Auf der heutigen Fahrt über die Grenze nach Wales gab es auf den rund 200 km viele Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Den ersten Stopp legten wir in Gloucester ein – wir mussten uns ein wenig sputen, um pünktlich zur Führung durch die mächtige Kathedrale der Stadt vor Ort zu sein.

Die Kirche geht bis auf die Zeit Wilhelm I. zurück, der im Jahr 1066 England eroberte. Der Grundstein zum Bau der Kathedrale wurde 1089 gelegt. Wir betraten die Kirche durch den ältesten, wie eindeutig an den Rundbögen zu erkennenden romanischen Teil.
Hinter der Chorschranke und der darauf stehenden Orgel lässt sich bereits das gotische Deckengewölbe erkennen. Dort lohnte es erst einmal, den Kopf in den Nacken zu legen und bewundernd nach oben zu schauen:
Den Abschluss es Chors bildet das riesige zwischen 1347 und 1349 gefertigte Ostfenster. Mit 25 m Höhe und 12 m Breite gilt es als das größte Farbfenster Englands.
Wenn der Nacken schon schmerzt, weil man so viel und lange nach oben geschaut hat, schadet es nicht, auch die anderen mittelalterlichen Kunstwerke in der Kirche zu betrachten, so zum Beispiel das wunderschön geschnitzte Chorgestühl:



Neben einem Glasfenster war zu lesen, dass angeblich ein Golfer dargestellt sei. Dumm nur, dass die erste Erwähnung von Golf in einem schottischen Dokument aus dem Jahr 1457 datiert, das Glasfenster aber deutlich älter ist. Daher muss es sich um ein anderes Schlagspiel handeln, das zur Zeit König Edward III. gespielt wurde, wahrscheinlich “cambuc”, später als eine frühe Variante des Eishockeys namens Bandy bekannt.
Auch in dieser Kathedrale wurden berühmte Menschen bestattet, ein besonders beeindruckendes Grabmal ist das von Edward II., der im Jahr 1327 unter nicht geklärten Umständen in Gefangenschaft zu Tode kam. Seine Frau kehrte von einer diplomatischen Reise nach Frankreich mit einem Invasionsheer zurück, das letztendlich zur Absetzung des Königs zu Gunsten seines Sohns Edward III. führte. Dieser gab auch das Grabmal für seinen Vater in Auftrag:
Ein ebenfalls unglückliches Leben führte Robert II., ein Sohn von William dem Eroberer, der zwar Herzog der Normandie wurde, aber niemals König von England. Er wurde 1106 von seinem jüngeren Bruder gefangen genommen und verbrachte 30 Jahre in Gefangenschaft. Sein Spitzname war übrigens Robert Curthose (Robert Kurzhose), was auf eine eher geringe Körpergröße schließen lässt.

Ein weiteres Highlight bei der Besichtigung der Kathedrale ist der Kreuzgang, der zwischen 1351 und 1377 mit einem wunderschönen Fächergewölbe errichtet wurde. Da hier Teile der Harry Potter-Filme Harry Potter und der Stein der Weisen und Harry Potter und die Kammer des Schreckens gedreht wurden, lockt der Kreuzgang nicht nur Geschichtsliebhaber an, sondern auch Fans der gleichnamigen Buchreihe.


Da wir heute noch mehrere Sehenswürdigkeiten im Grenzgebiet zwischen England und Wales anschauen wollten, machten wir uns auf den Weg und fuhren zum River Wye, der in der Hochebene von Wales entspringt, im tiefen Mündungstrichter des River Severn aufgeht und am Ende seiner Reise die Grenze zwischen England und Wales bildet.
Direkt an der Grenze am Symonds Yat Rock hat man einen schönen Ausblick auf den im Tal mäandernden Fluss und die umgebende Landschaft. Vom Parkplatz aus liefen wir erstmal in die falsche Richtung, waren von dem Ausblick wenig begeistert, fanden letztendlich aber noch den sehenswerteren Aussichtspunkt.
Ebenfalls am River Wye gelegen erreichten wir rund 30 km südlich das ehemalige Zisterzienserkloster Tintern Abbey. Die im Jahr 1131 gegründete Abtei ereilte das gleiche Schicksal wie den übrigen Klöstern des Landes. Nach der Errichtung der Anglikanischen Staatskirche durch Heinrich VIII. wurde der Orden im 16. Jahrhundert gezwungen, das Kloster aufzulösen. Nachdem der Earl of Worcester, dem das Kloster zugesprochen worden war, das Bleidach abtragen lassen hatte, war es dem Verfall preisgegeben.
Beim Eintritt zur Erkundung der Ruine kauften wir uns für 26 Pfund den Wales Explorer Pass, gültig für sieben Tage, der den Eintritt in viele Sehenswürdigkeiten ermöglicht. Nachfolgend ein paar Eindrücke der Überreste der Klosteranlage.






Die Wiederentdeckung des lange Zeit in Vergessenheit geratenen Klosters ist unter anderem Malern wie William Turner zu verdanken, die Ende des 18. Jahrhunderts auf der Suche nach romantischen Motiven die Gegend erkundeten.
Von Tintern Abbey aus war es noch eine knappe Stunde Fahrt bis nach Cardiff, der Hauptstadt von Wales, wo wir uns bereits ein Restaurant für das Abendessen ausgesucht hatten. Auf dem Stadtplan von Wales waren wir froh, gleich in der Nähe einen Parkplatz gefunden zu haben, waren jedoch überrascht, dass es sich um das Parkhaus des riesigen St. David’s Shopping Centers handelte, in der sich auch das italienische Restaurant Ciliegino befindet. Das Flair beim Abendessen war also nicht wirklich italienisch, was aber aufgrund der hervorragenden Pizza zu verschmerzen war.




Morgen werden wir dann den Rest von Cardiff – außerhalb des Shopping Centers – erkunden.








