Nisaki / Korfu (Griechenland) 21.09. – Verlassene Dörfer

Nach Tagen der Magenverstimmung und lesend am Pool Rumliegens war es heute für Jochen Zeit, die Wanderschuhe auszupacken und die (nicht vorhandene) Kondition unter Beweis zu stellen. Zuvor gab es jedoch noch eine kleine Überraschung vom Wettergott: Zum zweiten Mal seit unserer Anreise regnete es auf Korfu – aber das war auch schnell wieder vorbei.

Während es in Albanien noch regnet, scheint in Korfu Stadt bereits wieder die Sonne

Gegen Mittag fuhr unser Suzuki mit Jochen am Steuer die Straße, die an unserem Ferienhaus vorbeiführt, immer weiter hinauf in Richtung des höchsten Bergs der Insel, des Pantokrator. Sein Ziel war jedoch Palies Sinies, eine kleine Siedlung aus dem 17. Jahrhundert, das von seinen Einwohnern in den 1960ern verlassen wurde. Die Straße war einigermaßen gut befahrbar bis etwa 1,5 km vor dem Ziel der Asphalt endete und grobe Schottersteine weiter führten – ein sicheres Zeichen, hier den Wagen abzustellen und zu Fuß weiterzugehen.

Hinter der Bergspitze liegt Nisaki, rechts im Hintergrund ist Korfu Stadt zu sehen

Fuhr auf dem Weg nach oben ein anderer Mietwagen ständig vorneweg, kam jetzt die Beifahrerin des Autos die Straße zurückgelaufen, eine nette Belgierin, die mit ihrem Mann den Weg zum Gipfel des Pantokrator suchte. Auf dieser Straße würde sie jedoch definitiv nicht fündig werden. Komischerweise war auf ihrer Straßenkarte der Weg bis zum Gipfel über diese Straße als fahrbar gekennzeichnet – so kann die Theorie von der Wirklichkeit abweichen. Es half alles nichts, sie musste die kurvenreiche Straße wieder hinunter nach Nisaki fahren und an anderer Stelle einen neuen Versuch nach oben starten.

Nach 20 Minuten Fußmarsch erreichte Jochen die Reste von Palies Sinies: Von den Häusern des Dorfes stehen nur noch die Grundmauern und die Vegetation hat sich ihren Lebensraum schon wieder zu großen Teilen zurückgeholt.

Palies Sinies – Wie es hier wohl aussah, als der Ort noch bewohnt war?

Nur die Kirche wurde zumindest von außen komplett restauriert, leider war sie jedoch verschlossen. Schade, im Inneren wären alte Ikonen und Wandmalereien zu sehen gewesen.

Da der Weg bis Palies Sinies nicht allzu beschwerlich war und genügend Zeit für weitere Erkundungen blieb, beschloss Jochen, so weit den Berg hoch zu wandern, wie es die Kondition zulässt. Nach mühsamen 200 Höhenmeter konnte er einen Blick auf die Ostseite der Insel erhaschen. Der Weg zum Gipfel des Pantokrator mit weiteren 300 Höhenmeter Aufstieg blieb jedoch in unerreichbarer Ferne.

Auf der anderen Seite des Hügelkamms führte eine schmaler Fußweg hinab nach Paleo Perithia, einem ebenfalls verlassenen Dorf aus venezianischer Zeit. Die Bewohner verließen das Dorf ebenfalls in der Mitte des 20. Jahrhunderts: Nach dem Ende der Piratenüberfälle auf Korfu und der nachlassenden Malariagefahr in Küstennähe bestand kein Grund mehr, sich in die unwirkliche Gegend des Inselinneren zurückzuziehen.

Blick in Richtung Osten, im Hintergrund sind wieder die albanischen Berge zu sehen

Auf dem Fußmarsch nach unten bot sich immer wieder die Gelegenheit, schöne Ausblicke zu genießen oder die Tierwelt zu beobachten. Schmetterlinge gab es in Hülle und Fülle, die Riesen-Smaragdeidechse ließ sich jedoch leider nur einmal blicken.

Die zwei Schmetterlinge waren wohl gerade dabei, weitere kleine Schmetterlinge zu zeugen
So richtig posieren wollte die Smaragdeidechse nicht
Karge Landschaft

Irgendwann tauchte Paleo Perithia hinter einer Kurve auf und entpuppte sich bei Weitem nicht so verlassen wie vermutet: Auf dem Parkplatz am Dorfeingang parkten bereits etwa 30 Autos, im Ort selbst gibt es mittlerweile wohl mehr Tavernen als Wohnhäuser.

Dort unten liegt Paleo Perithia
Hier sieht es ja noch einigermaßen verlassen aus…
…die neu eröffneten Tavernen haben dem Ort wieder Leben eingehaucht

Mit einer Vielzahl von Tavernen hatte Jochen nun wirklich nicht gerechnet, abgesehen davon, dass der Ort gar nicht als Ziel der heutigen Wandertour auf dem Programm stand. Um nicht unnötig den Verlust der Geldbörse zu riskieren, lag diese daher sicher zu Hause – doch zumindest konnte man für den einen Euro, den wir für den Einkaufswagen im Lidl im Auto liegen gelassen hatten, ein stilles Wasser erweben. Auf der alten Dorfmauer sitzend verzehrte Jochen die mitgebrachten Kekse, danach hieß es Abschied und den steilen Rückweg in Angriff nehmen.

Beim Runtergehen war das doch nicht so steil, oder?

Ziemlich müde und durchgeschwitzt, aber mit vielen schönen Eindrücken von der sehenswerten Landschaft ging es nach Hause unter die Dusche.

Nach der Anstrengung war die Vorfreude auf das Abendessen noch größer als an den letzten Tagen. Heute hatten wir das Restaurant La Piazza im nahegelegenen Barbati ausgewählt, wo wir uns als Vorspeise einen Griechischen Salat und zum Hauptgang ein Moussaka und einen Gyros schmecken ließen – beides natürlich mit Pommes als Beilage. Das Gyros hätte etwas weniger durchzogen sein können, aber der Espresso sorgte für einen guten Abschluss.

Apropos Espresso, im Vorfeld hatten wir im Reiseführer gelesen, dass die Insel eher italienisch als griechisch ist: beim Espresso trifft das auf alle Fälle zu – überall bekamen wir einen herrlich kräftigen und vollmundigen heißen Kaffee serviert.

La Piazza in Barbati

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