Krakau (Polen) 16.03. – Ausflug ins 20. Jahrhundert

Gestern standen Geschichte und Bauwerke aus einer Zeit weit vor dem zwanzigsten Jahrhundert auf unserem Besichtigungsprogramm. Heute rückte das 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt unserer Stadterkundung:

Zu Beginn widmeten wir uns zunächst der Zeit des Jugendstils mit Häusern des Architekts Teodor Talowski, auf dessen Spuren  wir außerhalb des historischen Stadtkerns von Krakau wandelten. Die Gebäude lassen sich leicht am asymmetrischen Aufbau erkennen und oftmals schmückt ein Tier die Fassade des Hauses. So entdeckten wir heute das Haus “Unter dem singenden Frosch”, das Haus “Unter der Eule” und das Haus “Unter dem Esel”. Zum Schluss entdeckten wir noch ein Haus mit einer Spinne im Giebel.

Haus unter dem singenden Frosch
Ein singender Frosch – hieß der nicht Kermit?
Haus unter der Eule
Die Eulen sind nicht, was sie scheinen
Die Spinne hat sich im Giebel auf der rechten Seite versteckt
Welche Frau will hier schon wohnen?

Zurück in der Altstadt standen noch einige Kirchen auf unserem Programm, doch die Besichtigung gestaltete sich nicht so einfach: Polen ist ein sehr katholisches Land,  gerade an Ostern finden die Messen im Stundentakt statt. Wir konnten daher immer nur einen kurzen Blick in die Kirchen werfen und mussten die ausgiebige Besichtigung auf den späten Nachmittag verschieben.

Franziskanerkirche…
… mit Glasfenster von Wyspiański
Und weil er so schön ist, nochmal der Marktplatz

Nach dem morgendlichen Ausflug ins beginnende 20. Jahrhundert stand am Nachmittag Geschichtsunterricht auf dem Programm und wir bekamen vor Augen geführt, was Deutsche im Zweiten Weltkrieg an Gräueltaten angerichtet haben, denn die heutige Free Walking Tour führte uns ins jüdische Viertel Krakaus Kazimierz.

Vor der Führung suchten wir zunächst an den Häuserfassaden nach Street Art. Oft war sie gar nicht so einfach zu finden – wir wussten nur ungefähr, wo sich ein Kunstwerk befinden sollte.

Singing in the rain
The lion sleeps tonight

Um halb zwei begann unsere Tour durch das jüdische Viertel, wir hatten den gleichen Guide wie gestern. Auch heute wusste Nica mit viel Informationen zu überzeugen.

Free Walking mit Nica

Insgesamt sieben Synagogen, von denen heute nur noch zwei aktiv genutzt werden, zeugen von der langen Geschichte des Judentums.

Alte Synagoge in Kazimierz
Jüdischer Friedhof

Auf dem Weg  nach Podgórze überquerten wir die Bernatka-Brücke, an deren Tragseilen “Artisten” ihre Akrobatik vollführen, über die Weichsel.

Bernatka-Brücke – für die Überquerung der Weichsel bedarf es als Besucher zum Glück keinerlei Akrobatik

Der Stadtteil Kazimierz wurde erst 1800 zur Stadt Krakau eingemeindet. Die hier vor dem 2. Weltkrieg lebenden 64.000 Juden wurden zunächst in das Ghetto Krakau nach Podgórze umgesiedelt und dann fast alle deportiert und in Auschwitz oder anderen Konzentrationslagern umgebracht. Ein Rest der Ghettomauer erinnert noch an die Schreckensherrschaft der Nazis und das Leid der Menschen.

Gedenkstätte der Ghettohelden mit Apotheke “Unter dem Adler”
Ein letzter Rest der ehemaligen Ghetto-Mauer

Unser Spaziergang durch das jüdische Viertel endete an der ehemaligen Fabrik von Oskar Schindler, die durch den Film Schindlers Liste von Steven Spielberg auch bei uns bekannt wurde. Oskar Schindler beschäftigte hier im Zweiten Weltkrieg 1200 Juden aus den besetzen Ländern Polen und Tschechoslowakei in seinen Rüstungsbetrieben und rettete sie damit vor dem Tod im Konzentrationslager Auschwitz.

Gedenktafel an der Außenseite der ehemaligen Fabrik Oskar Schindlers

Nach so viel schrecklicher Geschichte starteten wir die Rückkehr in die Gegenwart und ließen uns ein Stück Kuchen und eine heiße Schokolade im Café Camelot schmecken.

Auf dem Weg zurück in die Stadt suchten wir nach der Bank, auf der Karol Wojtyla verewigt ist. Gar kein so einfaches Unterfangen, stehen in dem Grüngürtel rund um die Altstadt doch die Bänke im Abstand von zehn Metern. Aber wir wurden fündig – ob der Papst hier allerdings jemals saß, wissen wir nicht.

Die Papst-Bank…
… und sein Ausblick auf den Bischofspalast mit dem Papst-Fenster

Schon war der letzte Abend unseres Kurztrips nach Krakau angebrochen. Die Suche nach einem Restaurant gestaltete sich nicht wirklich einfach, hatten doch viele Restaurants über die Osterfeiertage geschlossen. Nach langer Suche wurden wir im italienischen Restaurant Da Pietro fündig und genossen das leckere Essen in dem herrlichen Gewölbekeller.

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