Der Weg zum Highlight des Tages dauerte heute früh nur ein paar Minuten, danach erreichten wir bereits den archäologischen Bezirk von Palenque. Umgeben von Tiefland-Dschungel befinden sich dort die Ruinen einer ehemaligen Maya-Metropole.
Der Wald machte seinem Namen alle Ehre. Als wir ankamen, tröpfelte es von oben auf uns herab und die Souvenirverkäufer machten ein gutes Zusatzgeschäft mit Regenponchos. Der Regen hörte glücklicherweise einige Zeit später wieder auf, aber trotz für Palenque vergleichsweise niedriger Temperaturen war das Auf und Ab über die steilen Stufen der Pyramiden bei hoher Luftfeuchtigkeit eine schweißtreibende und wegen des Regens rutschige Angelegenheit.
In der Blütezeit der Stadt im 6. und 7. Jahrhundert nach Christus und insbesondere unter der Regentschaft des Herrschers Pakal des Großen ab dem Jahr 615 setzte eine rege Bautätigkeit ein und Teile des Palastes der Anlage sowie der “Tempel der Inschriften” entstanden.
Unter seinem Sohn Bahlam II wurden Teile der “Kreuzgruppe” gebaut: dieser Name der Gruppe von drei Pyramiden leitet sich vom Relief im Inneren des “Kreuztempels” ab, der einen kreuzförmigen Weltenbaum darstellt. Insbesondere vom “Blätterkreuztempel” hatte man einen hervorragenden Blick über die gesamte Anlage.
Bis auf den “Tempel der Inschriften” durften wir alle Tempel besteigen: so ging es vom “Blätterkreuztempel” hinab und direkt wieder zum “Kreuztempel” hinauf, um die Aussicht von dort oben zu genießen.
In der Nähe der Anlage hörte man immer wieder Brüllaffen, die eindrucksvoll unter Beweis stellten, warum sie diesen Namen tragen. Nur zu Gesicht bekamen wir die “Lautsprecher des Waldes” lange Zeit nicht. Doch als sich plötzlich neben uns im Blätterwald die Äste bewegten, entdeckten wir einen der Affen, der sich – ohne einen Laut von sich zu geben – genüsslich Blätter einverleibte.
Kurz vor zwölf machte sich unsere Gruppe dann auf den Weg in das 350 km entfernte Campeche im gleichnamigen Bundesstaat. Das späte Mittagessen gab es an der Autobahn im Restaurant “El Inge”: doch wer wie Jochen gedacht hatte, dass es gute deutsche Hausmannskost zu essen gäbe, wurde enttäuscht, der Name des Lokals deutet vielmehr darauf hin, dass hier viele Ingenieure (El Ingeniero) essen gehen.
Kurz vor Campeche erreichten wir den Golf von Mexiko: am Ufer waren Fischer dabei, ihren Fang zu verladen – unzählige Pelikane warteten darauf, dass etwas für sie abfällt.
Campeche stieg nach der Stadtgründung im Jahr 1540 schnell zum wichtigsten Hafen Yucatáns auf: Seeräuber nutzten das aus und überfielen die Stadt mehrmals. Im 17. Jahrhundert begann man daher mit dem Bau von Befestigungsanlagen, die heute die Hauptsehenswürdigkeit von Campeche sind. Die Stadt besitzt mit ihren gepflasterten Gassen und farbigen Häusern ein angenehmes Flair, das wir abends bei einem kleinen Stadtrundgang und Restaurantbesuch genossen.
Gegen zehn Uhr waren wir im Hotel zurück, und da das Frühstücksbuffet morgens nur von sieben bis acht Uhr angeboten wird, wurde der Wecker auf sieben Uhr gestellt. Um halb neun soll es dann ins Bundesland Yucatán zur Ruinenanlage von Uxmal gehen.