Vor der geplanten Führung durch die Altstadt um 14 Uhr machten wir uns nach dem Frühstück in Richtung Wawelhügel auf, der direkt an der durch Krakau fließenden Weichsel liegt.
Von hier aus herrschten sieben Jahrhunderte lang die polnischen Könige über das Land. Auf dem Burgberg befindet sich das königliche Schloss, das von italienischen Architekten im 16. Jahrhundert im Renaissancestil errichtet wurde.
Außerdem steht auf dem Wawel die Wawel-Kathedrale, in der die polnischen Könige gekrönt wurden und zum Teil ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Wegen der Osterfeierlichkeiten war die Kirche eigentlich nur für Gläubige zum Gebet geöffnet, gegen einen Rundgang ohne Fotografieren und andächtigem Staunen aufgrund der prachtvollen Ausstattung hatte aber niemand etwas einzuwenden.
Im Anschluss durchquerten wir die Stadt entlang der Grodzka, einem Teil des Königsweges.
Auf dem Weg zum Barbakan, dem Ausgangspunkt unserer Führung, sahen wir immer wieder Menschen mit Osterkörben: Die mit mindestens sieben Speisen (Brot, Ei, Salz, Wurst, Käse, Meerrettich und selbst gebackenem Kuchen) und Pisanki genannten, gefärbten Eiern gefüllten Körbe werden am Karsamstag in der Kirche gesegnet. Die geweihten Speisen verspeist man an Ostersonntag nach der Messe – da schmecken sie sicherlich doppelt gut und enthalten kaum noch Kalorien.
Sogenannte “Free Walking Tours” haben sich mittlerweile in vielen Städten der Welt etabliert. Die Tour ist grundsätzlich kostenlos – am Ende gibt man, was einem die Tour wert war. Wir kennen das Prinzip bereits aus Australien, Neuseeland und unserem letzten Kurztrip nach Amsterdam. Für uns eine tolle Möglichkeit, die Stadt näher kennen zu lernen und unsere Englischkenntnisse aufzufrischen.
Von unserem Guide Nica, einer gebürtigen Krakauerin, erfuhren wir auf unserem zweieinhalbstündigen Spaziergang durch die Altstadt viel Interessantes über die Geschichte, die Menschen und die Bauwerke der Stadt.
Entlang der Hauptachse durch die Stadt, die bereits die Könige auf dem Weg zu ihrer Krönung auf dem Wawelhügel entlang schritten, schlenderten wir durch die Altstadt bis zum Wawel.
Etliche Kirchen prägen das Stadtbild und die Institution Kirche hat in Polen einen deutlich höheren Stellenwert in der Gesellschaft im Vergleich zu Deutschland – und das nicht erst seit Karol Józef Wojtyła, besser bekannt unter dem Namen “Johannes Paul II”, der 25 Jahre lang das höchste Amt der römisch-katholischen Kirche begleitete. Er, der aus der Nähe von Krakau stammte, war der erste Slawe auf dem Papstthron.
Unsere Führung endete auf dem Wawelhügel, den wir bereits am Morgen erkundet hatten. Übersehen hatten wir dabei allerdings den Wawel-Drachen am Fuße des Hügels. Der Legende nach soll er unter dem Wawelhügel gehaust und die Bevölkerung heimgesucht haben:
Der Drache ließ sich lediglich durch die monatliche Opferung eines Mädchens vor der Höhle besänftigen. Als die Königstochter Wanda als letztes Mädchen verblieb, bot der König in seiner Verzweiflung demjenigen, der den Drachen besiegen konnte, die Hand seiner Tochter an. Jedoch war niemand von nah oder fern in der Lage, den Drachen zu erlegen. Eines Tages meldete sich ein junger Schusterlehrling namens Dratewka für die Aufgabe: Er füllte ein totes Lamm mit Schwefel und ließ es am Eingang der Drachenhöhle liegen. Der Drache fraß das Lamm, bekam alsbald gewaltigen Durst, lief hinunter zur Weichsel und trank Wasser, das jedoch seinen Durst nicht löschen konnte. Der Drache trank so lange, bis er wegen des vielen Wassers in seinem Bauch platzte und verendete. Dratewka durfte nun die Königstochter heiraten und lebte fortan glücklich mit ihr zusammen.
Am Fuße des Hügels hat man die Skulptur eines Drachens errichtet, der in regelmäßigen Abständen furchteinflößend Feuer spuckt.
Nach der Führung war es auch schon langsam an der Zeit, ein Restaurant zum Abendessen zu suchen.
Zu Beginn waren wir die einzigen Gäste im Hawelka, die übrigen Besucher zogen es vor, auf dem Marktpatz bei ungemütlichen Temperaturen auszuprobieren, ob die wärmende Wirkung der Heizpilze ausreicht, nicht zu frieren. Die Piroggen (gefüllte Teigtaschen, die an größere Ravioli erinnern und mit Frischkäse, Sauerkraut oder Pilzen gefüllt sind) schmeckten ausgezeichnet.
Anschließend schlenderten wir noch ein wenig über den Ostermarkt, auf dem in verschiedenen Buden Souvenirs, Essen und Getränke angeboten wurden.