München 28.12. – Alles ist Wissenschaft

Wenn ein Museum verkürzt den Namen Deutsches Museum trägt (vollständig heißt es “Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik”), darf man einiges erwarten. Was genau, zeigte uns ein Blick auf das Eintrittsticket des Museums.

Das Museum ist das größte seiner Art für Wissenschaft und Technik. Im Jahr 1903 gegründet, befindet sich das im Jahr 1925 eröffnete Stammhaus auf einer Insel inmitten der Isar, vier weitere Standorte sind über Deutschland verteilt. Alleine am Standort München warten 20 Dauerausstellungen mit einer Gesamtausstellungsfläche von 20.000 m² auf die Besucher.

In die Schlange einreihen, 15 EUR Eintritt bezahlen und schon kann es losgehen

Für unseren Rundgang hatten wir uns entsprechend der Empfehlung der Homepage für einen Erstbesuch die Große Highlight Tour vorgenommen. Für zwei Stunden konzipiert, waren wir mit Besuch des Museumscafés – seltsamerweise kein Bestandteil der Highlight Tour – insgesamt knapp fünf Stunden unterwegs, um einen Einblick in die einzelnen Teilbereiche des Museums zu bekommen.

Los ging es im Bereich Robotik mit einem Ausstellungsstück, das man hier nicht erwartet hätte, dem Predigenden Mönch.

Der predigende Mönch – ein Meisterwerk der Handwerkskunst

Die mechanische Apparatur aus dem 16. Jahrhundert zeigt die Kunstfertigkeit der Uhrmacher der damaligen Zeit. Wofür der Automat gebaut wurde, lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren.
Wie man als Besucher staunend feststellen kann, hat sich in den letzten 500 Jahren viel in Bezug auf Automatisierung getan. Ein mechanischer Gitarrenspieler mit Namen “Fingers” (in Summe hat er 78 Finger) ist hier ebenso ausgestellt wie Kinderspielzeug.

Können Roboter gute Musiker sein? Leider bekamen wir kein Stück von “Fingers” zu hören
Roboter für Kinder – auch Furby findet sich hier

Im Anschluss kamen wir am Foucaultschen Pendel vorbei – einem Nachbau des Originals aus dem Pariser Panthéon des 19. Jahrhunderts. Am 26. März 1851 präsentierte der französische Physiker Leon Foucault den staunenden Besuchern anschaulich, wie sich die Drehung der Erde einfach nachweisen lässt. Für uns faszinierend, wie man auf die Idee kommt, dies auf so einfache Art und Weise den Besuchern zu vermitteln.

Leider sieht man auf dem Foto das Schwingen des Pendels nicht. Mit der Zeit “arbeitet” sich das Pendel vor und wirft die kleinen schwarzen Stifte um

Etwas ungewöhnlich mutete das nächste Exponat im Bereich des Ausstellungsbereichs Brücken und Wasserbau an. Die ausgestellte Hundehütte ist das erste aus Eisenbeton gefertigte Bauwerk in Deutschland und stammt aus dem Jahr 1884. Heute ist die Stahlbetonbauweise aus der Architektur nicht mehr wegzudenken.

Erstes Stahlbetonbauwerk Deutschlands – seit 1884 hat sich beim Bau doch einiges getan – wer hat eigentlich diese Hundehütte über 130 Jahre lang aufbewahrt?

In der Halle der Modernen Luftfahrt sind ebenso Teile des Airbus A350 ausgestellt wie eine Original Junkers Ju 52. Ursprünglich war diese mit nur einem Motor ausgestattet und in dieser Ausführung ein wirtschaftlicher Misserfolg. Im Zuge der Militarisierung Deutschlands vor dem Zweiten Weltkrieg erkannte die Reichswehr den Nutzen des Flugzeugs. Durch die Ausstattung mit zwei zusätzlichen Motoren konnte das Flugzeug in der Folge als Bomber zunächst im spanischen Bürgerkrieg und danach im Zweiten Weltkrieg eingesetzt werden.

Blick in die Halle der modernen Luftfahrt …
… und Blick ins Cockpit einer JU 52

Im Bereich der Atomphysik schauten wir uns den Versuchsaufbau von Marie und Pierre Curie an, mit dem die beiden dem Phänomen der Radioaktivität auf die Spur kamen. Mit dem Apparat ließ sich unter anderem die Intensität von Radiumstrahlen messen. Die beiden Forscher bekamen gemeinsam mit Henri Becquerel, der 1896 die Radioaktivität entdeckt hatte, im Jahr Jahr 1903 den Physiknobelpreis.

Apparatur zur Messung der Radioaktivität von Marie und Pierre Curie

Ein ähnlich anmutender Versuchsaufbau war im Bereich der Chemie zu finden. Auf dem Tisch stehen die Originalgeräte, an denen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts Otto Hahn und Lise Meitner die Kernspaltung entdeckten. Mit der Zufallsentdeckung schufen sie unbeabsichtigt die Basis für den Bau von Atombomben.

Original-Geräte zur Kernspaltung aus den 1930er Jahren

Eine Vielzahl historischer Fotoapparate findet sich im Bereich Foto und Film. Exemplarisch für die Entwicklung steht die erste Kleinbildkamera der Firma Leica, mit der es möglich war mit einer kleinen Drehung an einem Knopf auf einem 35mm Film bis zu 36 Aufnahmen in kurzer Reihenfolge zu erstellen.

Wer hätte damals gedacht, dass jedermann Fotos mit Smartphones machen kann

Gleich nebenan sind historische Schreibmaschinen, Chiffrier- und Dechiffrier-Maschinen ausgestellt.

Nach dem Rundgang durch den Bereich Raumfahrt und einen Abstecher zum Bereich Landwirtschaft war unsere Aufnahmefähigkeit für Technik und Wissenschaft erschöpft.

Heute gibt es kein Rinderfilet
Noch ein letzter Blick auf das Deutsche Museum bei Sonnenuntergang

Wir fuhren in Richtung Marienplatz besorgten als Weihnachtsgeschenk für Jochen eine neue Strickmütze (die wir bei den warmen Temperaturen der kommenden Tagen eher nicht benötigen werden) und fanden im thailändischen Restaurant YUM einen schönen Ort für das Abendessen.

Uns fielen die im Vergleich zur Heimat deutlich höheren Restaurant-Preise auf, die Curries starteten bei 20 EUR. Dafür wurde uns vor dem Essen ein feuchtes warmes Handtuch zum Reinigen der Hände gereicht (um Spekulationen vorzubeugen – andere Gäste erhielten den gleichen Service), das Essen war ausgesprochen geschmackvoll und der Service hervorragend.

Danach machten wir es uns vor dem Kamin auf unserem Hotelzimmer bequem.

Bild und Ton passen, nur leider wärmt das Feuer nicht

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