Passa 01.09. – Unterwegs im Vallée de la Têt

Von Perpignan aus schlängelt sich das Tal der Têt bis hinauf in die Berge katalanischen Pyrenäen. Entlang dieses Tals verlief unser heutiger Ausflug: In Ille-sur-Têt ragen am Ufer des Flusses schon von weitem sichtbar Felsnadelspitzen, die sogenannten “Orgelpfeifen” in den Himmel. Vor 5 Millionen Jahren, als der Meeresspiegel noch um über 100m höher war als heute, lagerte sich an dieser Stelle Sand, Steine und sonstiges Sediment aus den Pyrenäen ab. Im Laufe der Zeit formten Wasser, Wind und Erosion aus dem Material die heute zu besichtigenden fragilen Kunstwerke der Natur.

Vom kleinen Besucherzentrum mit Kassenhäuschen aus wandert der Besucher ca. 800 m den Berghang hinauf mit einem Erläuterungstext zur Entwicklung der Landschaft auf deutsch in den Händen, um dann den Fotoapparat zu zücken, um zu versuchen die Farb- und Formenvielfalt einzufangen.

Wer in den USA schon einmal den Bryce Canyon besucht hat, wird Ähnlichkeiten feststellen
Noch schnell ein letztes Foto und dann kann es weiter auf unserer heutigen Tour gehen

Zum nächsten Ziel Prades war es nicht weit. Zur Kaffeepause gesellten wir uns in der Bar du Marché zu ein paar Einheimischen und Besuchern unter den Platanen auf dem Place de la République. Endlich sahen wir auch einmal jemanden, der sich einen Pastis (französischer Anis-Schnaps, der traditionell mit Wasser getrunken wird) gönnte – nicht nur aufgrund der Sprache waren wir uns sicher, dass es sich hierbei um einen Einheimischen handeln musste.

Nach kurzer Verschnaufpause waren wir gestärkt für die Besichtigung der Kirche St. Pierre. Im Mittelpunkt des riesigen Barock-Retabels steht Petrus, der Schutzpatron der Stadt. Auf Holzreliefs sind Szenen aus seinem Leben dargestellt – inklusive Kreuzigung mit dem Kopf nach unten. 24 Apostel und Trompete blasende Engel flankieren die Szenen. Der Altaraufsatz wurde Ende des 17. Jahrhunderts geschaffen und stellte zu der Zeit den größten barocken Altaraufsatz Frankreichs dar. Die übrige Kirchenraum war wegen dringend notwendiger Renovierungsarbeiten abgesperrt. In einer für den Besuch freigegebenen Seitenkapelle waren Reliquienschreine in Form von Büsten ausgestellt – sicherlich ein magischer Anziehungspunkt in früheren Jahrhunderten für Pilger auf ihrer Reise entlang des Jakobswegs nach Santiago de Compostela.

Nicht viel los in Prades
Nach nur 3 Jahren Arbeit vollendet – der Altar von Prades
Auf diesen Stein will ich meine Kirche bauen

Von Prades aus fuhren wir ein kurzes Stück Richtung Berge zur romanischen Abtei Saint-Michel-de-Cuxa. Die Abtei betritt man ungewöhnlicherweise durch die Krypta, einem schönen Rundbau mit zentralem Pfeiler. Im anschließenden Kreuzgang lassen sich wunderschönen Kapitelle bewundern, die jedoch Nachbildungen der Originale sind. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese von einem Kunsthändler in die USA verkauft und befinden sich heute im New Yorker Museum The Cloisters.

Blick auf die Abtei und die Ausläufer der Pyrenäen
Krypta der Abtei

Das schlichte Kircheninnere ist heute aufgrund seiner Akustik neben der Kirche von Prades Schauplatz des jährlichen Pablo Casals Festivals, bei dem Solisten klassische Werke zum Besten geben. Der Altarstein, ursprünglich Bestandteil eines römischen Denkmals, wurde zwischenzeitlich als Baumaterial in einem Wohnhaus verwendet und anlässlich der 1000-Jahr-Feier des Klosters wieder an den ursprünglichen Standort in der Kirche gebracht.

Weiter der Têt folgend sahen wir an einer Flanke des Tals die Festung Liberia, die unter Ludwig XIV. im 17. Jahrhundert errichtet wurde und von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Spanien zeugt. Aufgrund der fortschreitenden Zeit verzichteten wir auf eine Besichtigung und setzten unseren Weg nach Vernet-les-Bains fort – einem Kurort, der nicht mehr viel von seinem ursprünglichen Glanz aus dem 19. Jahrhundert in die Neuzeit herüber gerettet hat. Wir spazierten durch die Stadt, entdeckten gleich das Restaurant, das nach dem Song C’est quand le bonheur? des französischen Musikers und ehemaligen Einwohners Cali benannt wurde, nahmen den steilen Anstieg zur Kirche St. Saturnin auf uns für ein hübsches Foto und dann war es auch schon 19 Uhr, die Öffnungszeit des von uns für unser Abendessen auserwählten Restaurants Le Jardin du Jasmin am Ortsrand.

Vernet-les-Bains – am schönsten von oben
Einzige Reminiszenz an den Ehrenbürger Cali – ein Foto im Schaufenster eines Andenkenladens

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