“Auf ins Indianerland” lautete heute das Motto des Abstechers ins Bergland von Chiapas: dabei gab es zwei sehr unterschiedliche Dörfer zu sehen – San Juan Chamula und Zinacantán.
Vom Parkplatz unseres Busses bis zur Kirche in San Juan Chamula liefen wir an langen Souvenir-Verkaufsständen vorbei – ein sicheres Indiz dafür, dass wir nicht die einzigen Touristen sind, die den Ort besuchen. Die Verkäufer von bunten Taschen und Lederwaren waren überraschend zurückhaltend und unaufdringlich, und so konnten wir ungestört die Straße entlang schlendern und mussten nur auf den Verkehr und Stolperfallen auf dem Bürgersteig aufpassen.
Einen ungewöhliches Szenario erwartete uns in der Kirche, die Johannes dem Täufer gewidmet ist: die Einwohner von Chamula, Nachfahren der Maya, haben sich einen Teil ihrer ursprünglichen Religion bewahrt, sie beten zwar die christlichen Heiligen an, praktizieren aber auch weiterhin traditionelle Rituale. Ein Schamane beschwört dabei durch Rülpsen die Geister: bei Krankenheilungen werden diese zum Beispiel aufgefordert, in ein lebendiges Huhn zu fahren, das anschließend geschlachtet wird.
Das Rülpsen haben wir nicht mitbekommen, aber wir wunderten uns schon, warum die knieenden Gläubigen Cola-Flaschen vor sich stehen hatten. Die Erklärung ist einfach: die kohlesäurehaltigen Getränke erleichtern die “Kommunikation” mit den Geistern. Der Boden der Kirche war vollständig mit Kiefernnadeln ausgelegt, wir mussten aufpassen, nicht auf dem rutschigen Untergrund hinzufallen. Auch aus Brandschutzsicht erscheint die Tradition nicht gerade sinnvoll, bei Hunderten von brennenden Kerzen am Boden. In der Kirche war Fotografieren nicht erlaubt, daher greifen wir heute ausnahmsweise auf ein Bild aus dem Internet zurück:
Der Nachbarort Zinacantán – der übersetzt “Ort der Fledermäuse” bedeutet und nur ein Tal weiter liegt – offenbarte ein komplett anderes Bild. Die Einwohner, ebenso wie die Menschen aus San Juan de Chamula Nachfahren der Maya, sprechen fast alle die indigene Sprache “Tzotzil” und nur teilweise spanisch, und haben sich auf die Blumenzucht spezialisiert. Beim Hineinfahren in das Dorf sah man bereits überall riesige Gewächshäuser, die Kirche ist entsprechend mit großartigem Blumengestecken ausgeschmückt. Auf dem farbenfrohen Markt nahe der Kirche gab es alles Notwendige für die Bewohner zu kaufen, von gegrilltem Huhn über Kleidung bis hin zu Waschmittel und Toilettenpapier.
Anschließend durften wir eine Familie besuchen, die noch nach traditioneller Art webt, stickt und die fertigen Waren anschließend zuhause verkauft: die drei Schwestern, die hier die Webarbeit verrichteten, waren sehr offen und zeigten uns, wie ihre Textilien in mühevoller Handarbeit hergestellt werden.
Die vierte Schwester hatte derweil den undankbarsten Job in der Familie, sie bereitete Tortilla-Fladen auf einem Holzfeuer zu: da das Zimmer dummerweise keinen Rauchabzug hatte, waren wir bereits nach einer Minute ordentlich geräuchert – ihr schien dies jedoch nichts auszumachen.
Nach der Rückfahrt nach San Cristobal de las Casas und einem leckeren Mittagessen in einem von einem Schweizer geführten Restaurant machte sich Jochen auf, die Stadt noch ein wenig zu erkunden: natürlich stand auch der Weg den Berg hinauf zur Pilgerkapelle auf dem Programm. Einmal hoch und wieder runter und schon war das Mittagessen verdaut.
In der Stadt sah er dann prominenten Besuch: Johnny Depp hatte sich ins Hochland von Chiapas verirrt – ob hier der nächste Teil von “Fluch der Karibik” spielt?
Morgen geht es weiter nach Palenque: da sich auf dem direkten Weg dorthin einzelne Indianergruppen gegenüber Touristen momentan nicht gerade zuvorkommend verhalten, machen wir einen größeren Umweg, um wohlbehalten unsere Reise fortsetzen zu können.
Durch Rülpsen die Geister beschwören … wer denkt sich denn sowas aus? Und dann kommt Johnny Depp in die Kirche. Der rülpst am lautesten…
:-)))
Huch! Ihr seid ja schon im letzten Monat der Reise gelandet. Könnt Ihr den Blog nicht einfach weiterschreiben…?