Garmisch 25.08. – Zugspitze, Museum Werdenfels, Schlossmuseum Murnau und Franz Marc Museum in Kochel am See

[Hinweis: Auf dieser Tour ist Jochen alleine unterwegs]

Eigentlich stand heute ein Besuch des Freilichtmuseums Glentleiten auf dem Programm, wo man fast 70 original erhaltene Gebäude und den ländlichen Alltag der Menschen in Oberbayern aus den vergangenen Jahrhunderten bestaunen kann. Als der Blick jedoch nach dem Frühstück auf das Zugspitzmassiv fiel, das heute – im Gegensatz zu den letzten Tagen, als hohe Luftfeuchtigkeit die Berge in Dunst hüllte – deutlich klarer zu sehen war, stand die Entscheidung fest, als Erstes den höchsten Gipfel Deutschlands auf die Tagesordnung zu nehmen. Die Fahrt mit der im Jahr 2017 komplett neu errichteten und pro Gondel 120 Passagiere fassenden Seilbahn dauert 10 Minuten und überwindet dabei eine Höhendifferenz von fast 2000 Metern. Die Bergstation befindet sich auf 2.943 Metern und damit nur 19 Meter unter dem Gipfel der Zugspitze. Oben angekommen wehte teilweise ein recht böiger Wind und bei 12 Grad Außentemperatur war ich froh, eine lange Hose angezogen und eine Jacke eingepackt zu haben.

Der Ausblick von der Terrasse der Bergstation ist wirklich überwältigend, bietet sie doch ein 360 Grad-Panorama und man kann tatsächlich auf dem Gipfel von Bayern (Deutschland) nach Tirol (Österreich) gehen. Der Blick in Richtung Norden bleibt am türkisfarbenen Eibsee am Fuß der Zugspitze hängen, in die andere Richtung geht der Blick auf das sogenannte Zugspitzplatt, auf dem die letzten Reste des nördlichen und südlichen Schneefernergletschers zu sehen sind. In diese Richtung fährt auch die Gletscherbahn: eine Seilbahn, die das Zugspitzplatt mit dem 360m höher gelegenen Gipfel verbindet. Von der Talstation aus kann man die Zahnradbahn zur Rückkehr an den Eibsee nutzen. Nach Süden schweift der Blick gen Österreich, von wo man ebenfalls mit einer Seilbahn auf den Gipfel der Zugspitze fahren kann. Gleich neben der Aussichtsterrasse erklimmen mal besser aber auch mal schlecht ausgestattete Touristen die letzten Meter bis zum Gipfelkreuz auf 2.962 Metern. Darüber hinaus erblickt man in alle vier Himmelsrichtungen unzählige Berggipfel.

Blick in Richtung Eibsee
Die sich zurückziehenden Gletscher auf dem Zugspitzplatt haben einen Mondlandschaft hinterlassen
Auch für das leibliche Wohl ist auf dem höchsten Gipfel Deutschlands bestens gesorgt
Von Deutschland nach Österreich in über 2.900m Höhe
Ganz schön windig auf der Zugspitze – wohl dem, der die Haare kurz trägt
Ein letzter Panoramablick

Auf einer Etage der Bergstation schildert eine Ausstellung, unter welch abenteuerlichen und extrem herausfordernden Bedingungen die Arbeiter Ende der 1920er Jahre den Bau der Zahnradbahn vorantrieben. Am 8. Juli 1930 wurde die Strecke ab dem Eibsee bis zum Zugspitzplatt für den Personenverkehr eröffnet.

Über diese Route mit dem 4,2 km langen Zugspitztunnel nutzte auch ich für die Fahrt ins Tal. Drei Stunden nach der Bergfahrt stand ich wieder auf dem Parkplatz und konnte meine Erkundungen fortsetzen.

Blick auf das Schneefernerhaus (links), den Zugspitzgipfel (mitte) und die Talstation der Gletscherbahn (rechts), in der auch die Zahnradbahn Richtung Eibsee abfährt
Die letzten kümmerlichen Reste des Schneefernergletschers
Wieder zurück am Eibsee

Die Classic ZugspitzCard, die ich für 4 Tage erworben hatte, beinhaltete auch den Eintritt ins Museum Werdensfels. In der historischen Ludwigstraße mit vielen prachtvollen Häusern gelegen wird die Geschichte der Region anhand teilweise ungewöhnlicher oder auch kurioser Ausstellungsgegenstände präsentiert. Neben historischen Räumen inklusive der Ausstattung ehemaliger Bauernhäuser, Trachten, Handwerkskunst und allerlei kirchlicher Gegenstände aus Haushalten der Gegend zeigt aktuell eine Sonderausstellung anlässlich des 50. Jahrestages des Romans Momo Hintergründe und Wissenswertes zum Autor Michael Ende, der 1929 als Sohn des surrealistischen Malers Edgar Ende in Garmisch-Partenkirchen geboren wurde.

Sogenannter Tiroler Blutchristus mit echtem Menschenhaar
Gemälde des Malers Edgar Ende, dem Vater des Erfinders von Momo Michael Ende

Interessant ist auch die Geschichte des ausgestellten originalen Gipfelkreuzes der Zugspitze. 19 Träger brachten das Kreuz 1851 zum Westgipfel der Zugspitze. Blitzeinschläge schädigten das Kreuz, so dass es 1882 ins Tal geschafft, restauriert und später auf dem Ostgipfel inkl. Blitzschutz wieder errichtet wurde. In den Folgejahren verewigten sich unzählige Bergsteiger mit Gravuren auf dem Kreuz und am 29. April fuhr ein Sonderzug mit amerikanischen Soldaten auf den Gipfel, um dort die amerikanische Fahne zu hissen. Im Übermut schossen sich auf das Gipfelkreuz. Die Spuren sind mehr als deutlich sichtbar. Seit 1993 steht ein originalgetreuer Nachbau auf dem Gipfel der Zugspitze.

Wenn das Gipfelkreuz sprechen könnte

Das nächste Museum auf der heutigen Tour befindet sich im Schloss Murnau am Staffelsee. Eine Sonderausstellung Der Blaue Reiter – Eine Hommage zeigt Werke der Künstlergruppe um den Blauen Reiter, die dem Museum von der KK-Stiftung zum 30jährigen Bestehen geschenkt wurden.

Alexey von Jawlensky – Violetter Turban (1911)
August Macke – Kolonnade mit Segelboot I (1913)

In der Dauerausstellung finden sich einerseits viele Werke der Malerin Gabriele Münter, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Wassily Kandinsky von 1908 bis 1914 in Murnau lebte, als auch Kunstwerke weiterer namhafter Expressionisten.

Gabriele Münter – Selbstbildnis (1909)
Gabriele Münter – Liegende Dame in Grün (1919)
Gabriele Münter – Murnau, Hauptstraße am Sonntag im Mai (1924)
Wasslily Kandinsky – Murnau – Gabriele Münter beim Malen der Tochter vom Griesbräu (1908)
Heinrich Campendonk – Kuh mit Kalb (1917)

Ein weiterer Bereich des Museums zeigt Werke in der Technik der Hinterglasmalerei aus ganz unterschiedlichen Regionen der Welt – Werke aus Indonesien und anderen Teilen Asiens sind ebenso vertreten wie Bilder von Gabriele Münter.

Hinterglasmalerei – Ursprünge im wesentlichen mit kirchlichen Motiven
Der Indische Schlachtengott Kartikeya (Indien / 19. Jahrhundert)
Cundo Fischer – Armer Mann mit Esel (1958)

Das letzte Museum auf der Rundfahrt durch Oberbayern war das Franz Marc Museum in Kochel am See. In der Sonderausstellung August und Elisabeth Macke werden Werke von August Macke gezeigt, die permanente Sammlung widmet sich Franz Marc, Paul Klee, dem Blauen Reiter und der Brücke sowie abstrakten Werken aus der Nachkriegszeit. Zudem erfährt der Besucher einiges über die beiden Künstler Marc und Macke, die freundschaftlich miteinander verbunden waren: Beide starben im Ersten Weltkrieg, ihre jeweiligen Witwen waren im Nachgang bemüht, das Andenken an ihre Männer zu bewahren und deren Bilder zu vermarkten. Fotografieren ist im Museum nicht erlaubt. Da hilft nur selbst hinfahren und anschauen oder vorab schon mal einen Blick in die virtuelle Sammlung der Kunstwerke des Museums werfen. Von zwei der ausgestellten Bilder kaufte ich im Shop Postkarten, so dass man auch darüber einen ersten kleinen Appetitanreger von dem bekommt, was den Besucher im Museum erwartet.

Museumsneubau des Franz Marc Museums
Fotografie einer Postkarte aus dem Museumsshop: Franz Marc – Eselfries (1911)
Fotografie einer Postkarte aus dem Museumsshop: Franz Marc – Mädchen mit Katze II (1912)

Dann war es Zeit für das Abendessen. Das Restaurant der Wahl war ein altbekanntes: Vor einigen Jahren hatten wir hier, ganz in der Nähe des Franz Marc Museums direkt am Ufer des Kochelsees eine Ferienwohnung. Mit Blick auf den See ließ ich mir Kochelseerenke und im Anschluss einen kleinen (aber eigentlich immer noch viel zu großen) Kaiserschmarrn schmecken.

Blick vom Restaurant auf den Kochelsee
Nach dem Zerlegen der Renke sah es auf dem Tisch nicht mehr so ordentlich aus

Damit enden fünf Tage in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung, in denen ich viel Schönes gesehen und erlebt habe. Beim nächsten Wanderurlaub dürften die Temperaturen etwas niedriger sein – aber immer noch besser als Dauerregen. Schön war es! Hoffentlich nicht das letzte Mal, dass ich die Möglichkeit habe, die Natur der nördlichen Alpen zu Fuß zu erkunden.

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