Naumburg 30.12. – Moritzburg in Zeitz und Freyburg

Moritzburg, Moritzburg, Moritzburg – wenn man im Osten Deutschlands unterwegs ist, dann kann es durchaus verwirrend sein, dass der Name mehrfach Verwendung findet. Nachdem wir gestern das Museum Moritzburg in Halle (benannt nach dem Schutzpatron des Landes St. Mauritius) besichtigt hatten, stand heute das Museum Schloss Moritzburg in Zeitz auf dem Programm. Die Moritzburg in Halle ist auch nicht zu verwechseln mit dem Schloss Moritzburg bei Dresden (benannt nach Herzog Moritz von Sachsen), in dem der Weihnachts-Klassiker Drei Haselnüsse für Aschenbrödel gedreht wurde.

Wie dem auch sei – die heute zu besichtigende Moritzburg liegt jedenfalls in Zeitz und wurde erbaut von Moritz von Sachsen-Zeitz. Das erste, was uns in der Stadt auffiel, war das Auto-Kennzeichen der Stadt “ZZ”, womit sich die Stadt definitiv den letzten Platz in der alphabetischen Sortierung der Kennzeichnen Deutschlands gesichert hat. Zudem hatten wir den Namen der Stadt bereits in Naumburg gehört, denn 1028 wurde der Bischofssitz von Zeitz nach Naumburg verlegt. Der Zeitzer Dom befindet sich inmitten von Schloss Moritzburg und war heute ausschließlich zwischen 14 und 15 Uhr geöffnet, weswegen wir die Besichtigung des Kirchenbaus auf den Nachmittag verschoben.

Glanzlichter der Naturfotografie hieß die Sonderausstellung, die wir uns als erstes im Museum anschauten. Leider durften wir keine Fotos von den Fotos machen – aber wir erblassten vor Neid beim Anblick der Meisterwerke der Naturfotografie.

Seit dem 19. Jahrhundert war Zeitz Industriestadt, neben der Verarbeitung von Braunkohle und der 1858 gegründeten Zuckerfabrik war Zeitz bekannt für seine Kinderwagenindustrie. Das Schlossmuseum beherbergt das Deutsche Kinderwagenmuseum und zeigt Ausstellungsstücke von den Anfängen in den 1840er Jahren bis heute. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion als Volkseigener Betrieb ZEKIWA (ZEitzer KInderWAgen) und nach der Wende ZEKIWA GmbH fortgeführt.

Und los geht es mit dem Einblick in gut 150 Jahre Kinderwagenbau
Zu Beginn dominiert noch Holz den Bau der Kinderwagen – aber bequem sieht es allemal aus

Hoffentlich findet sich das Kind später in dem Kinderwagen wieder
Noch ein paar Prunkstücke aus DDR-Produktion

Im Anschluss an die Ausstellung der Kinderwagen warfen wir noch einen Blick in die Sonderausstellung Ahoi, kleiner Seemann, die Spielschiffe aus der Sammlung Claude Bernard zeigte und deren Geschichte vermittelte. Nie hätten wir gedacht, dass dieses Kinderspielzeug seinen Ursprung in Holzschuhen mit aufgesetztem Segel hat.

Alleine schon der Ausstellungsraum war sehenswert

Bis 14 Uhr und damit zur Öffnung des Doms war noch etwas Zeit, die wir für einen Spaziergang durch Zeitz hinauf zur Oberstadt nutzten. Einige der Häuser zeugten von der reichen Vergangenheit der Stadt, an anderen Straßenzügen hat sich der Zerfall breit gemacht und für uns stellte sich die Frage, was man mit den heruntergekommenen Häuserzeilen machen wird. Am Altmarkt sahen wir eine kleine Gruppe von Personen, die von hinten mit ihren Helmen wie Minions aussahen. Vor einem Gebäude mit der Aufschrift “Unterirdisches Zeitz” stehend brachen sie wahrscheinlich kurz darauf zu einer Erkundung in das mittelalterliche unterirdische Gangsystem auf: Das Labyrinth unter der Stadt wurde in früheren Zeiten als Bierkeller genutzt und bot den Menschen im Zweiten Weltkrieg als Bunker Schutz.

Das Ziel der Gruppe liegt unter der Erde

Zurück am Dom schauten wir uns die prunkvolle Ausstattung des Kirchenbaus an. Neben einem romanischen Taufbecken und den beiden Orgeln auf Emporen am Vierungsturm fiel uns sofort die reich geschmückte Kanzel ins Auge.

Bei dem Taufbecken besteht keine Gefahr, dass es jemand einfach so mitnimmt

Ein Detail ist besonders interessant: Vier Sanduhren zeigen dem Pfarrer an, wie lange die Predigt bereits dauert. Ob er zwingend immer so lange predigen muss, bis alle Sanduhren abgelaufen sind, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

Wenn der Sand komplett durchgerieselt ist, hat die Stunde des Pfarrers geschlagen und es wird Zeit für´s Mittagessen

Auf der Empore ganz hinten in der Ecke erregte eine kleine Figur, der sogenannte “Käselieb”, unsere Aufmerksamkeit. Es ist nicht genau überliefert, um welche Person es sich dabei handelt und so ranken sich allerlei Geschichten darum.

“Ich heiße Käselieb” steht auf dem Spruchband, das die Figur in der Hand trägt

Wie in Halle auch besitzt der Dom in Zeitz keine Kirchtürme. Ursprünglich gab es welche, diese wurden jedoch abgetragen, als man im 17. Jahrhundert mit dem Bau einer Fürstenloge für Moritz von Sachsen-Zeitz begann.

Nur unweit von Naumburg und an der Unstrut gelegen befindet sich die kleine Stadt Freyburg. Bevor wir einen Spaziergang durch die Stadt in Angriff nahmen, waren wir froh, dass das Café Merle am Marktplatz für uns geöffnet hatte und wir uns eine kleine Stärkung einverleiben konnten.

Wenn das Wetter schon nicht mitspielt, dann muss ein Tee und ein Stück Kuchen das Herz erwärmen

Die Attraktion der Stadt ist zweifelsohne die Sektkellerei Rotkäppchen, die hier seit 1856 Sekt produziert und Marktführer beim Sektverkauf in Deutschland ist. Nach der Wende brach der Absatz zunächst zusammen, stabilisierte sich dann aber und Rotkäppchen ist heute Marktführer in Deutschland. Neben vielen Firmen, die die Zeit nach der Wende nicht überstanden, stellt Rotkäppchen die Erfolgsgeschichte einer ostdeutschen Firma dar.

Bedarf an alkoholischen Getränken hatten wir heute nicht, daher beließen wir es bei Fotos

Die Wetteraussichten für morgen verheißen völlig untypisches Wetter für einen Silvestertag. Es soll der schönste Tag der Woche werden mit Sonnenschein und bis zu 16 Grad -ideale Voraussetzungen für eine kleine Wanderung entlang von Saale und Unstrut.

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