München 29.12. – Kunst (und kein Krempel)

Warum heißen die Kunstmuseen in München eigentlich Pinakotheken? Vermutlich war den Bayern das Wort Gemäldesammlung zu profan. Und weil eine Pinakothek mittlerweile nicht mehr ausreicht, besitzt die Stadt München gleich drei davon – die Alte Pinakothek, die Neue Pinakothek und die Pinakothek der Moderne. Die Neue Pinakothek mit Werken des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ist aktuell für mehrere Jahre wegen Umbauarbeiten geschlossen. Ein Teil der Werke wird in der Zwischenzeit in anderen Gebäuden ausgestellt. Wir arbeiteten uns historisch durch die Gemälde und starteten in der Alten Pinakothek mit der Entrichtung des Eintrittspreises von 15 EUR, der den Eintritt in mehrere Sammlungen ermöglicht, schlossen unsere Jacken und Taschen weg (aufgrund der Anschläge der Letzten Generation sind auch kleine Taschen aktuell nicht erlaubt), besorgten einen Audioguide, und schon konnte es losgehen.

Der Treppenaufgang ist einer kostbaren Gemäldesammlung angemessen

In der Alten Pinakothek sind Werke der Europäischen Malerei vom 14. bis zum 18. Jahrhundert ausgestellt. Der Rundgang durch die Räume startet mit der altniederländischen Malerei, die durch eine Blütezeit in den südlichen Niederlanden ab dem Jahr 1400 einsetzte. Zentrales Bild des Saals ist der ColumbaAltar von Rogier van der Weyden aus dem Jahr 1455.

Darstellung der Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige;
auf den Flügeln die Verkündigung Mariens und die Darbringung Jesu im Tempel

Zu den Höhepunkten der Altdeutschen Malerei zählt Albrecht Dürers „Selbstbildnis im Pelzrock“. Vor diesem Bild war die Frontalansicht alleine dem Bildnis Christi vorbehalten. Dürer malte sich in der Kleidung eines Gelehrten.

Albrecht Dürer – Selbstbildnis im Pelzrock (1500)

Weitere Meisterwerke von Albrecht Dürer finden sich ebenfalls hier ausgestellt:

Albrecht Dürer – Vier Apostel (1526): Geschenk für den Rat von Dürers Heimatstadt Nürnberg
Albrecht Dürer – Paumgartner-Altar (um 1500): In der Mitte die Geburt Christi, rechts und links die Stifter des Altars, die Brüder Stephan und Lukas Paumgartner

Weiter ging die Zeitreise von Deutschland nach Florenz des 19. Jahrhunderts. Unter anderem sind hier Werke von Leonardo da Vinci, Raffael und Botticelli ausgestellt:

Leonardo da Vinci – Madonna mit der Nelke (um 1475): Das einzige Bild Leonardo da Vincis in einem deutschen Museen
Sandro Botticelli – Beweinung Christi (1490/95)

Im Anschluss an Florenz ging es im nächsten Raum nach Venedig mit Werken von Tizian, Tintoretto und Veronese.

Tizian – Kaiser Karl V. (1548): Karl V. erhob Tizian 1933 zu sei

In der Mitte des Flügels der Alten Pinakothek kamen wir bei der Flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts an. Ein ganzer Saal widmet sich den Gemälden von Rubens. Die Größe seines Bildes Das Große Jüngste Gericht, auf dem die “Auserwählten” auf der linken Seite in den Himmel aufsteigen und die “Verdammten” auf der rechten in die Hölle verbannt werden, wird erst deutlich, wenn man das Bild aus größerer Entfernung wahrnimmt.

Für einen vollständigen Sammlungsbestand dürfen natürlich auch Werke von Rembrandt nicht fehlen, wie wir im folgenden Raum sehen konnten.

Peter Paul Rubens – Das Große Jüngste Gericht (um 1617)

Wir beschleunigten unseren Schritt im Anschluss etwas durch die holländische Malerei des 17. Jahrhunderts und die französische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts und kamen schließlich bei der Spanischen Malerei an:

El Greco – Die Entkleidung Christi (zwischen 1580 und 1595)
Jean-Étienne Liotard – Das Frühstück (um 1754)

Ein letzter Blick zurück auf die Alte Pinakothek zeigt noch einmal eindrucksvoll die Länge des Gebäudes voller wertvoller historische Gemälde. Wie versichert man wohl solche Kostbarkeiten angemessen?

Die Alte Pinakothek im herrlichen Sonnenschein

Die aktuell wegen Renovierungsarbeiten geschlossene Neue Pinakothek befindet sich gleich gegenüber, die Pinakothek der Moderne erreicht man durch Wechsel der Straßenseite.

Nicht nur die ausgestellten Kunstwerke sind neueren Datums,
auch das Gebäude selbst

Zum aktuellen Zeitpunkt zeigte die Sonderausstellung Departure Werke des Künstlers Max Beckmann. Namensgebend war dabei eines seiner Triptrychen “Abfahrt”. Bevor wir uns Werken der Dauerausstellung widmeten, schauten wir uns die Sonderausstellung an.

Los geht’s

“Departure” ist dabei nicht zwingend mit positiven Erlebnissen zu assoziieren. Neben persönlichen Dokumenten, die Max Beckmann mit seiner Frau Mathilde (genannt Quappi) auf Urlaubsreisen zeigen, prägte die Machtergreifung der Nationalsozialisten das Leben und Arbeiten des Künstlers nachhaltig. Nachdem er 1933 aus der Professur an der Frankfurter Städelschule entlassen wurde und Bilder von ihm in der Ausstellung “Entartete Kunst” im Jahr 1937 gezeigt wurden, verließ er Deutschland nach Amsterdam. Schon im Jahr 1939 bewarb er sich um ein Visum für die Vereinigten Staaten, scheiterte jedoch und konnte erst 1947 dorthin ausreisen.

Max Beckmann – Departure (1932-35)

Nach der Überfahrt über den Atlantik entstand das Gemälde “The Cabins”, das die Eindrücke der Abreise aus Europa auf einem Ozeanriesen schildert.

Max Beckmann – The Cabins (1948)

Deutlich entspannter und teilweise lustig zeigte sich der Maler mit seiner Ehefrau auf Auslandsreisen. Historische Fotografien und Videos belegen diese unbeschwerte Zeit.

Nachfolgend ein Überblick über weitere Gemälde aus der Ausstellung:

Max Beckmann – Tanz in Baden Baden (1923)

Bevor wir uns einer Stärkung im Museumscafé widmeten, machten wir noch einen Rundgang durch die Dauerausstellung der Pinakothek der Moderne. Unter dem Titel “Mix & Match” werden Kunstwerke aus Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Videokunst epochen- und medienübergreifend in Themenräumen ausgestellt.

Nachfolgend eine kleine Auswahl der Kunstwerke:

Nicht zu vergessen sind natürlich die Werke von Joseph Beuys, sofern man einmal einen wärmenden Anzug in einer unauffälligen Farbe benötigt. Oder man ist in einer schneereichen Gegend noch nach Sonnenuntergang unterwegs und sucht den Nachhauseweg, da kann natürlich ein Schlitten mit Lampe hilfreich sein. Vielleicht lassen sich die beiden Gegenstände auch kombinieren:

Joseph Beuys – Filzanzug (1970)
Joseph Beuys – Schlitten (1969)

Sollte sich doch kein unmittelbarer Bedarf nach einem Schlitten oder neuen Anzug ergeben, kann sich der Besucher zumindest an den Tierfotografien von Walter Schels erfreuen, die rund um die Decke des Atriums aufgehängt waren. Auf dem Fußboden der Eingangshalle liegt die Bodenskulptur “fluky flora” der Münchner Bildhauerin Olga Golos. Während in der wesentlichen Kultur vierblättrige Kleeblätter als Glücksboten gelten, sind es in Russland und einigen osteuropäischen Ländern dagegen Fliederblüten mit fünf statt vier Blütenblättern. In der russischen Volkskultur wird angenommen, dass man den ganzen Tag Glück erfährt, wenn man einer dieser seltenen Blüten habhaft wird und sie verspeist. Einige der herumliegenden überdimensionalen Fliederblüten haben somit auch vier statt fünf Blütenblätter.

Spätestens jetzt hatten wir uns eine kleine Pause verdient, das verglaste Café des Museums lud uns zu einer Stärkung ein.

Zwischen den Jahren muss man in Museen, Cafés und Museumscafés Zeit mitbringen

Die letzten beiden Sonderausstellung in der Pinakothek der Moderne widmeten sich zum einen unter dem Namen “X-D-E-P-O-T” dem Thema Design und zum anderen mit dem Titel “Das Fahrrad – Kultobjekt / Designobjekt” der Geschichte des zweirädrigen mit Muskelkraft betriebenen Fahrzeugs.

Eintauchen in die Welt des Designs

Es ist erstaunlich, wie viele unterschiedliche Formen resultieren, wenn Designer die Aufgabe gestellt bekommen, ein Antriebsmittel mit zwei Fahrrädern zu designen, das mit Muskelkraft angetrieben wird. Hier ein paar der originellsten Modelle:

Eigentlich hätte es für heute mit Ausstellungen gereicht, da jedoch im Tagesticket auch der Zugang zur Sammlung Schack enthalten war, machten wir uns vor dem Abendessen auf den Weg, um uns auch diese noch anzuschauen. Da die Neue Pinakothek auf Jahre geschlossen ist, sind einige der Meisterwerke ins Gebäude der Sammlung Schack ausgeliehen, wo sie den Gemälden gegenübergestellt sind, die Adolf Friedrich Graf von Schack erworben hat. Hier ein kurzer und schneller Einblick in die Gemälde des 19. Jahrhunderts:

Franz von Lenbach – Hirtenknabe (1860)

Nach so viel Kunst hatten wir jede Menge Eintrittsbändchen gesammelt und freuten uns auf unser Abendessen. In der Pizzeria La Valle hatte man noch einen freien Tisch für uns und wir genossen unsere Pizza, bevor es zurück zum Hotel ging.

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