Passa 02.09. – Perpignan, der Nabel der Welt

In den Altstadtgassen von Perpignan spürt man im Vergleich zu Toulouse die Nähe zu Spanien deutlicher, kein Wunder, befindet man sich doch im nördlichen Teil des ehemaligen Fürstentums Katalonien. Neben Tapas und Rotwein fielen uns überall in der Stadt vor allem die Farben rot und gelb auf, die man ansonsten eher aus Barcelona kennt.

Die Stadt besitzt römische Ursprünge und war von 1276-1344 Residenzstadt der Könige von Mallorca, deren Palast heute noch auf einem Hügel oberhalb der Stadt thront. Unseren Rundgang starteten wir in der Neuzeit mit dem von Brigitte Métra und Jean Nouvel realisierten Théâtre de l’Archipel, in dem kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Auf den Konzertplakaten von Künstlern, die hier ihren Auftritt hatten, fand Alex ein paar ihr bekannte Namen – Cali war natürlich mehrfach zugegen.

Das Ufo ist gelandet

Nach einem kurzen Stopp auf der Aussichtsterrasse des Kaufhauses Galeries Lafayette spazierten wir zum Museum Hyacinthe Rigaud, benannt nach dem 1659 in Perpignan geborenen, berühmtesten Portraitmaler seiner Zeit. In der Sonderausstellung Portraits en majesté konnten wir uns von seiner Kunst überzeugen.

Altstadtgassen von Perpignan
Quai Sébastien Vauban
Eingang ins Museum Hyacinthe Rigaud

Ein weiterer berühmter Maler weilte im Sommer 1954 in der Stadt – Pablo Picasso. Auch von ihm sind ein paar Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen in dem Museum ausgestellt.

Danach startete unser eigentlicher Stadtrundgang durch Perpignan an den letzten sichtbaren Überresten der Stadtbefestigung, dem Stadttor Le Castillet. Das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert beheimatet heute ein Heimat- und Kunstmuseum.

Rest der ehemaligen Stadtbefestigung von Perpignan – Le Castillet

Nicht weit entfernt zeugt die ehemalige Seehandelsbörse Loge de mer, in dem heute die Touristen-Info untergebracht ist, vom ehemaligen Reichtum der Stadt.

Gleich nebenan befindet sich das Rathaus der Stadt, in dessen frei zugänglichem Innenhof die bekannteste Skulptur des Künstlers Aristide Maillol “La Méditerranée” bewundert werden kann.

Das benachbarte Trauzimmer des Standesamts birgt ein opulentes Dekor im katalanischen Stil.

Staatsempfang oder einfach nur Heiraten

Wieder nur ein paar hundert Meter entfernt liegt die mächtige Kathedrale Saint-Jean-Baptiste mit einem filigranen Glockenturm. Durch Pestwellen und dem Zusammenbruch des Königsreichs Mallorca verzögerte sich die Fertigstellung des bereits 1324 begonnenen Baus bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts. Der ungewöhnliche schmiedeeiserne Glockenturm kam erst im 18. Jahrhundert hinzu. Vor der Kirche waren beeindruckende Tierfotografien ausgestellt – ein kleiner Eindruck auf die beiden aktuell parallel laufenden Fotoausstellungen in der Stadt: VisaPourl’Image (Internationales Festival für Fotojournalismus) und Festival OFF Perpignan (Festival für Amateurfotografie).

Blick in Richtung der Kathedrale mit Werbung für das Festival OFF

Vor dem Dominikanerkloster bietet der Brunnen mit der Figur eines Salamanders die Möglichkeit eines lustigen Schnappschusses

Die Ausstellungsorte des Internationalen Festivals für Fotojournalismus waren über die Stadt verteilt, unter anderem wurde die Klosterkirche des ehemaligen Dominikanerklosters zur Ausstellungsfläche. Rund um das Kirchenschiff waren erschütternde Bilder von Konfliktherden rund um den Globus ausgestellt – der Brand des Flüchtlingslagers in Moria auf Lesbos, fotografische Zeugnisse des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidjan um die Enklave Berg-Karabach und der kriegerische Konflikt um die Region Tigray in Äthiopien. Mittendrin warfen Bilder aus Frankreich einen kritischen Blick auf den aktuellen Zustand der Republik.

Rund um den Kirchenraum hängen Reportagefotos unterschiedlicher Konfliktherde

Deutlich leichtere Kost und unfassbar beeindruckende Tierfotos wurden im Anschluss im Kreuzgang des Klosters ausgestellt.

Alles sicher nur spontane Schnappschüsse von Brian Skerry

Eigentlich wollten wir eine kleine Pause einlegen, doch auf dem Weg zu einem Café auf dem Place de la République passierten wir das Hôtel Pams, ein Stadthaus ehemals im Besitz der Familie Pams. Jules Pams, Ehemann der Enkelin von Jean Bardou, der mit der Zigarettenpapiermarke JOB zu Reichtum gelangte, ließ hier 1896-1902 ein prächtiges Stadtpalais einrichten, das einen guten Eindruck vom Reichtum der Familie vermittelt.

Nach einer kurzen Pause mit kleiner Stärkung, für die sich in Frankreich immer ein Crêpe mit Nutella anbietet, in einem Café auf dem Place de la République setzten wir unseren Weg in Richtung Bahnhof fort, den Salvador Dali im Jahr 1963 zum Dreh- und Angelpunkt der Welt erklärte und 1965 in einem Bild festhielt, das seit 1978 im Kölner Museum Ludwig zu sehen ist. Nicht ganz ernst gemeint ist sicherlich die Statue, die wir auf dem Weg dorthin mit einer Figur des Künstlers mit einer Pilone auf dem Kopf auf einem Stuhl sitzend sahen. Aber vielleicht hätte ihm die Darstellung ja auch gefallen.

Salvador Dali – ganz nah am Nabel der Welt

Unser Ziel war jedoch weniger der Bahnhof, sondern die Kunstgalerie Àcentmètresducentredumonde in unmittelbarer Nähe, in der zur Zeit zeitgenössische Werke von fünfzig französischen Künstlern ausgestellt sind. Ein Mix aus allen möglichen Stilrichtungen von Fotorealismus bis zu abstrakt zeigte die Bandbreite ihres Schaffens.

Zurück im Herz der Altstadt am Ende des Quai Sébastien Vauban steuerten wir das italienische Restaurant La Roma an, in dem sich Alex eine halbe Pizza mit grünem Salat schmecken ließ und Jochen einen gar nicht schlechten Burger verspeiste, während sich die französischen Gäste am Nachbartisch mit Muscheln abmühten.

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