Dublin (Irland) 12.06. – Rundgang durch Dublin

Erster Anlaufpunkt in Dublin war heute der sogenannte Spire, eine über 120 m hohe Edelstahlnadel. An dieser Stelle sprengte am 8. März 1966 die IRA die Säule des britischen Seefahrers Lord Nelson in die Luft und es dauerte siebenunddreißig Jahre, bis ein Ersatz errichtet wurde. Der Spire liegt auf der Nordseite des Flusses Liffey, der die Stadt nicht nur geographisch in Norden und Süden teilt, sondern auch die reichen Stadtteile im Süden von den Arbeitervierteln im Norden trennt.

The Spire – die Spitze ist überall in der Stadt sichtbar
O’Connell Bridge über die Liffey

Am Spire startete um 11 Uhr unser Rundgang durch Dublin, jedoch nicht auf eigene Faust, sondern unter ortskundiger und humorvoller Leitung unseres Guides James, der uns im Rahmen der Dublin Free Walking Tour auf eine dreistündige Führung durch die südliche Stadt mitnahm. Wie überall bezahlt man auch hier erst am Ende der Tour, was sie einem wert war.

Unseren Guide James erkennt man sofort: als Einheimischer trägt er auch unter 20 Grad kurze Hosen

Wer in Irland unterwegs ist, wird immer wieder mit der gälischen Sprache konfrontiert – beispielsweise auf Straßenschildern, auf denen die gälische Bezeichnung vor der englischen steht, oder an der Uni, wo alle Studenten eine Prüfung auf Gälisch ablegen müssen. Trotzdem verliert die Sprache im Alltagsleben laut James immer mehr an Bedeutung. In Form eines kleinen Sprachkurses lernten wir zu Beginn Begriffe wie uisge beatha (Whiskey = Wasser des Lebens) oder céad mile fáilte (Hunderttausend mal willkommen), mit denen die Iren ihre Gäste begrüßen.

Auch Meilensteine der irischen Geschichte bekamen wir zu hören. Die Zeit der Großen Hungersnot traf das Land in den Jahren 1845-1852, als durch Krautfäule verursacht sieben Jahre hintereinander die Kartoffelernte ausblieb. Infolgedessen starben etwa eine Million Menschen – zusätzlich verließen zwei Millionen Menschen das Land und suchten ihr Glück in den Vereinigten Staaten oder Australien. Sie nahmen ihre Bräuche mit auf die Reise und so basiert unter anderem Halloween auf einer alten irischen Tradition und ist keinesfalls eine Erfindung der Amerikaner.

Auf dem Weg durch die Stadt kamen wir an Irlands angesehenster Universität Trinity College vorbei. Nach der Führung wollten wir hierher zurückkehren und die berühmte Bibliothek mit dem Book of Kells besichtigen, doch dazu später mehr.

Der Bezirk Temple Bar war im letzten Jahrhundert als anrüchig verschrien, befand sich doch hier das Rotlichtviertel der Stadt. Eigentlich sollte der Stadtteil abgerissen werden, was jedoch nie geschah und aus heutiger Sicht einen Glücksfall darstellt: er präsentiert sich als modernes Quartier mit Galerien und Museen – und dazwischen erklingt aus unzähligen Pubs Musik.

Wer Durst hat, ist hier genau richtig
Die Fans erkennen es natürlich sofort – eine Liedzeile aus U2’s Hit “Where the streets have no name”

Dublin Castle erinnerte weniger an eine Burg, sondern mehr an ein Schloss, wurde die Anlage doch im Laufe der Jahrhunderte in unterschiedlichen architektonischen Stilrichtungen erweitert.

Dublin Castle – angeblich wurde hier auch für eine unserer Lieblingsserien “Peaky Blinders” gedreht

Ende der dreistündigen Führung war an der St. Patrick’s Cathedral, wo wir unsere Besichtigungstour mit einer Führung im Inneren fortsetzten. Die Kirche steht angeblich in der Nähe der Quelle, in der um das Jahr 450 Irlands Nationalheiliger Patrick Tausende Iren im christlichen Glauben taufte. Jonathan Swift, Verfasser des Romans Gullivers Reisen, war von 1713-1745 Dekan der Kathedrale und liegt dort begraben.

Die Kirche des Nationalheiligen St. Patrick
Zu Zeiten des Heiligen Patrick sah es hier sicherlich anders aus
Marienkapelle – im 17. Jahrhundert den in Frankreich verfolgten Hugenotten zur Verfügung gestellt

Nach Besichtigung der Kirche stärkten wir uns kurz mit einem Toast und einem Espresso, der im Vergleich zu den Cafés an der Westküste deutlich besser war, bevor der Besuch der Bibliothek des Trinity Colleges auf dem Programm stand.

Im Rahmen der Besichtigung wird der Besucher zunächst durch eine kleine Ausstellung zum größten Schatz der Bibliothek geleitet, dem Book of Kells. Dieses um 800 auf der Insel Iona vor der schottischen Westküste von Mönchen angefertigte Buch beinhaltet in 340 aufwändig dekorierten Blättern die Texte der vier Evangelien. Seit dem 17. Jahrhundert befindet es sich im Besitz des Trinity Colleges. Jeden Monat wird für den Besucher eine andere Seite zur Ansicht aufgeschlagen, man muss also ein paar Jahre warten, bis man das ganze Buch gelesen hat. Natürlich war in diesem Bereich das Fotografieren verboten.

Im Long Room der Alten Bibliothek, in dem die 200.000 wertvollsten Stücke aus dem Bestand des Trinity Colleges verwahrt werden, ist hingegen Fotografieren erlaubt. Hier wird auch die mit über 500 Jahren älteste Keltische Harfe Irlands gezeigt, die sowohl als Vorlage für die irischen Euro-Münzen als auch für das Wappen der Guinness-Brauerei diente. Auch die Samuel Beckett Bridge in Dublin erinnert an die Form einer Harfe.

Der Long Room – nicht nur lang, sondern auch hoch
500 Jahre alt – ob sie noch klingt?
Samuel Beckett Bridge, inspiriert von der irischen Harfe – sehr originell

Das irische Fremdenverkehrsamt macht Werbung mit den Naturschönheiten des Landes, irischer Musik und gastfreundlichen Pubs und – mit Türen. Viele der bunten georgianischen Türen, die ein erfolgreiches Irland-Poster zieren, finden sich am Merrion Square: Die strengen Bauvorschriften ließen den Besitzern wenig Gestaltungsfreiraum und so beschränkte man sich auf die unterschiedlichen Farben der Türen, warum auch immer es dafür keine Vorgaben gab.

Bunte Türen am Merrion Square …
…  wo Oscar Wilde seine Kindheit verbracht hat

Die Wahl des Restaurants für unser Abendessen fiel auf das Brookwood, ein stilvoller  Laden, wo wir von einer irische Ausgabe von Jude Law bedient wurden, der beim Cocktail-Mixen auch noch Kunststücke vollführen konnte, Alex war ganz hin und weg.  Billig war die Rechnung nicht, aber gelohnt hat es sich auf alle Fälle.

Hier lässt es sich aushalten – noch sind wir ganz ungestört

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