[Hinweis: Auf dieser Tour ist Jochen alleine unterwegs]
Die Temperaturen des Vortags sollten heute noch einmal getoppt werden – ein Grund mehr, den Wecker möglichst früh zu stellen, um sich gleich nach Eröffnung des Frühstücksbuffets um 7:15 Uh Energie für die heutige Wanderung einzuverleiben. Von Hunger konnte zu der Zeit noch keine Rede sein, aber mit leerem Magen aufzubrechen war keine Alternative, zumal das liebevoll bereitgestellte Frühstücksbuffet fast keine Wünsche offen ließ.
Bei den zu erwartenden Temperaturen boten sich Ziele mit kühlender Wirkung an, zu denen Wasserfälle und tiefe Schlucht zählen. In der Nähe von Meiringen östlich des Brienzersees startete nach einer ca. 30 minütigen Fahrt Zugfahrt über Interlaken-Ost meine Tour am Bahnhof. Mitten im Dorf hat man dem britischen Schriftsteller Arthur Conan Doyle, Erfinder von Sherlock Holmes, ein Denkmal gesetzt.

Dieser ließ seine Hauptfigur am Reichenbachfall oberhalb von Meiringen final auf seinen Widersacher Professor Moriarty treffen. Bei dem Kampf verlor Dr. Watson, Freund und Begleiter von Sherlock Holmes, die beiden einen Moment aus den Augen und sah sie kurz danach nicht mehr, so dass er davon ausgehen musste, beide seien in den reißenden Wassermassen des Reichenbachfalls ums Leben gekommen. Erst drei Jahre später besuchte Holmes Watson in London und eröffnete ihm, dass er den Kampf am Reichenbachfall unbeschadet überstanden habe.
Wenig überraschend haben es Wasserfälle nun mal an sich, dass sie von oben nach unten stürzen – für mich bedeutete dies: erst einmal den Berg hinauf zum Wasserfall.
Nach durchaus schweißtreibendem Fußmarsch endete ein kleiner Pfad vor einem Zaun auf Höhe der Mitte des Wasserfalls und markierte die Stelle, an der Holmes seinen Kampf mit Moriarty führte. Eine Gedenktafel erinnert an das finale Aufeinandertreffen. Das Wasser schießt hier 120m in die Tiefe, der entstehende Wassernebel erzeugt bei Sonnenschein einen immerwährenden Regenbogen.
Vom Fuß der Reichenbachfalls verlief der Wanderweg durch Wälder und über Wiesen in östlicher Richtung bis hinunter zum Ufer des Flusses Aare, der sich zwischen Innertkirchen und Meiringen auf einer Länge von 1.400m tief in den Kalkstein gegraben hat. Die Wände der Schlucht, die an ihrer breitesten Stelle vierzig Meter, an der schmalsten Stelle jedoch nur ein Meter breit ist, ragen bis zu 180 m in die Höhe.
Während ich die Schlucht von Ost nach West über Stege, Planken und durch Tunnel durchquerte, kam mir der Großteil der Besucher mit Hund und Kinderwagen entgegen, um später nach Durchschreiten der Schlucht vom Osteingang mit dem Bus zum Parkplatz am Westeingang zurückzufahren. Tief unten herrschten sehr angenehme Temperaturen, an die man sich hätte gewöhnen können, doch gleich nach Verlassen der Schlucht am westlichen Ausgang schnellte das Thermometer wieder in die Höhe.



Vom Bahnhof in Meiringen fuhr der Zug entlang des Ufers des Brienzersees zurück nach Interlaken Ost.

Da es noch recht früh am Nachmittag war, nutzte ich die Gelegenheit für einen Bummel durch Interlaken von Ost nach West, der Aare folgend, die hier den Brienzer- mit dem Thunersee verbindet. Kleine Parks mit üppiger Blumenpracht, ein Spielcasino, einige Souvenirläden und noch mehr Uhrengeschäfte säumten den Weg.


Nach deftiger Schweizer Kost gestern Abend stand mir heute der Sinn nach etwas Leichterem. Überraschenderweise fand ich bei meiner Internetrecherche im westlichen Teil von Interlaken einige indische Restaurants in direkter Nähe, so dass ich mich nur noch für eines entscheiden musste. Meine Wahl fiel auf das gut besuchte Indian Tandoori (mit der besten google-Bewertung von 4,9, leider ohne Klimaanlage, dafür aber mit einem auf höchster Stufe laufenden Ventilator) und ich wurde nicht enttäuscht. Das Preisniveau lag etwas über dem zu Hause, und noch nicht eingerechnet waren Reis oder Naan für 5 bzw. 4 CHF.
Der Espresso bei McDonalds war mit 3,30 CHF teurer als bei uns, aber immer noch günstiger als gestern Abend im Restaurant zu 4,50 CHF. Vom Busbahnhof in Interlaken West fuhr ich nach dem Essen zurück nach Wilderswil. Mein Zimmer unter dem Hoteldach hatte sich trotz Abschottung gegen die Sonne aufgeheizt, aber nach einer erfrischenden Dusche und dem Öffnen der Fenster ließ es sich gut aushalten.
Nach zwei Wandertagen steht morgen ein wenig Abwechslung auf dem Programm.











