Schwäbisch Hall 13.08. – Ein geführter Rundgang durch Schwäbisch Hall

Bereits am Vorabend hatten wir uns Tickets für die heutige Stadtführung um 11 Uhr besorgt. Kurz vor Beginn fanden wir uns zusammen mit 25 weiteren Gästen vor der Tourist-Info ein, um im Anschluss tiefere Einblicke in die Stadtgeschichte zu bekommen und rund eineinhalb Stunden durch die Altstadtgassen zu spazieren. Der erste Halt des Rundgangs fand auf dem Marktplatz statt, wo nichts mehr vom Martyrium von Maria Stuart, das gestern abend noch auf den Treppen der Kirche St. Michael stattgefunden hatte, zu sehen war. Vom Eingangsportal der Kirche blickt man auf den historischen Marktplatz und sieht auf der gegenüberliegenden Seite das barocke Rathaus aus dem Jahr 1735. Das vorherige Rathaus war sieben Jahre zuvor dem großen Stadtbrand von 1728 zum Opfer gefallen.

Blick von der Kirche St. Michael über den Marktplatz und das angrenzende barocke Rathaus

Die Kirche St. Michael wurde auf den Fundamenten einer romanischen Basilika im Stil der Gotik im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet. Der ursprünglich geplante Abriss und Neubau des romanischen Kirchturms wurde gestoppt, da man befürchtete, dass die Kirche ansonsten Richtung Marktplatz gekippt wäre. Die Grundfeste der ursprünglich katholischen Kirche erschütterte jedoch ab dem Jahr 1522 die Reformation, die in Schwäbisch Hall mit dem 23jährigen Johannes Brenz Einzug hielt. Da der Reformator die neuen Ideen jedoch eher behutsam unter die Menschen brachte, blieb hier im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Deutschland der Bildersturm aus und keines der Kunstwerke im Innern der Kirche wurde zerstört. So steht im Chor auch heute noch der prächtige Hochaltar aus der Zeit um 1460, der die Passion und Auferstehung Jesu zeigt.

Das Kruzifix aus dem Jahr 1494 oberhalb des Altars von 1460 schmücken den Chor der Kirche St. Michael
Auch ein Blick nach oben lohnt, um das herrliche gotische Deckengewölbe zu bewundern

Ein ungewöhnliches Objekt hängt heute im Chorumgang. Im 16. Jahrhundert wurde in der Nähe der Stoßzahn eines Mammuts gefunden. Die Menschen konnten sich damals den Fund nicht anders erklären, als dass es sich dabei um das Horn eines Einhorns handeln müsste. So fand der Zahn seine letzte Ruhe prunkvoll verziert unter dem prächtigen gotischen Gewölbe der Kirche.

Das hätte sich das Mammut nicht erträumt, dass sein Zahn mal in einer Kirche hängen wird

Weiter ging es durch die Herrngasse Richtung ehemaliger Stadtmauer. Der Stadtführer erklärte, dass es in früheren Zeiten, als es keine Kanalisation gab und die Bürger ihre Tiere in den Gassen hielten, hier sicher deutlich anders aussah, obwohl am oberen Rand der Altstadt bereits die betuchten Einwohner ihr Domizil hatten. Für den Gang aus dem Haus in die Gasse banden sich die Bewohner zum Schutz vor Kälte und Schmutz sogenannte “Trippen” unter die normalen genähten Schuhe. Die Bezeichnung “Trippeln” kommt von diesen Holzschuhen, mit denen wohl keine größeren Schritte zu machen waren.

Kurz danach erreichten wir die Stadtmauer als ehemalige Begrenzung der Stadt und Schutz vor Feinden. Feinde braucht die Stadt heute nicht mehr zu fürchten, und so fungieren heute zwei Ziegen zwischen der äußeren und inneren Stadtmauer als Rasenmäher.

Unser Rundgang endete am sicherlich wenigsten attraktiven, jedoch für die Stadtgeschichte wichtigsten Platz, dem Haalbrunnen: Parkende Autos und ein Biergarten teilen sich den Platz, unter Platanen steht der Nachbau des Brunnens, aus dem das salzhaltige Wasser an die Oberfläche befördert wurde. Durch Sieden über großen Metallpfannen erhielt die Haller Salzsieder letztendlich das weiße Gold des Mittelalters, das zum Reichtum der Stadt führte und ihr ihren Namen gab.

Nach einer kurzen Pause mit Getränk im Biergarten hieß es für uns Abschied nehmen – Schwäbisch Hall, wir kommen bestimmt mal wieder!

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