Welchen Fortschritt die Menschheit in den letzten vier Jahrhunderten gemacht hat, konnten wir heute eindrucksvoll bei unserem Ausflug nach Amberg in Augenschein nehmen.
Erster Ziel war die etwas außerhalb der Stadt auf einem Hügel liegende Wallfahrtskirche Maria Hilf.

Der Bau der Kirche geht auf die Jahre 1633/34 zurück, als während des 30jährigen Krieges eine Pestepidemie in Amberg wütete. In ihrer Verzweiflung wendeten sich die Bürger an die Gottesmutter Maria und versprachen alljährliche Wallfahrten, sollten die Einwohner verschont bleiben und die Pest bald enden. Aus diesem Versprechen heraus entstand die Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg. Die prächtige Innenausstattung wurde im Stil des Barock ausgeführt, die Fresken zeigen Szenen der Pest in Amberg und der Geschichte der Wallfahrt.

Vom Mariahilfberg ging es runter zur nahegelegenen Altstadt von Amberg – als erstes sahen wir dort ein Corona-Testzentrum. Es erinnerte uns daran, wie glücklich wir uns schätzen können, in der heutigen Zeit zu leben und der grassierenden Pandemie nicht untätig gegenüber stehen zu müssen.

Am Marktplatz stärkten wir uns mit einem Stück Kuchen im Café Lieblingsplatz, bevor wir unseren Rundgang starteten. Nach einem Blick auf das Rathaus suchten wir den Eingang der mit Baugerüsten umschlossenen Basilika St. Martin, auch um dem nahenden Regenschauer aus dem Weg zu gehen.

Leider verhinderte ein schmiedeeisernes Gitter die weitere Besichtigung der Basilika. Beim Fotografieren durch das Gitter erklärte uns ein weiterer Besucher, dass heute auf den Tag 600 Jahre seit der Grundsteinlegung der Kirche vergangen sind, die seit Jahrhunderten mit ihrem markanten Turm das Bild der Amberger Altstadt prägt.

An der Vils, die die Altstadt in der Mitte von Nord nach Süd durchschneidet, spazierten wir in Richtung Stadtbrille.
Betrachtet man den Bau des Wassertors und die Spiegelung der Bögen im Wasser der Vils, ist offensichtlich, woher der Name kommt, den die Einwohner von Amberg dem Tor gegeben haben, das die Vils auf 46m Länge überspannt.
Außerhalb der alten Stadtmauer schließt sich ein Gelände an den Ufern der Vils an, das für die Landesgartenschau im Jahr 1996 genutzt wurde. In dem Naherholungsgebiet befindet sich ein Skulpturenweg, dem wir ein Stück folgten, bevor wir zurück an der Stadtbrille unseren Rundgang entlang der ehemaligen Stadtmauer fortsetzten.
Vorbei am Amberger Geschichtsweg, auf dem bedeutende Ereignisse in der Stadt und der Welt chronologisch dargestellt sind, konnten wir nach einem kurzen Schauer einen Blick auf und durch die noch erhaltenen mittelalterlichen Tore der Stadt wie beispielsweise das Ziegeltor werfen.
Das Hotel Fronfeste, das über Jahrhunderte als Gefängnis diente, bietet heute dem Besucher die Möglichkeit, in hübsch restaurierten Räumen “einzusitzen” – für eine selbst gewählte Dauer von Tagen und nicht nur bei Brot und Wasser, jedoch gegen Bezahlung.
Über die Vils hinweg öffnete sich der Blick von der anderen Seite in Richtung St. Martin
Da sich die Sonne am Himmel zeigte und wir schon wieder Appetit hatten, wollten wir nach einem Restaurant für das Abendessen suchen – wäre da nicht der Handy-Akku gewesen, der plötzlich seinen Geist aufgab. Ohne elektronischen Stadtplan und gesetzte Markierungen irrten wir mehr oder weniger orientierungslos durch die Stadt und waren, wie vor ewigen Zeiten, auf unseren Spürsinn und die Augen angewiesen. Nachdem wir zwar unser präferiertes italienisches Restaurant gefunden hatten, dieses jedoch keine Plätze im Freien anbot, landeten schließlich in der Trattoria Mamma Maria.
Vermutlich wären wir hier nicht hängen geblieben, hätten wir uns auf tripadvisor (Platz 34 von 68 Restaurants in Amberg) verlassen, aber wir waren froh, ein Restaurant gefunden zu haben, wurden freundlich bedient, und die Pizza war in Ordnung – und nicht zu vergessen, der Espresso vorzüglich.
Die letzte Herausforderung für den heutigen Tag war das Wiederfinden des Autos ohne auf die Hilfe des Handys zurückzugreifen – aber auch hier wurden wir irgendwann fündig, Alex mit deutlich besserer Orientierung als Jochen. Der nächste Einkauf sollte also eine Powerbank sein, um zukünftig im Notfall das Handy aufladen zu können.