. Jahrhundert von Polynesien aus besiedelt hatten, wurden beigelegt. Die Verhandlungen mündeten in den “Treaty of Waitangi” (Vertrag von Waitangi), der folgendes in drei Artikeln regelte:

  • Das Land wird unter die Souveränität von Königin Victoria gestellt
  • Die Königin bestätigt den Stämmen und Häuptlingen alle bisherigen Rechte und das uneingeschränkte Eigentum an Land, Wäldern, Fischgründen und anderem Besitz. Den europäischen Siedlern wird allerdings ein Vorkaufsrecht zugebilligt.
  • Die Königin nimmt die Ureinwohner unter Ihren Schutz nimmt und erklärt sie zu britischen Untertanen mit allen Rechten und Pflichten.

Nach zweitägiger Diskussion unterzeichneten in den kommenden Wochen 500 Häuptlinge der Maori den ausgehandelten Vertrag. Der 6. Februar 1840 gilt damit als Geburtstag der gemeinamen Staates “Neuseeland”. Durch diesen Vertrag wurde Neuseeland offiziell eine Kolonie des British Empire.

Den Beginn unseres Rundgangs durch die Treaty Grounds starteten wir am “Meeting House”, wo kurze Zeit später die Performance einer Maori-Gruppe mit Gesangs- und Tanzeinlagen stattfinden sollte.

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Das Meeting House wurde anlässlich des 100. Jahrestags der Vertragsunterzeichnung errichtet

Doch zunächst musste unter den an der Performance teilnehmenden Touristen ein Chef ausgewählt werden, der die guten Absichten der Besucher überbringt. Wir standen in der ersten Reihe,  auf wen ist die Wahl wohl gefallen? Genau. Jochen durfte für einen Tag Chef spielen.

Die Aufgabe bestand darin, von den laut brüllenden und mit Speeren um sich stoßenden Maori unbeeindruckt zu bleiben, das dargebotene Friedensgeschenk in Form einer Blume entgegenzunehmen und eine kurze Ansprache an die Touristen zu richten. Nachdem Chef Jochen dies mit Bravour gemeistert hatte, konnte es mit der Performance losgehen.

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Maori-Tanzgruppe
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Wer bekommt es da nicht mit der Angst zu tun?
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Der Gewinner des Wettbewerbs um die längste Zunge

Nach der Show durfte jeder mit der Maori-Gruppe posieren und auf Kommando die Zunge rausstrecken. Wer die längste Zunge hat, ist schwer zu sagen:

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Der Chef mit seiner Frau – wenn wir ein paar Kilo zulegen und nicht mehr mit Sonnenschutzfaktor 50 eincremen, könnten wir die Aufnahmebedingungen erfüllen

Im Anschluss an die Performance hatten wir im Rahmen einer Führung durch das Gelände noch Gelegenheit, mehr über das Zustandekommen des Vertrags zu erfahren sowie Eindrücke von der Schnitzkunst der Maori zu bekommen.

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Meeting House von innen
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Schnitzerei im Meeting House
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Maori-Schnitzkunst

Zudem sind auf dem Gelände zwei Kriegskanus ausgestellt. Sie wurden ebenso wie das Meeting House anlässlich des 100. Jahrestags der Vertragsunterschrift erbaut. Das größere der beiden misst 35 Meter, benötigt mindestens 76 Mann Besatzung und wiegt sechs Tonnen. Die Arbeit an diesem Kanu dauerte drei Jahre. Das Kanu wird jedes Jahr am 6. Februar anlässlich der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag, dem Waitangi Day, ins Wasser gelassen.

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Kriegskanu

Nach einer kleinen Stärkung im Café der Treaty Grounds ging es weiter Richtung Norden nach Kerikeri, einem Kiwi-Anbaugebiet: bei den “Rainbow Falls” stürzt das Wasser 27 m in die Tiefe. Nach dem versprochenen Regenbogen, der bei einfallendem Sonnenlicht sichtbar sein soll, suchten wir allerdings vergebens.

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Rainbow Falls

Zum Abschluss schauten wir uns die “Kerikeri Mission Station” von 1819 an (bzw. was davon erhalten geblieben ist): “Stone Store“, das älteste Steingebäude, sowie “Kemp House“, das älteste (Holz-) Gebäude des Landes.

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Ältestes Steinhaus Neuseelands in Kerikeri: “Stone Store”

Danach hatten wir uns das Abendessen beim besten Italiener von Kerikeri – sogar ein echter Italiener aus der Emilia-Romagna! – redlich verdient.

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