Gestern standen Geschichte und Bauwerke aus einer Zeit weit vor dem zwanzigsten Jahrhundert auf unserem Besichtigungsprogramm. Heute rückte das 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt unserer Stadterkundung:
Zu Beginn widmeten wir uns zunächst der Zeit des Jugendstils mit Häusern des Architekts Teodor Talowski, auf dessen Spuren wir außerhalb des historischen Stadtkerns von Krakau wandelten. Die Gebäude lassen sich leicht am asymmetrischen Aufbau erkennen und oftmals schmückt ein Tier die Fassade des Hauses. So entdeckten wir heute das Haus “Unter dem singenden Frosch”, das Haus “Unter der Eule” und das Haus “Unter dem Esel”. Zum Schluss entdeckten wir noch ein Haus mit einer Spinne im Giebel.






Zurück in der Altstadt standen noch einige Kirchen auf unserem Programm, doch die Besichtigung gestaltete sich nicht so einfach: Polen ist ein sehr katholisches Land, gerade an Ostern finden die Messen im Stundentakt statt. Wir konnten daher immer nur einen kurzen Blick in die Kirchen werfen und mussten die ausgiebige Besichtigung auf den späten Nachmittag verschieben.



Nach dem morgendlichen Ausflug ins beginnende 20. Jahrhundert stand am Nachmittag Geschichtsunterricht auf dem Programm und wir bekamen vor Augen geführt, was Deutsche im Zweiten Weltkrieg an Gräueltaten angerichtet haben, denn die heutige Free Walking Tour führte uns ins jüdische Viertel Krakaus Kazimierz.
Vor der Führung suchten wir zunächst an den Häuserfassaden nach Street Art. Oft war sie gar nicht so einfach zu finden – wir wussten nur ungefähr, wo sich ein Kunstwerk befinden sollte.


Um halb zwei begann unsere Tour durch das jüdische Viertel, wir hatten den gleichen Guide wie gestern. Auch heute wusste Nica mit viel Informationen zu überzeugen.

Insgesamt sieben Synagogen, von denen heute nur noch zwei aktiv genutzt werden, zeugen von der langen Geschichte des Judentums.


Auf dem Weg nach Podgórze überquerten wir die Bernatka-Brücke, an deren Tragseilen “Artisten” ihre Akrobatik vollführen, über die Weichsel.


Der Stadtteil Kazimierz wurde erst 1800 zur Stadt Krakau eingemeindet. Die hier vor dem 2. Weltkrieg lebenden 64.000 Juden wurden zunächst in das Ghetto Krakau nach Podgórze umgesiedelt und dann fast alle deportiert und in Auschwitz oder anderen Konzentrationslagern umgebracht. Ein Rest der Ghettomauer erinnert noch an die Schreckensherrschaft der Nazis und das Leid der Menschen.


Unser Spaziergang durch das jüdische Viertel endete an der ehemaligen Fabrik von Oskar Schindler, die durch den Film Schindlers Liste von Steven Spielberg auch bei uns bekannt wurde. Oskar Schindler beschäftigte hier im Zweiten Weltkrieg 1200 Juden aus den besetzen Ländern Polen und Tschechoslowakei in seinen Rüstungsbetrieben und rettete sie damit vor dem Tod im Konzentrationslager Auschwitz.

Nach so viel schrecklicher Geschichte starteten wir die Rückkehr in die Gegenwart und ließen uns ein Stück Kuchen und eine heiße Schokolade im Café Camelot schmecken.
Auf dem Weg zurück in die Stadt suchten wir nach der Bank, auf der Karol Wojtyla verewigt ist. Gar kein so einfaches Unterfangen, stehen in dem Grüngürtel rund um die Altstadt doch die Bänke im Abstand von zehn Metern. Aber wir wurden fündig – ob der Papst hier allerdings jemals saß, wissen wir nicht.


Schon war der letzte Abend unseres Kurztrips nach Krakau angebrochen. Die Suche nach einem Restaurant gestaltete sich nicht wirklich einfach, hatten doch viele Restaurants über die Osterfeiertage geschlossen. Nach langer Suche wurden wir im italienischen Restaurant Da Pietro fündig und genossen das leckere Essen in dem herrlichen Gewölbekeller.