Clifden (Irland) 09.06. – Gegen den Strom – und den Wind

In der Nähe von Clifden befindet sich der Connemara-Nationalpark und die Kylemore Abbey – beides must-have-Ziele von Connemara, die wir uns heute anschauen wollten.

Unsere Gastgeberin empfahl uns, Kylemore Abbey entweder vor 11 Uhr oder am späten Nachmittag zu besichtigen, wenn der größte Andrang vorbei ist und die vielen Touristenbusse den Ort bereits wieder verlassen haben. Zudem bekamen wir von ihr verbilligte Eintrittskarten (10 EUR anstelle von 13 EUR regulär) – ein Angebot, das wir natürlich dankend annahmen.

Vor der Kultur war jedoch erstmal Natur dran: Der Großteil der Fläche des Connemara-Nationalpark war früher Farmgebiet der Kylemore Abbey. Die Landschaft ist geprägt durch Moor- und Heidelandschaften und irgendwo im Park versteckt sich auch eine Herde Connemara-Ponys, die wir bei unserer Wanderung allerdings nicht zu Gesicht bekamen. Im Visitor Center informierten wir uns zunächst über die Wanderwege und entschieden uns für den Lower Diamond Hill Walk mit 3,7 Kilometern Länge – den Upper Diamond Hill Walk, der über den Gipfel des über 400 m hohen Diamond Hill führt, ließen wir natürlich nur wegen des aufziehenden schlechten Wetters aus.

Diamond Hill
Gut, dass wir ordentlich gefrühstückt haben
Grün, Grün und nochmals Grün

Aber auch so konnten wir den Ausblick bis hin zur Küste genießen und einen ausgiebigen Eindruck von der Landschaft bekommen.

Den Nachmittag nutzten wir für eine Fahrt entlang der N59 nach Norden, vorbei an Mooren, Wäldern und vielen grasenden Schafen bis zum einzigen Fjord Irlands, Killary Harbour, der sich 14 km ins Landesinnere erstreckt.

Wollgras – im Moor überall zu finden, aber bei ordentlichem Wind nicht immer einfach zu fotografieren
Das Lamm hat seinen wärmenden Pulli schon an

Am Ende des Fjords befinden sich die Aasleagh-Wasserfälle: Ganz so spektakulär, wie in Österreich oder Norwegen sollte man sich den Wasserfall nicht vorstellen, aber einen Ausflug wert war er auf alle Fälle – zumindest aus Jochens Perspektive.

Ab wie viel Metern Höhe spricht man eigentlich von einem Wasserfall?

Im Fluss laichen Lachse, die ihre Kinderstube hier verbringen, bis sie flussabwärts ins Meer wandern und dann zur Eiablage wieder den Fluss hinaufziehen.
Am gegenüberliegenden Flussufer versuchten sich einige Angler darin, den Catch of the day für das Abendessen zu fangen. In der halben Stunde, die wir sie beobachteten durften, hatten sie allerdings nichts am Haken – da gab es abends wohl eher die Tiefkühlpizza.

Fliegen fischen mit Fliegen aber ohne Fische

Auf dem Rückweg war die Zeit für den Besuch der Kylemore Abbey gekommen. Die Abtei am Lough Pollacappul war urspünglich nicht als Kloster konzipiert. Der Bau der Anlage geht auf den Großindustriellen und Politiker Mitchell Henry zurück, der das Schloss für seine Frau Margaret im Jahr 1867 errichten ließ.

Kylemore Abbey hat ein bisschen was von Neuschwanstein

Neben dem Haupthaus befindet sich auf dem weitläufigen Gelände ein viktorianischer ummauerter Klostergarten.

Ein Königreich für Gärtner und Rasenmäher
Ohne Moos nix los
Damit niemand auf die Idee kommt, hier gäbe es keinen Wind

Das Glück von Ehepaar Henry auf Kylemore währte nicht allzu lange. Der Bau des Schlosses erfolgte in den Jahren 1867-1871 und bereits 1874 starb Margaret Henry auf einer Ägyptenreise an der Ruhr. Zu ihrem Andenken baute Mitchell eine Miniatur-Kathedrale im neogotischen Stil in der Nähe des Schlosses.

Kathedrale für Margaret

Nach dem Tod seiner Frau verlor Henry das Interesse an dem Schloss und nach mehreren Besitzerwechseln erwarb der Benediktinerinnenorden 1920 das Schloss. Die ursprüngliche Benediktinerinnenabtei wurde bereits im Jahr 1665 in Ypres, dem heutigen Belgien, gegründet und bot irischen Frauen einen Ort für ihre religiöse Gemeinschaft, als in Irland noch strenge antikatholische Gesetze herrschten. Im ersten Weltkrieg wurde das Kloster in Ypres zerstört und die Nonnen kamen letztendlich nach Kylemore.

Zum Abendessen ging es wie gestern zur Guys Bar und anschließend in die Lowry’s Bar, um wie die Abende zuvor auch irischen Klängen zu lauschen, die die jungen Musiker mit Querflöte, Schifferklavier und Gitarre interpretierten. Dabei trafen wir das Paar aus Heidelberg wieder, das uns bereits in Dingle und Galway begegnet war.

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